Der Rahmen war unwürdig, aber das war Mickael Landreau völlig egal. Wegen einer Platzsperre des gastgebenden Vereins AC Ajaccio wurden am Mittwochabend nur ein paar Dutzend Zuschauer Augenzeugen eines historischen Spiels, des 603. des ehemaligen französischen Fußball-Nationaltorhüters in der Ligue 1.
So viele hat kein anderer Profi in Frankreichs höchster Klasse bestritten. "C'est fabuleux, c'est énorme", sprudelte es aus Landreau heraus; als fabelhaft und großartig empfand er seine Marke.
Dass der Rahmen nicht stimmte, konnte er ebenso verschmerzen wie das unglückliche 1:1 seines SC Bastia im korsischen Derby.
Trotz der wenig feierlichen Umstände spüre er sehr genau, "was der Rekord bedeutet", sagte Landreau, "das ist etwas ganz Großes". Fast 20 Jahre hatte die alte Bestmarke von Jean-Luc Ettori Bestand gehabt, ehe der 34 Jahre alte Landreau sie übertraf.
Eigens angefertigtes Trikot
Und auch wenn es kaum jemand sehen durfte, so hatte sich Landreaus Verein doch etwas Besonderes einfallen lassen: Der Torhüter durfte die Kapitänsbinde tragen, und auf dem kleinen Stück Stoff prangte ebenso die goldene Zahl 603 wie auf seinem eigens angefertigten schwarzen Trikot.
Nur Ettori, einst beim AS Monaco im Tor, war diesmal nicht dabei. Am vergangenen Sonntag, als Landreau Ettoris Bestmarke einstellte, durfte der 58 Jahre alte Veteran seinen Erben noch warmschießen.
Landreau hat viel erlebt in seinen 17 Jahren als Profi beim FC Nantes (1996 bis 2006), Paris St. Germain (bis 2009), dem OSC Lille (bis 2012) und seit Dezember 2012 in Bastia. Elf Länderspiele hat er bis 2007 bestritten, er war WM-Zweiter 2006, zweimal französischer Meister, dreimal Pokalsieger.
Karriereende nicht in Sicht
Seine kurz geschnittenen Haare sind über die Jahre ergraut, aber ans Karriereende denkt er noch nicht, auch wenn sein Vertrag im Sommer ausläuft. "Diese Frage stellt sich mir nicht, weil ich körperlich noch gut in Schuss bin", sagte er.
Und wenn auch nicht viele Menschen da waren am Mittwochabend im Stade Parsemain in Fos-sur-Mer nahe Istres in Südostfrankreich, so hat sich Landreaus Marke doch bis in höchste Kreise herumgesprochen.
Valerie Fourneyron, die Sportministerin, schickte am Donnerstag ein Glückwunschtelegramm und gratulierte Landreau zu einer "wundervollen Karriere". Die dauert nun sogar länger als die des "ewigen Charly", Karl-Heinz Körbel. Der hält die Bestmarke in der Bundesliga mit 602 Spielen für Eintracht Frankfurt.
Mikael Landreau im Steckbrief