Istanbul'dan selamlar, hallo aus Istanbul,
bei uns könnte die Saison doch noch ein versöhnliches Ende finden. Wir stehen im Finale des türkischen Pokals, nachdem wir am Mittwoch in Gaziantep ein 2:2 geholt haben.
Es war sicher nicht unser bestes Spiel, aber das 3:0 im Hinspiel war schon die halbe Miete, obwohl wir in unserem Inönü-Stadion ohne Fans auskommen mussten. Eine Stadionsperre ist keine schöne Sache - gerade unsere tollen Fans gehen da einem schon sehr ab. Ich hoffe, es war das letzte Mal ohne Fanunterstützung.
In der Liga haben wir unsere Ziele sicher nicht erreicht, aber der Pokal ist jetzt umso wichtiger, damit wir auch in der kommenden Saison im Europapokal vertreten sind.
Ingesamt kann man schon sagen, dass wir nach dem Trainerwechsel einen kleinen Aufschwung erlebt haben. Wir haben drei Spiele gewonnen und das letzte Remis gegen Genclerbirligi war eigentlich unnötig. Jetzt hoffen wir, mit unserem neuen Trainer Tayfur Havutcu den Pokal zu holen.
Spannend wird es in der Süper Lig allemal in Sachen Titelkampf: Trabzonspor und Fenerbahce liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen - da ist längst noch keine Entscheidung gefallen.
Eine Sache ist aber klar: Ich habe in meiner ersten Saison einige interessante Spieler gesehen und auch wenn die Spielzeit noch nicht vorbei ist, habe ich mal meine Top-Spieler der Saison zusammengestellt.
1. Alex (Fenerbahce): 19 Saisontore für einen Mittelfeldspieler - da muss ich nicht viel sagen, oder? Für Alex ist das aber keine außergewöhnliche Geschichte. Er hat schon sämtliche Rekorde, was Tore und Assists angeht, auf den Kopf gestellt. Er ist der Held aller Fenerbahce-Fans und das kann ich gut verstehen. Ich habe gegen ihn schon gespielt und im Spiel fällt er oft garnicht so sehr auf. Er ist 60, 65 Minuten nicht präsent, haut dann aber einen Zauberpass oder ein tolles Tor raus und ist der Matchwinner. Seine Effektivität ist unglaublich. Kein Wunder, dass Fenerbahce erwägt, ihm ein Denkmal zu bauen. Ich habe auch gehört, dass er die türkische Staatsangehörigkeit annehmen will.
2. Ibrahim Toraman (Besiktas): Einer unserer Kapitäne! Ich komme mit ihm privat auch sehr gut aus, er ist zudem ein echter Musterprofi. Es ist für uns sehr bitter, dass Ibrahim für das Pokalfinale gesperrt ist, weil er mit seinem Kämpferherz eine Mannschaft toll mitnehmen kann. Er hat bei uns und allgemein in der Türkei ein sehr großes Standing. Ich habe die Geschichten gehört, wie alle Istanbuler Klubs um ihn gekämpft haben, als er noch in Gaziantep gespielt hat. Ich bin froh, dass er bei Besiktas gelandet ist.
3. Gustavo Colman (Trabzonspor): Ein Spieler, der mir sehr gut gefällt. Colman ist sicher einer der Faktoren, weshalb Trabzon Tabellenführer in der Liga ist. Er ist eigentlich ein offensiv veranlagter Spieler, aber Trainer Senol Günes lässt ihn in dieser Saison fast nur auf der Sechs spielen und er macht das sehr, sehr gut. Colman ist sehr ballsicher, hat eine gute Technik und ist trotz seiner defensiveren Rolle sehr präsent. Ich weiß, dass es in Trabzon nicht einfach ist, die Fans zu überzeugen, aber Gustavo hat es geschafft.
4. Olcan Adin (Gaziantepspor): Dieser Junge ist eine echte Waffe. Olcan ist einer der positiven Erscheinungen dieser Liga. Weil ich in dieser Saison oft auf der Rechtsverteidigerposition gespielt habe, bekam ich es mit ihm zutun. Auf der linken Seite ist er kaum aufzuhalten und er ist sehr schwer zu verteidigen. Er ist vielleicht nicht der schnellste Spieler, aber seine Dribblings und seine Ballsicherheit sind überragend. Zudem weiß er immer, wann er abspielen muss. In seiner Jugend spielte er bei Fenerbahce und hat sicher das Zeug, irgendwann groß rauszukommen.
5. Selim Teber (Kayserispor): Ich kenne Selim noch aus der Bundesliga. Kayserispor hat zwar in den letzten Wochen keine guten Ergebnisse eingefahren, aber dass sie über weite Strecken vorne mitgemischt haben, war sicher sein Verdienst. Auf der Sechserposition ist er ein sehr guter Stratege und er hat sicher ein Stück deutsche Mentalität in die Mannschaft gebracht. Kayseri hat mit die jüngste Mannschaft der Liga und es ist schön zu sehen, wie Selim die Mannschaft führt.
Es gibt etliche Spieler, die ich hier noch erwähnen könnte und schauen wir mal, was sich bis zum Saisonende noch so ergibt.
Bis bald.
Euer Roberto
Roberto Hilbert, geboren am 16. Oktober 1984 in Forchheim, spielte acht Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth wechselte Hilbert 2006 zum VfB Stuttgart und wurde in seiner ersten Saison auf Anhieb Stammspieler und deutscher Meister. Seit Beginn der Saison 2010/2011 spielt Hilbert für den türkischen Spitzenklub Besiktas. Weitere Informationen zu Roberto Hilbert gibt es auf seiner Facebook-Seite.
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