Lionel Messi: Rücktritt oder Rückkehr zum FC Barcelona - nur keine Zeit mehr bei PSG vergeuden!

Von Mark Doyle
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Lionel Messi steht vor einer großen Entscheidung. Dabei hat er nur noch wenig mit dem Spieler gemein, der die Weltmeisterschaft 2022 dominierte.

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Lionel Messi ist am Ende, so lautet gerade ein ziemlich beliebtes Narrativ, vor allem in Frankreich. Gleich mehrere Experten watschten den Superstar von PSG nach dessen blassem Auftritt gegen den FC Bayern in der Champions League mit ziemlich deutlichen Worten ab. Quintessenz: La Pulga kann auf höchstem Niveau nicht mehr mithalten.

Die Weltmeisterschaft 2022 ist dabei gerade ein paar Wochen her, Messis Leistungen dort aber scheinen vergessen. Zumindest bei Jérôme Rothen. Er hatte Messi bereits in der Vergangenheit auf dem Kieker.

Nach dem Aus in der Allianz Arena lederte der Ex-PSG-Profi bei RMC Sport: "Der Witz ist ja, dass wir ihn bei der Weltmeisterschaft erlebt haben. Da sah man, wie er sich bewegt, wie viel er investieren wollte. Das kümmert mich nicht, es ist die Nationalelf, eine andere Angelegenheit. Aber, hey: Respektiere den Hauptstadtklub ein wenig. Er hat Dir erlaubt, deinen Status und dein Gehalt beizubehalten."

Rothens fataler Schluss: "Nur PSG konnte ihm all das bieten. PSG hat sich vor ihm niedergekniet, weil man dachte, er gewinnt uns die Champions League. Aber er gewinnt uns gar nichts."

Ist es nun allein Messis Schuld, dass PSG in dieser Saison sang- und klanglos aus der Königsklasse ausgeschieden ist? Nein, sicher nicht. Es gibt tiefgreifende Probleme bei PSG. Der Klub ist besessen davon, teure Superstars zu verpflichten - und zahlt genau dafür einen hohen, sportlichen Preis.

Aber, und so ehrlich sollte man auch sein: Messi ist Teil des Problems. Sein Gehalt ist in der Tat gigantisch, und Rothen fragt zu Recht, ob dieses Geld nicht anderswo besser angelegt wäre.

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PSG: Warum ist das Scheich-Spielzeug so dünn besetzt?

Rothen steht mit seiner Meinung nicht allein da. David Ginola, in Paris eine ziemliche Legende, meinte am Mittwochabend bei Canal+: "Individuelle Klasse allein reicht nicht aus, um diesen Wettbewerb zu gewinnen. Man braucht ein solides Mittelfeld und eine starke Bank." Beides habe Paris nicht: "Im Mittelfeld hat PSG nicht das absolute Top-Niveau. Vitinha kann nicht mithalten und Messi kann es auch nicht."

Trainer Christophe Galtier verwies nicht ganz zu Unrecht auf das große Verletzungspech, das den Spitzenreiter der Ligue 1 zuletzt heimgesucht hat. Aber darf das wirklich eine Ausrede sein? Dass es zu Ausfällen kommt, ist in dieser Phase nicht überraschend. Entscheidend ist doch vielmehr, wie man auf sie vorbereitet ist.

Wie kann es sein, dass ein staatlich geförderter Superklub wie PSG so dünn besetzt ist? Gegen die Bayern saßen Juan Bernat, Nordi Mukiele, El Chadaille Bitshiabu, Warren Zaïre-Emery und Hugo Ekitiké auf der Bank. Zum Vergleich: Beim FC Bayern tummelten sich Serge Gnabry, Leroy Sané, Sadio Mané und Joâo Cancelo unter den Reservespielern.

Es wurden von Nasser Al-Khelaifi und Co. viele Ölmillionen in diesen Kader gepumpt. Aber offensichtlich nicht an die richtigen Stellen.

Aber auch Messi muss sich selbst ehrlich hinterfragen und herausfinden, warum er eigentlich im Parc des Princes ist - und ob er überhaupt eine Verlängerung in Betracht ziehen sollte.

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Lionel Messi: Die schlechteste Entscheidung seiner Karriere

Bei seiner Vorstellung als PSG-Spieler 2021 verkündete Messi: "Mein Traum ist es, noch einmal die Champions League zu gewinnen. Und ich denke, Paris ist der beste Ort, um das zu schaffen."

Es klang damals wie Musik in den Ohren der Fans. Weniger als zwei Jahre später entpuppt es sich als riesiger Irrtum. PSG ist aktuell weiter vom Triumph in der Königsklasse entfernt, als der Verein es vor Messis Ankunft war.

