Cristiano Ronaldo erteilte kürzlich jeglichen Wechselgerüchten - ob zu Real Madrid, Manchester United oder gar Paris Saint-Germain - zumindest für diesen Sommer auch mangels wirklicher Interessenten eine klare Absage. Was er vermied, war ein klares Bekenntnis zu Juventus. Was also passiert im kommenden Sommer, wenn PSG nach dem wahrscheinlichen Abgang von Kylian Mbappe wieder auf Stürmersuche geht? Kann eine Vereinigung mit Lionel Messi Sinn ergeben?
Selten hat sich Cristiano Ronaldo so deutlich zu irgendwelchen Transfergerüchten geäußert wie am Dienstag. "Mehr als respektlos gegenüber mir als Mensch und Spieler" sei die "unseriöse Art und Weise" der Berichterstattung in den vergangenen Tagen und Wochen über ihn gewesen.
Berichtet wurde tatsächlich wahnsinnig viel über den Portugiesen. Von einer angestrebten Rückkehr zu Real Madrid war zu lesen, von einer Rückkehr zu Manchester United und von einem Plan, den das jüngst nach den Verpflichtungen von Lionel Messi, Sergio Ramos und Co. zum Dreamteam aufgestiegene Paris Saint-Germain gefasst haben soll. Diesen Sommer wird aus all dem nichts. Alle Topklubs haben andere Prioritäten als CR7. Doch wie sieht es 2022 aus?
Die spanische AS behauptete, dass PSG nach dem wahrscheinlich ablösefreien Weggang von Kylian Mbappe zu Real Madrid im Sommer 2022 ausgerechnet Messis Dauerrivalen um den Ballon d'Or holen wolle. Eine überaus gewagte Behauptung, die aber dennoch die Fantasie anregt.
Könnten die beiden tatsächlich in einer Mannschaft spielen? Würden sie miteinander auf dem Platz harmonieren? Oder würden sie sich gar gegenseitig schaden? Ein Pro und Contra.
gettyTraum: CR7 und Messi in einem Team wäre die Krönung einer Ära
von Jonas Rütten
Ja, der Kaufrausch von PSG hat in den vergangenen Monaten Dimensionen angenommen, die mit fairem sportlichen Wettbewerb, Financial Fairplay (Haha!) und etwaigen Regulierungen rein gar nichts mehr zu tun haben. Chancengleichheit ade, lang lebe der Transfer-Irrsinn, bei dem Millionensummen hin und hergeschoben werden, die für uns alle nicht mehr ansatzweise logisch oder vertretbar sind.
Wenn man das alles aber mal selbst als Verfechter der hierzulande gottseidank noch existierenden 50+1-Regel ausblendet und sich bewusst macht, wer da alles in dieser Saison gemeinsam auf dem Rasen stehen und zusammen Fußball spielen wird, der kommt nicht umhin, zumindest ein wenig mit der Zunge zu schnalzen. Messi, Neymar, Mbappe, Di Maria, Donnarumma, Verratti, Ramos, Hakimi, Wijnaldum. Eine etwaige Ansammlung an fußballerischem Können hat es seit den Galacticos von Real Madrid wohl nicht mehr gegeben.
Aber: Sie hat es eben schon mal gegeben und sie war nicht unbedingt von durchschlagendem Erfolg gekrönt. Aber die beiden unbestreitbar besten Fußballer seit über einer Dekade in einem Team, die nur zu zweit elf Ballons d'Or, über 1300 Pflichtspieltore auf Klubebene und neun Champions-League-Titel aufweisen und unzählige magische Momente auf dem Platz kreierten? Das wäre wahrhaft einmalig in der Fußballgeschichte. Etwas, das vor ein paar Jahren noch als absolut unmöglich erschien.
Es wäre die Krönung der Ära von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Während sich ihre Karrieren langsam aber sicher dem Ende entgegen neigen. Während sich andere, junge, hochtalentierte Spieler wie Mbappe oder Erling Haaland in den Vordergrund spielen und schon jetzt von Granden wie Zinedine Zidane als legitime Nachfolger der Über-Fußballer Messi und CR7 ausgerufen wurden.
Es wäre sowas wie Michael Jordans letzter Tanz - nur hätte er ihn damals nicht alleine, sondern gemeinsam mit beispielsweise Hakeem Olajuwon bei den Chicago Bulls getanzt. Wer davon jetzt Messi und wer Ronaldo ist, kann man sich in diesem hinkenden Beispiel frei aussuchen. Es wäre der ultimative letzte Tanz für beide - und mit all der Rivalität und dem dennoch vorhandenen Respekt zwischen den beiden und in Anbetracht der Errungenschaften wohl ein noch größerer als der von MJ anno 1998.
