"Wir haben einen Jungen in unserer Akademie, der ist spektakulär", sagte Gabriel Heinze, ehemaliger argentinischer Nationalspieler und unter anderem für Manchester United und Real Madrid aktiv, im Jahr 2020. Heinze, mittlerweile bei Newell's Old Boys an der Seitenlinie, war seinerzeit Trainer von Vélez Sarsfield. Wen er meinte? Máximo Perrone, damals 17 Jahre alt.
"Ich will ihn noch nicht hochziehen, weil er noch sehr jung ist. Aber das war eine schwere Entscheidung", führte Heinze aus, der Vélez kurze Zeit später verlassen sollte. Wäre er noch länger geblieben, hätte es vielleicht nicht noch weitere zwei Jahre gedauert, ehe Perrone schließlich Anfang 2022 erstmals für die erste Mannschaft des argentinischen Traditionsklubs aus Buenos Aires spielen sollte.
Aber womöglich war es auch genau richtig, dem hochbegabten Mittelfeldspieler die nötige Zeit zur Entwicklung zu lassen. Jedenfalls gelang Perrone derart schnell der Sprung zum Leistungsträger bei Vélez, dass die großen Klubs aus Europa noch aufmerksamer auf den inzwischen 20-Jährigen wurden. Manchester City erhielt vor kurzem den Zuschlag, holte Perrone für satte elf Millionen Euro Ablöse nach England.
Máximo Perrone: Die ersten Schritte
Geboren im Januar 2003 in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, wurde Perrone bereits als Sechsjähriger erstmals von Vélez-Scouts entdeckt. Da die Akademie des Klubs jedoch für dieses junge Alter noch kein entsprechendes Team hatte, einigte man sich darauf, dass Perrone zu Vélez wechseln würde, sobald er alt genug ist. Bis dahin spielte er für kleinere Klubs in Villa Devoto, einem Stadtteil im Westen von Buenos Aires.
Als er sich dann schließlich Vélez anschließen durfte, probierte er sich dort zunächst auf verschiedenen Positionen aus: Flügelspieler, Stürmer, Außenverteidiger, Halbposition im Mittelfeld - Perrone spielte fast alles.
Dabei tat er sich jedoch anfangs schwer, in seinen Teams Stammspieler zu sein. Das änderte sich erst in der U13, als sein damaliger Trainer Cristian Gomez ihn explizit als Teil einer Doppelsechs im Mittelfeldzentrum förderte. Es sollte Perrones ideale Position werden.
Máximo Perrone: Der große Durchbruch
2019, mit 16, unterschrieb Perrone seinen ersten Profivertrag bei Veléz. Für Argentiniens U16-Nationalmannschaft hatte er zu jener Zeit einige starke Auftritte - bis zu seinem ersten Einsatz bei den Profis dauerte es danach aber noch etwas.
Sein Debüt für die erste Mannschaft von Vélez feierte er schließlich im Februar 2022 mit 19, in einem Testspiel gegen den Stadtrivalen River Plate. Und dabei konnte Perrone derart überzeugen, dass er seither kaum noch in der Startelf fehlte.
Anfang März 2022 folgte seine Pflichtspielpremiere bei einem 1:1 gegen Estudiantes, beinahe immer spielte Perrone fortan von Beginn an. Das erste ganz große Highlight war sein 3:2-Siegtreffer in der Nachspielzeit bei der Copa-Libertadores-Partie gegen Club Nacional im Mai letzten Jahres, mit dem er den Grundstein dafür legte, dass Vélez nach zuvor vier sieglosen Gruppenspielen letztlich doch noch in die K.o.-Phase einziehen konnte.
Máximo Perrone: So läuft's gerade
Auch dank Perrone und mit dem damals noch 19-Jährigen als Führungsspieler schaffte es Vélez vergangenes Jahr bis ins Halbfinale der Copa Libertadores.
Bitter für den City-Neuzugang: Wegen eines Pneumothorax verpasste er beide Halbfinalspiele gegen Flamengo, in denen die Argentinier am Ende chancenlos waren.
