Paris ist Katars Brückenkopf in Europa

SID
Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy leistet Katar einige Schützenhilfe
© getty

In der Fußball-Meisterschaft hinkt Frankreichs Tabellendritter Paris St. Germain den Erwartungen hinterher. Der Titelverteidiger, der auch vom Gewinn der Champions League träumt (Gegner im Achtelfinale: der FC Chelsea) hat trotz Millionen-Investitionen aus Katar in die Lichterstadt Paris und seine Mannschaft nicht den komfortablen Vorsprung herausgeholt wie die Bayern in Deutschland.

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Trotzdem bleibt Frankreich der strategische Brückenkopf Katars für die Eroberung Europas.

Das liegt zum einen an den enormen Steuerbefreiungen, die der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy dem Wüstenstaat gewährt hat. Das liegt zum anderen daran, dass die arabischen Unterhändler das Geld mit vollen Händen ausgeben. Mehrere Prunkhotels in Paris gehören ihnen schon.

Wurde PSG noch 2006 für 26 Millionen Euro vom TV-Sender Canal plus an Colony Capital, Butler Capital Partners und Morgan Stanley verkauft, blätterten die Katarer fünf Jahre später 76 Millionen hin. Obwohl der Verein in fünf Jahren rund 100 Millionen operativen Verlust gemacht hatte.

131 Millionen für Kaderausgaben

Die notwendige Investitionssumme von 131 Millionen Euro zur Verstärkung des Kaders kommt auch hinzu. Kein Wunder, dass sich die Europäische Fußball-Union (UEFA) um das Financial Fair Play des französischen Glamour-Klubs kümmern muss.

Wer sich umhört, weshalb ausgerechnet Paris und beispielsweise nicht der Auch-Hauptstadtklub Hertha BSC mit Geld zugeschüttet wird, erfährt hinter vorgehaltener Hand, PSG habe eben die Tourismusattraktion Eiffelturm im Wappen. Da kann weder der Berliner Bär noch das Brandenburger Tor noch die Hertha-Flagge mithalten.

Wie durchdacht die Strategie der Araber ist, um in Europa Fuß zu fassen, zeigen zwei weitere Beispiele. Zum einen gründeten sie in Konkurrenz zu "Canal plus" den Pay-Sender "beIN Sports", der inzwischen zwei Kanäle betreibt.

Er erwarb die internationalen Rechte an der französischen Ligue 1, die Rechte an der Champions League, die französischen Rechte an der Bundesliga und für 90 Millionen Euro die Rechte 2012 - 2016 an zwei Live-Übertragungen aus der französischen Liga pro Spieltag.

Rechte-Verkauf an Sky

Selbstverständlich auch die Rechte an der Handball-WM in Katar, die in Deutschland an den Bezahlsender Sky weiterverkauft wurden und nicht an ARD und/oder ZDF. Bein Sports hat in Frankreich inzwischen rund 2,5 Millionen Abonnenten, bräuchte aber nach Expertenmeinung sechs Millionen, um eine schwarze Null zu schreiben.

Am 23. November 2010 hatten sich UEFA-Präsident Michel Platini, der damalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy, Scheich Tamid bin Hamad al-Thani und andere Würdenträger im Elysee-Palast zum Mittagessen getroffen.

Am 2. Dezember wurde Katar mit 14:8 Stimmen die Ausrichtung der WM 2022 zugesprochen. Platinis Sohn Laurent, Jurist, erhielt einen Job beim neuen Eigentümer von PSG, Quatar Sports Investements (QSI).

Katar bezahlt Renovierung des Prinzenparks

Für die Europameisterschaft 2016 trägt Katar die 75 Millionen Euro Renovierungskosten des Prinzenparks, nicht der Staat und nicht der Eigentümer, die Stadt Paris. Schon hat Katar, um VIP-Plätze zu schaffen, die Geschäftsstelle verlegt.

Fans befürchten, dass die Durchschnittspreise auf englisches Niveau angehoben werden sollen. Die Eigentümer machen keinen Hehl daraus, dass sie nach der EM und weiteren Investitionen in die Mannschaft das Fassungsvermögen von 45.000 auf 60.000 anheben möchten.

Pariser Bevölkerung empört

Dagegen laufen die Anwohner des in einem Wohnviertel gelegenen Stadions Sturm. Auch Experten aus der Bauwirtschaft äußern Bedenken, weil die Pariser Stadtautobahn unter dem Prinzenpark verläuft. Und wenn da der Druck von 15.000 Menschen mehr auf den Untergrund hinzukommt...

Doch Katar hat seinerseits ein wunderbares Druckmittel in der Hand. Bei Verweigerung eines Ausbaus könne man ja mit PSG ins meist leerstehende Stade de France ausweichen. Das gehört dem Staat und nicht der Stadt.

Und der könnte die Miete von einer Millionen Euro pro Spiel plus Umsatzbeteiligung ab einer bestimmten Zuschauerzahl bestimmt auch gut gebrauchen.

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