Rafinha: "Ibrahimovic ist das Highlight"

Von Interview: Christian Bernhard
Rafinha absolvierte bislang 17 Spiele für den FC Genua. Noch wartet er auf sein erstes Tor
© Getty

Seit dem Sommer spielt Rafinha beim FC Genua. Die Ligurier hinken den Erwartungen in dieser Saison bislang hinterher und verloren in der Winterpause mit Luca Toni und Andrea Ranocchia zwei Schlüsselspieler. Im Interview mit SPOX spricht der Ex-Schalker über die Probleme seines Klubs, das Derby gegen Sampdoria und die Highlights der Saison.

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SPOX: Rafinha, im letzten Interview mit SPOX im Sommer sagten Sie, dass Sie sich sehr aufs Derby freuen und dass man Ihnen gleich erzählt habe, es sei das beste in Italien. Am 26. Januar ist es nun soweit: Ihr FC Genua trifft auf Sampdoria. Haben Sie sich die Vorfreude erhalten und merkt man in der Stadt schon was?

Rafinha: Die Erwartungen sind sehr hoch und man spürt schon eine gewisse Euphorie. Man sieht mehr und mehr Leute mit Trikots durch die Stadt laufen. Die Atmosphäre ist sehr freundschaftlich und friedlich. Ich hoffe, das bleibt so.

SPOX: Das Spiel findet allerdings ohne ihren Ex-Kollegen Luca Toni, der zu Juventus ging, und ohne Antonio Cassano statt, der bei Sampdoria suspendiert wurde und jetzt für den AC Milan spielt. Wer soll das Spiel denn jetzt entscheiden?

Rafinha: Beide sind Klassespieler und sehr eigene Charaktere. Aber wir sollten nicht vergessen, dass da zwei Traditionsteams in einem Klassiker aufeinander treffen, für die es darum geht, drei Punkte zu holen. Natürlich fehlt uns Toni und Samp wird Cassano fehlen, aber wir haben genug Spieler, die den Fans ein gutes Spiel zeigen und uns den Sieg bringen können.

SPOX: Der Wechsel von Toni kam sehr überraschend und ging blitzschnell über die Bühne. Wie haben Sie und Ihre Kollegen den Abgang aufgenommen?

Rafinha: Es ist ja keine Überraschung, dass ein Spieler mit seiner Qualität und seiner Erfahrung das Interesse anderer Klubs erregt. Natürlich tut uns sein Abschied weh,  zumal wir einen Aufwärtstrend hatten, - und er war ein wichtiger Teil davon. Aber das ist nun mal das Fußball-Geschäft.

SPOX: Genua hat mit 13 Toren in 18 Spielen den schwächsten Angriff der Liga. Sieht es da ohne Toni nicht noch trostloser aus?

Rafinha: Keine Frage, wir müssen an unserer Offensive arbeiten und das tun wir auch jeden Tag aufs Neue. Die Verpflichtung von Mauro Boselli sollte uns helfen. Man darf aber auch nicht übersehen, dass wir mit nur 15 Gegentoren die beste Abwehr der Liga stellen.

SPOX: Aber auch in der Defensive hat Genua einen wichtigen Mann verloren. Andrea Ranocchia ist zu Inter gegangen. Was glauben Sie, setzt er sich dort durch?

Rafinha: Andrea hat großes Potenzial. Er ist natürlich noch sehr jung und muss noch viel lernen, aber bei seiner Qualität würde ich sagen, dass sich der Wechsel nach Mailand für ihn lohnen wird.

SPOX: Auch Domenico Criscito ist ein gefragter Mann. Der FC Bayern scheint nicht abgeneigt. Hätte er das Zeug, sich in München durchzusetzen?

Rafinha: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Er ist ein großartiger Linksverteidiger und ich hoffe er bleibt. Wir brauchen ihn.

SPOX: Anfang November wurde Ihr Trainer Gian Piero Gasparini entlassen und durch Davide Ballardini ersetzt. Unter ihm lief es bis zur Niederlage gegen Napoli vor vier Wochen glänzend. Was hat sich unter dem neuen Trainer verändert?

Rafinha: Zunächst mal: Wir haben alle den größten Respekt vor Gasparinis Arbeit und jeder in der Mannschaft weiß, dass wir als Team versagt haben. Dennoch glaube ich, dass ein Trainerwechsel bei den Spielern Kräfte freisetzen und zu besseren Ergebnissen führen kann. So war es bei uns. Wir konnten uns auf Anhieb gut mit Ballardini identifizieren und dann lief es. Die Heimniederlage gegen Napoli tat aber schon sehr weh.

SPOX: Überhaupt ist der FC Genua zuhause sehr schwach. Elf Punkte aus neun Spielen sind kein Ruhmesblatt. Nur Schlusslicht Bari schneidet in der Serie A schlechter ab.

Rafinha: Unser Anspruch ist natürlich höher als ein Platz im Mittelfeld der Tabelle. Zuhause spielen wir deutlich aggressiver und offensiver als auswärts und das eine oder andere Mal wurden wir von unseren Gegnern kalt erwischt. Wir wissen aber, woran es liegt und arbeiten daran, diese Fehler abzustellen, damit man überhaupt wieder von Heimvorteil sprechen kann.

SPOX: Sie spielen mittlerweile fast nur noch im Mittelfeld und dort auf wechselnden Positionen. Wie kommen Sie damit zurecht?

Rafinha: Meine Position ist rechter Verteidiger. Wegen Verletzungsproblemen musste ich mal hier und mal dort einspringen. Das ist aber nichts von Dauer.

SPOX: Sie haben schon gegen Milan, Juventus, Inter, Napoli, Palermo und die beiden römischen Klubs in dieser Saison gespielt. Welches Team hat Sie am meisten beeindruckt?

Rafinha: Milan spielt schon eine bemerkenswerte Saison. Das Team ist in allen Mannschaftsteilen sehr ausgeglichen und hochkarätig besetzt. Milan ist auch deshalb so schwer zu schlagen, weil man einfach keinen Schwachpunkt ausmachen kann.

SPOX: Welcher Spieler hat die Spielzeit bisher am meisten geprägt?

Rafinha: Ibrahimovic ist das Highlight der Saison und das nicht nur wegen seiner Tore und Vorlagen. Entscheidend ist, dass er sehr großen Anteil am Erfolg von Milan und ungeheuer wichtig für die Mannschaft ist.

SPOX: Der FC Genua hatte in dieser Saison große Verletzungssorgen. Inter und Juventus geht es nicht besser. Wie erklären Sie sich das? Liegt das am Training, den Plätzen?

Rafinha: Für mich ist die Überbelastung daran schuld. Die Anforderungen an die Spieler sind extrem hoch und nicht jeder hält das aus. Es sieht so aus, als würden die Verletzungen insgesamt zunehmen. Das ist kein italienisches Problem.

SPOX: 2014 ist die WM in ihrem Heimatland. Brasiliens neuer Nationaltrainer Mano Menezes testet sehr viele Spieler. Gab es schon Kontakt?

Rafinha: Nein, den gab es noch nicht. Ich hoffe, dass ich eine Chance bekomme, wenn meine Leistungen hier in Genua stimmen.

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