Auch in der Liga fehlte Perrone zwischen Ende August und Mitte Oktober in wichtigen Spielen, konnte seiner in den Abstiegskampf geratenen Mannschaft erst in den finalen Partien der Saison wieder helfen.
Der Abstieg konnte am Ende vermieden werden - und für Perrone persönlich war es mit 33 Pflichtspieleinsätzen, in denen ihm drei Treffer und zwei Vorlagen gelangen, eine gute Premieren-Saison im Profibereich.
Nun wagt er also den Sprung nach Europa und will sich bei City einen Namen machen, bis 2028 hat Perrone beim englischen Meister unterschrieben. Das Abenteuer dort beginnt für ihn derweil früher, als er sich das vermutlich gewünscht hätte: Mit Argentiniens U20 spielte er die U20-Südamerikameisterschaft, mit nur drei Punkten aus vier Spielen verpasste der Weltmeister-Nachwuchs jedoch den Sprung in die Finalrunde. Perrone erzielte dabei immerhin ein Tor bei einem 1:2 gegen Paraguay.
Máximo Perrone: Seine Stärken
Perrone hat eine ausgereifte Technik, einen feinen linken Fuß und ist sehr spielintelligent. Was bei ihm auffällt: Er antizipiert die Bewegungen der Gegenspieler vor seiner Ballannahme extrem gut, hat dadurch oft sehr kluge Aufdreh-Bewegungen und kann so Angriffe initiieren.
Der erste Kontakt ist stark, auch im Tackling hat er große Qualitäten und verfügt über eine hohe Dynamik. Zudem ist er - für einen Sechser natürlich eine der wichtigsten Fähigkeiten - gut darin, Passwege des Gegners vorauszuahnen und damit Ballgewinne zu erzielen.
Máximo Perrone: Woran er arbeiten muss
Perrone ist für sein Alter schon ein sehr kompletter Mittelfeldspieler, kann auch torgefährlich werden. Dieses Potenzial könnte er möglicherweise noch ausweiten und zuweilen noch vehementer in den Strafraum drängen, um selbst Tore zu erzielen oder sie vorzubereiten.
Was er zudem noch verbessern könnte, ist sein rechter Fuß. Dadurch würde Perrones Spiel möglicherweise noch variabler werden.
Máximo Perrone: Der neue ... Fernando Redondo?
Feiner linker Fuß, spielintelligent, elegante Bewegungen, ein guter Mix aus Übersicht und Dynamik, hin und wieder besondere Aktionen: Die Spielstile von Perrone und Fernando Redondo ähneln sich tatsächlich.
Daher stellte man auch in Argentinien bereits früh Vergleiche zum ehemaligen Albiceleste-Star Redondo an, der mit Real Madrid und der AC Milan insgesamt dreimal die Champions League gewinnen konnte (1998, 2000 und 2003). Erfolge, die auch Perrone künftig mit City gerne feiern würde.
Máximo Perrone: Wie geht es weiter?
Wie bereits erwähnt, hat Perrone in Manchester bis 2028 unterschrieben. Bei City dürfte man ihn als langfristige Investition in die Zukunft betrachten, als einen Spieler, der potenziell eine Ära prägen könnte.
Allerdings muss sich Perrone dafür natürlich langsam und stetig weiterentwickeln. Seit nicht mal einem Jahr spielt er regelmäßig auf Profi-Niveau - dass er sich auf Anhieb in einem Starensemble und der vielleicht besten und intensivsten Liga der Welt durchsetzt, scheint nicht sonderlich realistisch.
Klar ist aber auch: Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit könnte Perrone durchaus der neue Partner von Rodri im Mittelfeldzentrum der Elf von Trainer Pep Guardiola werden. Bei Ilkay Gündogan ist weiterhin nicht klar, ob er seinen Ende Juni 2023 auslaufenden Vertrag verlängert, und ansonsten hat City neben Rodri aktuell nur noch Kalvin Phillips als klassischen Sechser im Kader. Perrone könnten sich also Chancen eröffnen.