In der 27. Minute unterbracht Schiedsrichter Clement Turpin die Partie beim Stand von 0:0. Im Nizza-Fanblock war ein Banner mit der Aufschrift "Willkommen bei der Ineos-Gruppe: In Nizza mögen wir auch das Pedal" zu sehen. Die Ineos-Gruppe kaufte OGC Nizza jüngst auf. Ineos ist unter anderem Hauptsponsor des ehemaligen Radsport-Rennstalls Team Sky. "Pedal" ist im Französischen jedoch zweideutig. Neben dem herkömmlichen Fahrradpedal wird das Wort auch als Beleidigung für Homosexuelle benutzt.
Wenige Minuten später breiteten die Fans ein zweites Banner aus. Das war genug für Turpin, der daraufhin das Spiel unterbrach. Die französische Liga hält ihre Schiedsrichter seit dieser Saison an, auf diskriminierende Beleidigungen zu reagieren und die Begegnungen zu unterbrechen. Die Banner der Nizza-Fans können auch als Provokation gegen diese Regel verstanden werden, auf Kosten der homosexuellen Community ist das jedoch nicht tragbar.
Wylan Cyprien: "Wir können nicht jedes Spiel unterbrechen"
Frankreichs Staatssekretärin für Gleichstellung, Marlene Schiappa, begrüßte auf Twitter die Entscheidung des FIFA-Schiedsrichters, "dessen Engagement für den Respekt im Fußball bekannt" sei.
Nizza-Spieler Wylan Cyprien sagte während der Spielunterbrechung gegenüber Canal+: "Wir können nicht jedes Spiel unterbrechen, wenn ein paar Idioten meinen, sie müssten irgendwen beleidigen. Ich bin gegen jede Form von Diskriminierung, aber das ist lächerlich."
Ligue 1: Große Rivalität zwischen Nizza und Marseille
Der Vorfall in Nizza war nicht der erste in dieser noch jungen Saison. Bereits zwei Mal wurden in Frankreich Spiele aufgrund von homophoben Sprechchören unterbrochen.
Zwischen den Fanlagern der Klubs aus Südfrankreich herrscht seit vielen Jahren große Rivalität. Die Liga-Verantwortlichen hatten die ursprünglich für das vergangene Wochenende angesetzte Partie des dritten Spieltags auf Mittwoch verlegt, weil die französische Polizei durch den zeitgleich stattfindenden G7-Gipfel in Biarritz ausgelastet war.
Bei Marseilles erstem Saisonsieg trafen Dario Benedetto (31.) und Dimitri Payet (73./Foulelfmeter), Nizzas Wylan Cyprien (63.) gelang ebenfalls per Foulelfmeter der zwischenzeitliche Ausgleich.