Beim fragwürdigen PSG-Projekt anzuheuern ist die zweifellos schlechteste Entscheidung in Messis Karriere. Und das will etwas heißen, wenn man bedenkt, wie er sich einst auf das Wort Josep Maria Bartomeus verlassen hat.

Messi hat sich blenden lassen von der Anziehungskraft PSGs. Ein irres Gehalt, die Aussicht, mit seinem guten Freund Neymar und dem größten Talent der Welt (Kylian Mbappé) zu spielen, wäre für jeden anderen auch verlockend gewesen.

Es klang nach viel Spaß, brachte jedoch eine Menge Frust.

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"Wenn es drauf ankommt, verschwindest Du"

Wie er selbst zugibt, hatte Messi ein schwieriges erstes Jahr in der französischen Hauptstadt. Corona, Verkehrschaos - die Gründe waren vielfältig. Es überrascht nicht, dass seine Probleme abseits des Platzes zu schlechten Leistungen auf dem Spielfeld führten. Konsequenz waren zeitweise sogar Pfiffe des eigenen Anhangs.

In dieser Saison lief es endlich besser. Rothen deutete an, was viele Fans ebenfalls vermuteten: Messi hatte die absolute Motivation, sich in der ersten Saisonhälfte für das große Ziel WM in Schuss zu bringen.

Das gelang und der Lohn war die Erfüllung des großen Traums vom Titel mit der Albiceleste. Messi erklärte anschließend, dass er sich sich nun auch in Paris "wohler" fühle. Für Rothen ist das allerdings ein schwacher Trost.

Er sagte: "Messi will nicht hier sein. Er will keine Verbindung zu diesem Klub. Er meint, er habe sich 'akklimatisiert'. Aber was heißt das? Du hast 18 Tore und 16 Assists gegen Angers und Clermont. Aber wenn es drauf ankommt, verschwindest Du."

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Lionel Messi und eine mögliche Rückkehr zum FC Barcelona

Nochmal: Messi war sicher nicht der einzige PSG-Spieler, der gegen die Bayern auf Tauchstation ging. Und der Gegner war stark! Laut Kylian Mbappé sind die Roten eine Mannschaft, "die zusammengestellt wurde, um die Champions League zu gewinnen". Im Gegensatz dazu haben die PSG-Besitzer einen Kader mit schwachem Fundament gebaut, der eben nicht in der Lage ist, das Gewicht von drei Superstars und deren kolossalen Gehältern zu tragen.

Die Liebe zwischen Paris und Messi beruht aber eben auch nicht auf Gegenseitigkeit. Das überrascht wenig. Jeder weiß, dass er sein geliebtes Barcelona nicht verlassen wollte. Es ist noch immer sein Verein, das Camp Nou bleibt sein Zuhause. Xavi hat das kürzlich erst wieder erwähnt.

Will Messi über das Saisonende hinaus weiter in Europa kicken, kann es nur eine Wahl geben. Er muss zurück nach Barcelona. Aus sportlicher und persönlicher Sicht ist es sinnvoll.

PSG mag ihm mehr Geld für einen Verbleib bieten. Es gibt Gedankenspiele von Klubs aus der MLS und Saudi-Arabien. Aber finanzielle Erwägungen sollten für Messi im Moment keine Rolle spielen.

Wenn überhaupt, sollte er darüber nachdenken, wie sehr er sich einschränken müsste, um seinem klammen Herzensverein in Katalonien einen Transfer zu ermöglichen - falls dieser das auch will!

Geld oder Liebe, das ist gewissermaßen die Frage.

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Lionel Messi: Eine große Entscheidung für einen großen Spieler

Falls er ernsthaft noch einmal die Champions League gewinnen will, dann sollte er im Alter von 35 Jahren keine Zeit mehr im Parc des Princes verschwenden. Denn in den kommenden Monaten dürfte es bei PSG noch hässlicher werden.

Ein Rücktritt wäre sogar die bessere Option, als seinen Ruf noch weiter zu beschmutzen, indem er für einen Klub aufläuft, dem so wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Indes: Wahrscheinlich ist das nicht, Messi hat ja nicht einmal seinen Abschied aus der Nationalmannschaft verkündet. In dem Edeltechniker brennt also immer noch ein Feuer, zumindest wenn es darum geht, sein Land zu vertreten.

In einem Punkt hat Rothen mit seiner Messi-Kritik auf jeden Fall recht: Der Messi, den wir gegen die Bayern gesehen haben, ist nicht mehr der inspirierte und inspirierende Anführer, den wir noch vor drei Monaten in Katar erlebten. Der siebenmalige Weltfußballer muss nun die große Frage beantworten, welches Ziel ihn wirklich noch antreibt.

Denn während der Wechsel zu PSG schon eine katastrophale Entscheidung für seine Vereinskarriere war, wäre es noch schlimmer, wenn er nun dort bleiben würde.

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