Senf- und Talenthochburgen

Nino Duit
11. August 201614:50
AS Nancy-Lorrain vertraut auf eine junge Defensive und einen erfahrenen Angriffimago
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Beim FC Metz und bei AS Nancy-Lorraine steht die Nachwuchsförderung ganz oben auf der Agenda. Metz bringt reihenweise angehende Stars hervor, mit Vincent Thill steht der nächste bereit. Nancy vertraut auf einen 21-jährigen Co-Kapitän. FCO Dijon startet einen zweiten Anlauf, sich in der Ligue 1 zu etablieren. SPOX stellt die Aufsteiger vor.

FC Metz

Miralem Pjanic. Sadio Mane. Kalidou Koulibaly. Drei Spieler, die auf ihren Positionen zu den umworbensten des Transfer-Sommers 2016 zählen. Gemeinsam werden sie letztlich wohl über 100 Millionen Euro bewegen. Das ist aber nicht das Einzige, was das illustre Trio eint. Sie alle wurden beim FC Metz, nahe des Drei-Länder-Ecks von Frankreich, Deutschland und Luxemburg, ausgebildet. Damit treten sie in die Fußstapfen von Stars wie Emmanuel Adebayor, Robert Pires oder Luis Saha.

Kurz: Der FC Metz macht gute Jugendarbeit. Verdammt gute Jugendarbeit. In der vergangenen Saison wurde die vereinseigene Akademie als viertbeste Frankreichs ausgezeichnet. "In den vergangenen zehn Jahren haben wir 67 Spieler in der Akademie ausgebildet, die zu Profis in Frankreich und der ganzen Welt wurden", sagte Denis Schaeffer vor einiger Zeit Inside Futbol.

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Damals war Metz noch zweitklassig, in der Zwischenzeit glückte der Aufstieg in die Ligue 1 - haarscharf. AC Le Havre, der härteste Rivale um Platz drei, weist in der Abschlusstabelle dieselbe Punktzahl und das selbe Torverhältnis auf. Metz erzielte jedoch zwei Treffer mehr. Knapper geht kaum.

Groß war der Jubel darüber natürlich schon, aber irgendwie wurde der Aufstiegs-Jubel in den vergangenen Jahren fast zur Normalität. Der FC Metz ist eine klassische Fahrstuhlmannschaft. Im 21. Jahrhundert stieg Metz bereits fünfmal ab und wieder auf - einmal ging es sogar in die Drittklassigkeit. Sich mit wilden Investitionen in der Eliteklasse festzusetzen, ist nicht die Philosophie des Vereins. Die Nachwuchsförderung ist der Antrieb.

Ein Versprechen namens Thill

2013 wurde die FC Metz International Football Academy gegründet. Talente aus aller Welt bekommen dort die Möglichkeit, sich in Metz zu präsentieren. Die jungen Kicker kommen aus China, Kanada oder Indien. Beim FC Metz verschwimmen Gegenwart und Zukunft.

Früh bekommen die selbst ausgebildeten Talente Chancen in der ersten Mannschaft. In der vergangenen Saison hütete der erst 20-jährige Thomas Didillon das Tor des FC Metz. Er gilt als künftiger Nationalspieler, durchlief bisher fast alle U-Nationalteams Frankreichs. Bester Metzer Scorer war in der Aufstiegssaison mit Yeni N'Gbakoto ebenfalls ein Mann aus der eigenen Jugend. 23 Torbeteiligungen konnte er verzeichnen.

In diesem Sommer stieg das womöglich größte Zukunftsversprechen des FC Metz von der Jugendabteilung zu den Profis auf: Vincent Thill. 16 Jahre ist der Luxemburger erst alt und bereits Nationalspieler. Der FC Bayern soll schon angeklopft werden. Dort würde er unter anderem auf Franck Ribery treffen. Er spiele übrigens auch mal für den FC Metz.

AS Nancy-Lorraine

Erfahrung und Abgeklärtheit, Ruhe und Kampferprobtheit sind normalerweise die Attribute, nach denen zentrale Defensivspieler gesucht werden. Läuft in dieser Spielfeld-Region etwas schief, dann wird es gefährlich. Vorne kann gerne mal experimentiert werden, aber im Defensivbereich ist die Risikofreude vieler Vereine doch stark begrenzt.

Dass es auch mit einem Kontrastprogramm funktionieren kann, bewies der AS Nancy-Lorraine in der vergangenen Saison. Clement Lenglet (21), Youssef Ait Bennasser (20) und Modou Diagne (22) sind alle drei blutjung, aus der Jugend des AS Nancy-Lorraine und entscheidende Defensivspieler der Aufstiegsmannschaft.

Eine Saison lang kann dieses Trio noch Seite an Seite erste Ligue-1-Erfahrungen sammeln, dann werden sich die Wege trennen. Ait Bennasser hat AS Nancy-Lorraine bereits an den AS Monaco verkauft, er spielt bis Sommer 2017 aber noch per Leihe bei seinem Heimatklub. Und damit direkt vor Innenverteidiger Lenglet.