Das muss die Sportwelt gesehen haben - und um das sehen zu wollen, muss man weder PSG-Sympathisant sein noch das wahnsinnige Transfergebahren gut heißen.
Alptraum: Ronaldo und Messi würden ihr Vermächtnis zerstören
Von Filippo Cataldo
Vergessen wir mal kurz, dass der Begriff inflationär verwendet wird und ohnehin nicht korrekt sein kann, weil keiner in die Zukunft sehen kann und Spieler aus verschiedenen Epochen sowieso nicht miteinander verglichen werden können: Es kann nur einen GOAT geben (Messi natürlich, nach Diego und Zizou) - und das ist auch gut so.
Team Ronaldo ODER Team Messi, das ist seit mehr als 15 Jahren weit mehr als eine Glaubensfrage. Die beiden Spieler haben sich zudem auch wegen dieser Rivalität in die Stratosphäre gespielt. In ihrem Bestreben, dem Rivalen und der ganzen Welt ein für allemal zu beweisen, dass es nur einen Allerbesten geben kann, haben sich CR7 und Messi gegenseitig zu immer größeren Fabelleistungen gepusht.
Das funktionierte am Besten, solange die zwei Legenden auch für zwei legendäre Teams und natürliche Rivalen spielten: Das (Fern-) Duell CR7 gegen Messi war am spannendsten, als sie bei Real Madrid und dem FC Barcelona spielten.
Schon seit CR7 bei Juve unter Vertrag steht, hat die ewige Frage nach dem GOAT einen großen Teil ihres Reizes verloren. PSG-Messi gegen Juve-Ronaldo klingt noch mal falscher. Und Messi und CR7 bei PSG vereint wäre endgültig der Tod dieses Duells. Was nicht mal so schlimm wäre, würden sie den Fußball im Gegenzug zusammen noch einmal auf eine neue Ebene heben und 2023 eben gemeinsam den Ballon d'Or entgegennehmen. Hat bei Olympia ja auch funktioniert im Hochsprung.
Aber dazu wird es nicht kommen. Ein bisschen, weil CR7 und Messi schon aus ihrem GOAT-Selbstverständnis heraus kein Interesse daran haben dürften, hinter Mutaz Essa Barshim und Gimbo Tamberi die Zweiten zu sein. Vor allem aber, weil Messi und Ronaldo zusammen in einer Mannschaft auf Dauer einfach nicht funktionieren würden. Messi und CR7 in einem Team mag wie ein Traum klingen, könnte aber schnell zum Alptraum werden, in dem beide ihr Vermächtnis zerstören würden.
gettyPSG: Plus und Plus und Plus ergibt nicht Super-Plus
Dass Plus und Plus und Plus und Plus in der Fußball-Arithmetik eben nicht Super-Plus ergibt, mussten schon Real Madrids erste Galacticos erleiden. Und bei PSG waren schon in den vergangenen Jahren noch größere Egos vereint als Anfang des Jahrtausends bei Real; alle Stars irgendwie bei Laune zu halten, war für alle PSG-Trainer der letzten Jahre die größte Herausforderung. Die Champions League gewannen Neymar und Co. aber bislang nicht.
Und damit wären wir bei der aktuellen Saison: Die Wahrscheinlichkeit, dass PSG die Champions League gewinnt, war ganz bestimmt nie höher. Mauricio Pochettino hat einen fast schon unfassbar guten und auf allen Positionen klug zusammengestellten Kader zur Verfügung. Und dazu kommt nun noch Messi.
Gigio Donnarumma, Sergio Ramos, Achraf Hakimi, Marco Verratti, Georginio Wijnaldum, Angel di Maria, Neymar, Kylian Mbappe und Messi können als Mannschaft Geschichte schreiben. Aber eben in dieser Saison. Und mit dem ganz großen Ziel vor Augen können sich auch die größten Diven und Rivalen mal für eine gewisse Zeit zusammenreißen. Vielleicht.
Aber: Sollte diese Mannschaft wirklich die CL gewinnen, was soll dann CR7 noch in dieser Mannschaft? Wieso sollte er dann von den anderen Superstars mit offenen Armen empfangen werden? Wieso sollte beispielsweise Verratti sich dann freiwillig und ohne dass Ramos böse guckt für den Pass zu Ronaldo entscheiden, wenn Messi ähnlich gut postiert wäre?
Sollte PSG aber auch dieses Jahr den Henkelpott nicht nach Katar (ok, Paris...) holen, würde CR7 in eine Trümmertruppe kommen, die erst recht nichts gewinnt.