PSG - Transfergerüchte um Julian Draxler: Wertvoller, als die Sportwelt glaubt

Ben Barthmann
31. August 201809:19
Julian Draxler von Paris Saint-Germain wird mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht.getty
Werbung

Julian Draxler von Paris Saint-Germain wurde mit zahlreichen Vereinen in Verbindung gebracht. Ist ein Abschied des deutschen Nationalspielers kurz vor Ende der Transferphase noch denkbar?

"Ginge es nach Gerüchten, hätten wir ja schon 76 Spieler verpflichtet", ist einer dieser bekannten Sätze von Sportdirektoren aus dem Transferfenster. Nun, ginge es nach Gerüchten, wäre Julian Draxler in diesem Sommer zum FC Bayern, zum FC Schalke, zum FC Sevilla, zu Borussia Dortmund und zum AC Milan gewechselt.

Passiert ist bisher gar nichts. Außer, dass sich Berater Roger Wittmann gegenüber Sport1 zu Wort meldete und einen Verbleib seines Schützlings bei Paris Saint-Germain als selbstverständlich darstellte. Es besteht eine gewisse Diskrepanz, wie der aufmerksame Leser vielleicht schon entdeckt hat.

Doch wie kommt es dazu, dass Medien wie der kicker, die SZ, die französische L'Equipe oder die spanische Diario de Sevilla unabhängig voneinander vermelden, dass der Spieler quer durch Europa gehandelt wird? Will Paris Saint-Germain Julian Draxler wirklich lieber heute als morgen in einem anderen Trikot sehen?

Julian Draxler: Seine Leistungsdaten in der Saison 2017/18

WettbewerbEinsätzeToreVorlagen
Ligue 13045
Coupe de France6-3
Coupe de la Ligue31-
Champions League8-1

PSG: Guedes-Verkauf an Valencia stopft FFP-Lücken

Gründe dafür werden viele genannt. Das Financial Fairplay der UEFA ist der zentrale Gedanke vieler Berichte. PSG gab im vergangenen Sommer über 400 Millionen Euro aus, die Einnahmen deckten diese Summe lange nicht. Vor kurzem sicherten sich die Franzosen trotzdem Thilo Kehrer aus Gelsenkirchen für 37 Millionen Euro.

Muss Draxler deshalb Platz machen? Wohl kaum, hat der FC Valencia doch die Verpflichtung von Goncalo Guedes bekannt gegeben. 50 Millionen Euro bringt der Portugiese dem Klub ein und sollte damit vorerst die letzten Löcher im Finanzplan gestopft haben. Ganz nebenbei verabschiedete sich auch noch ein potentieller Konkurrent Draxlers aus dem Kader.

Ein rein finanzieller Hintergrund scheint entsprechend nicht vorzuliegen. Mehrfach genannt werden auch die bislang spärlichen Einsatzzeiten des deutschen Nationalspielers. 20 Minuten im ersten Saisonspiel, fünf im dritten. Dazwischen stand Draxler nicht im Kader. Eine einfache Schlussfolgerung?

Julian Draxler ist Backup für mehrere Positionen

Mitnichten. Draxler fehlte im zweiten Spiel der Ligue 1 verletzt mit Wadenproblemen. Der 24-Jährige ist einer der Spieler, die nach der WM 2018 später ins Training einstiegen und aufgrund seines zwickenden Unterschenkels zwölf Tage aussetzen musste. 25 Minuten in den ersten drei Liga-Spielen der Saison klingen hart, sind aber durchaus zu erklären.

Zumal Draxler angesichts der Konkurrenz rund um Neymar, Kylian Mbappe oder Angel di Maria sicherlich nicht damit rechnen darf, nach drei Spielen der Saison auf 270 Minuten zu kommen. Die große Stärke des ehemaligen Schalkers liegt in seiner Flexibilität in der Offensive.

Draxler kann zentral spielen und über beide Flügel kommen. Das geht etwas offensiver und auch etwas defensiver und ist somit gerade recht für einen Trainer wie Thomas Tuchel, der sein System gerne auf den Gegner einstellt. Auf Draxler kann er in verschiedenen Positionen bauen, während der verkaufte Guedes doch deutlich beschränkter in seinen positionellen Möglichkeiten war.

Spielervergleich: Julian Draxler vs. Angel di Maria 2017/18

Julian Draxler hat großen Wert für PSG-Trainer Thomas Tuchel

Der echte Wert Draxlers dürfte sich somit erst später in der Saison zeigen. Dann, wenn die Franzosen am großen Ziel in der Champions League arbeiten und den Stars eine Pause gönnen möchten. Neymar konnte die letzte Saison nicht ohne Verletzung überstehen und der erst 19-jährige Mbappe wird auch seine Pausen benötigen. Di Maria litt zudem immer wieder an starken Leistungsschwankungen.

Dann fällt die Wahl zwischen Draxler und zahlreichen Nachwuchstalenten. Timothy Weah, Moussa Diaby oder Yacine Adli sind hier zu nennen, haben allerdings nicht annähernd die gleiche Erfahrung wie der Weltmeister von 2014 und auch kein ähnlich variables Profil.

Vielleicht hatte also doch der Sportbuzzer im April Recht, als er berichtete, dass Draxler ein wichtiger Bestandteil der Tuchel-Mannschaft werden und unbedingt bleiben soll. Verwundern würde das nicht, präsentierte sich der Deutsche doch in Paris bisweilen als lautstarker Anführer einer Mannschaft, in der viele wichtige Spieler jünger sind als er.

PSG: Gerüchte um Julian Draxler laufen ins Leere

Interesse dürfte durchaus bestehen an einem derartig flexiblen und immer weiter reifenden Spieler. Daher könnten die zahlreichen Gerüchte rühren. Nun macht aber eine reine Anfrage eines Vereins noch keinen Transfer - schon gar nicht, wenn PSG gar nicht verkaufen möchte.

Draxler ist gut integriert in Paris, unter anderem machte er Urlaub mit Neymar. In eineinhalb Jahren in der Hauptstadt hat er sich als wichtiger Rotations- und Rollenspieler eingeführt und somit dürften all die Gerüchte um den Gladbecker vor allem eines sein: Großer Blödsinn.

Nicht nur, dass Bayern, BVB und Schalke ein Interesse an Draxler umgehend dementierten, der AC Mailand wurde erst kürzlich wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay von der UEFA aus dem europäischen Wettbewerb ausgeschlossen. Und die Sevilla-Gerüchte wurden von L'Equipe bereits zurückgezogen: Die Spanier können das Gehalt nicht aufbringen. Ganz so billig ist ein wertvoller Spieler eben nicht.