Er sollte der neue Superstar des Fußballs werden. Auf Juniorenebene dominierte Gaël Kakuta, einer der größten Vereine überhaupt verpflichtete ihn als Teenager. Doch der Transfer war kontrovers und folgenreich.
Ein paar Titel stehen trotzdem in der Vita des Franzosen, der später zum Wandervogel wurde und heute in Frankreichs zweiter Liga spielt.
Kakuta wechselte 2007 als Minderjähriger im Alter von 15 Jahren von RC Lens zu Chelsea. Die Franzosen waren sauer, dass ihnen ihr größtes Talent abspenstig gemacht wird. Sie nahmen den Wechsel und dessen Umstände nicht hin und beschwerten sich bei der FIFA.
Die Ermittlungen des Weltverbands hatten für die Blues zwei Jahre später Konsequenzen. Laut der FIFA steckte Chelsea hinter der Vertragsauflösung zwischen Kakuta und Lens. Ein ähnlicher Fall also, wie jener zwischen dem 1. FC Köln und Olimpija Ljubljana in diesen Tagen. Und ähnlich wie beim FC gab es eine fette Strafe für Chelsea: Zwei Transferperioden durften die Londoner keine neuen Spieler registrieren. Kakuta wurde zu einer viermonatigen Sperre und 780.000 Euro Strafe verdonnert und Chelsea musste Lens 130.000 Euro Entschädigung zahlen.
Transfers minderjähriger Spieler waren damals noch nicht so alltäglich wie es heute der Fall ist. Auch deshalb fand der Fall Kakuta große Aufmerksamkeit und löste teils heftige Diskussionen über das Gebaren großer Klubs auf dem Transfermarkt aus.
Chelsea indes akzeptierte das Urteil nicht, legte Berufung ein und bekam nach langem Theater Anfang 2011 sogar recht.
Gaël Kakuta: Viele Leihen, wenig Entwicklung
Sportlich lief es für Kakuta bei Chelsea zunächst trotz eines Knöchelbruchs im Februar 2009 gar nicht schlecht. Er war auch in der Jugend des englischen Top-Klubs ein herausragender Spieler und kam zu ein paar Einsätzen bei den Profis. Bei der U19-Europameisterschaft 2010 trumpfte der trickreiche Offensivspieler auf und führte Frankreich zum Titel.
Bei den mit Stars gespickten Chelsea-Profis reichte es aber dann doch noch nicht zu regelmäßigen Einsätzen. Kakuta wurde in die viel zitierte "Loan Army" der Blues aufgenommen - und damit begann die Abwärtsspirale. 2011 wechselte er erst zu Fulham, dann zu den Bolton Wanderers. Ein Jahr später ging es nach Dijon und dann zu Vitesse Arnheim.
Kakuta deutet immer wieder sein großes Potenzial an, aber es fehlt an Konstanz. Wie soll diese angesichts der ständig wechselnden Vereine und Umfelder aber auch bei einem jungen Spieler zustande kommen? In Arnheim ist man mit seinen schwankenden Vorstellungen nicht glücklich, die auf zwei Jahre angelegte Leihe wird nach sechs Monaten abgebrochen.
Gaël Kakuta: Schwierige Zeit auch bei Lazio
Anfang 2014 ist Kakuta noch immer ein Chelsea-Spieler, aber meilenweit vom Profikader entfernt. Lazio ruft und holt ihn am letzten Tag der Wintertransferperiode als Ersatz für den zu Juventus abgewanderten Hernanes in die Ewige Stadt. Wieder ist es ein Leihdeal, diesmal mit Kaufoption über 3,5 Millionen Euro.
Kakuta freut sich auf seine neue Aufgabe. Endlich die Aussicht, bei einem namhaften Klub Fuß zu fassen mit der Perspektive, dort länger zu bleiben. Allein, Trainer Edy Reja hat angesichts einer schwachen Saison der Biancocelesti andere Sorgen, als einen jungen Spielmacher in seine Mannschaft einzubauen.
Die ersten vier Spiele in Rom verbringt Kakuta allesamt komplett auf der Bank. Gegen Atalanta darf er dann vier Minuten lang rein, es folgen 22 Minuten in der Europa League gegen Ludogorets.
Gaël Kakuta: Abschied aus Rom, Aufblühen in Lens
Es blieben Kakutas einzige Einsätze für Lazio. Vor der letzten Partie der Saison gegen Bologna twitterte er zwischen Frust und Erleichterung: "Noch ein Spiel und meine Leihe bei Lazio ist vorbei."
Sein Scheitern in Rom ist auch eine Niederlage für Sportchef Igli Tare. Der ehemalige Bundesligaspieler hatte im Januar angekündigt: "Er ist sehr stark, Sie werden sehen." Im Frühjahr dann sagte er über Kakuta "Ich fühle mich schuldig, er hatte wenig Gelegenheiten."
Rayo Vallecano, Sevilla, Hebei, Deportivo - Kakuta wurde auch in der Folge nie richtig heimisch. Bis er 2017 in die Heimat zurückkehrte und fortan nur noch für Amiens und seinen Heimatklub Lens auflief. 2020/21 spielte er die beste Saison seiner Karriere und war mit elf Treffern Lens' bester Torschütze in der Ligue 1.
Gaël Kakuta: Nationalspieler des Kongo
Auch auf Nationalmannschaftsebene lief es für Kakuta anders als erwartet. Als sich abzeichnete, dass er für die französische A-Nationalelf wohl keine Option sein würde, entschied sich der in Lille geborene Offensivspieler dank einer doppelten Staatsbürgerschaft für einen Verbandswechsel und lief seit 2017 für die Demokratische Republik Kongo auf. 13 Länderspiele hat er seitdem absolviert und zwei Tore geschossen. Auf die Teilnahme an einem großen Turnier wartet er noch, in den Playoffs für die WM in Katar scheiterte der Kongo an Marokko.
Mittlerweile ist Kakuta 31 Jahre alt und er spielt seit Oktober 2022 erneut in Amiens, in der Ligue 2. 18 Spiele hat er in dieser Saison absolviert und dabei vier Tore erzielt.
Die ganz große Karriere hat Kakuta nicht hingelegt, eine ziemlich einzigartige dagegen schon.