Mit seinen erst 21 Jahren ist Lenglet bereits Co-Kapitän seiner Mannschaft, ihm wird eine große Zukunft prophezeit. Von der U16 bis zur U21 durchlief er alle französischen U-Nationalteams. Auch sein Nebenmann Modou Diagne sammelte einst internationale Erfahrungen mit der U20-Auswahl Frankreichs. Womöglich wird er aber bald für den Senegal kicken.

Lediglich 32 Gegentore ließ dieser spannende Defensivverbund in der vergangenen Saison zu, weniger als alle anderen Vereine - und hatte somit großen Anteil am Gewinn des Ligue-2-Meistertitels. Das ist aber nur die Hälfte des Erfolgsrezepts. Neben der Zutat hochtalentierte Defensivspieler vertraut Trainer Pablo Correa auf erfahrene Offensivakteure.

Vereinslegende in dritter Amtszeit

Die drei besten Schützen der vergangenen Saison haben ihren 30. Geburtstag allesamt schon gefeiert: Maurice Dale (31), Anthony Robic (30), Youssouf Hadji (36). Auch in der kommenden Saison geht dieses Trio für Nancy auf Torjagd, genau wie die tragenden Defensivspieler konnte der Verein die entscheidenden Offensivakteure halten.

Speziell bei Youssouf Hadji dürfte das aber nicht allzu schwierig gewesen sein, ist er doch das, was man gemeinhin als Vereinslegende bezeichnet. 1999 absolvierte das Eigengewächs sein erstes Spiel für Nancy. In den folgenden 17 Jahren machte der Marokkaner dann den einen oder anderen Abstecher. Mal nur einen kurzen, um eines der 64 Länderspiele für sein Heimatland zu absolvieren. Mal einen längeren, um sein Geld zwischenzeitlich woanders zu verdienen.

Hadji spielte beim SC Bastia und bei Stade Rennes und kehrte wieder zurück nach Nancy. Dann kickte er für Elazigspor und den Al-Arabi Sports Club und kehrte wieder zurück. 308 Spiele absolvierte der Stürmer in seinen drei Amtszeiten für Nancy, 61 Treffer erzielte er. Sein Vertrag läuft bis 2017, vielleicht geht die Vereinslegende in seine letzte Saison. Dann müssten auch im Sturm die Jungen, Wilden übernehmen.

FCO Dijon

Für seinen exzellenten Senf ist Dijon weltbekannt und auch für die Burgundweine, die in der Gegend angebaut werden. Für seinen guten Fußball jedoch eher weniger. Nach dutzenden Jahren in den Niederungen des französischen Fußballs erlangte der lokale FCO Dijon erst 2004 Profi-Status. Der Appetit nach ganz großem Fußball wurde dann 2011 gestillt, erstmals stieg Dijon in die Ligue 1 auf - um sich nach nur einer Saison wieder nach unten zu verabschieden.

Die Senf-Hochburg scheint durch dieses einjährige Schmankerl aber auf den Geschmack gekommen zu sein. Der Wiederaufstieg wurde von Saison zu Saison knapper verpasst, ehe Dijon in der vergangenen Spielzeit dann äußerst souverän durch die Ligue 2 marschierte und sich den Aufstieg bereits zwei Spieltage vor Saisonende sicherte.

Trumpf war dabei das Kollektiv. Die Mannschaft wird von keinem großen Star getragen. Speziell in der Offensive präsentiert sich Dijon schwer ausrechenbar, die Verantwortung ist auf viele Schulter verteilt. Lois Diony, Frederic Sammaritano und Julio Tavares - drei Offensivkräfte, die jeweils an mindestens 15 Treffern beteiligt waren.

Freiburg sei Dank

Tavares kennt von diesem Trio als Einziger schon die große Bühne. Mit den Kap Verden nahm der Mittelstürmer bereits zweimal am Africa Cup of Nations teil. 2013 gelang ihm mit dem kleinen Inselstaat sogar sensationell der Einzug ins Viertelfinale.

Bei FCO ist der 1,87-Meter-Hüne der Wandspieler an vorderster Front. Gegenüber Christopher Jullien wirkt aber sogar Tavares beinahe mickrig. 1,96 Meter misst der Innenverteidiger und verbreitet bei Standardsituationen Angst und Schrecken. Beim SC Freiburg konnte sich der 23-Jährige einst nicht durchsetzen, die Breisgauer reichten ihn per Leihe nach Dijon weiter.

Für beide Parteien war das ein äußerst lohnendes Geschäft. Jullien führte Dijon als Stamminnenverteidiger und mit insgesamt neun Torerfolgen zum Aufstieg - und machte sich so für andere französische Klubs interessant. Freiburg verkaufte ihn schließlich nach Toulouse und strich 2,8 Millionen Euro Ablöse ein.

Als Ersatz verpflichtete Dijon den zweitligaerprobten Recken Yunis Abdelhamid vom FC Valenciennes. Prominentester Neuzugang ist jedoch Marvin Martin. 15 A-Länderspiele absolvierte er bereits für Frankreich, fünfmal kickte er in der Champions League für den OSC Lille. Nun spielt er per Leihe für eine Saison in Dijon. Dem Offensivspiel möchte Würze verliehen werden.

Der Spielplan der Ligue 1