Stankovic eröffnet Psychospielchen: Was wären Derbys ohne die verbalen Scharmützel im Vorfeld? Gar nichts! Die Cafe-Stammgäste brauchen in Italien ihren Diskussionsstoff wie ihren täglichen Espresso, die Sporttageszeitungen müssen die Seiten voll kriegen. Deswegen kann man die ganzen Aussagen, dass das Derby nicht entscheidend für den Scudetto sei, links liegen lassen und sich voll Dejan Stankovic zuwenden. Der meinte nämlich, auf die Aussage von Milan-Coach Massimiliano Allegri angesprochen, dass Inter mehr zu verlieren habe: "Das kann er gerne so sehen. Aber Mathematik lügt nun mal nicht: Wir haben noch drei Ziele vor Augen, sie nur noch zwei." E basta!
Aus Vier mach Drei: Am Dienstag schimmerte Milans Aufstellung in der Offensive durch, nun richtet sich der Fokus aufs Herzstück der Rossoneri - dem defensiven Mittelfeld. Dort balgen sich mit Gennaro Gattuso, Clarence Seedorf, Mathieu Flamini und Mark van Bommel vier Mann um drei Plätze im 4-3-1-2. Van Bommel werden nach dessen Oberschenkelproblemen gleichwohl die höchsten "Chancen" auf einen Bankplatz eingeräumt. Immerhin konnte der Niederländer am Dienstag aber wie die anderen Rekonvaleszenten Andrea Pirlo, Pato und Kevin-Prince Boateng das volle Mannschaftstraining absolvieren. Während Pato und Boateng gesetzt sind, wird Pirlo das Derby relativ sicher von der Bank aus beginnen. Vielleicht ja neben van Bommel.
Daily Chivu: Sah es am Dienstag noch eher nach einem Ausfall von Defensiv-Allzweckwaffe Christian Chivu aus, sind die Inter-Ärzte nun etwas optimistischer. Der Rumäne konnte zwar immer noch nicht am Training teilnehmen, wurde von der medizinischen Abteilung aber so bearbeitet, dass es mit einem Einsatz am Samstag doch noch klappen könnte. Er würde dann den gelbgesperrten Lucio in der Innenverteidigung ersetzen. Notnagel ist bekanntermaßen Ivan Cordoba. Auch Diego Milito scharrt mit den Hufen, muss sich mit einem Startelfeinsatz aber wohl bis zum Schalke-Spiel gedulden. Gegen Milan wird er allem Anschein nach als Joker von der Bank kommen.
Leonardo im Fokus: Für Inter-Coach Leonardo wird's ernst - für ihn steht das erste Derby auf der anderen Seite an. Bei Milan ist man immer noch gespalten, was den Brasilianer angeht. Während die von Leonardo zu den Rossoneri geholten Thiago Silva und Pato und die von Leonardo aus der Jugend nach oben gezogenen Luca Antonini und Ignazio Abate immer noch voll des Lobes sind, haben andere ihm seinen Wechsel zum Erzrivalen nicht verziehen. Keeper Christian Abbiati sagte dieser Tage stellvertretend: "Als er gegangen ist hat er eigentlich gesagt, dass er in der kommenden Saison nicht arbeiten werde. Deswegen hat mich sein Wechsel zu Inter etwas irritiert. Das hat sehr viele Milan-Fans enttäuscht und einige meiner Teamkollegen haben das negativ zur Kenntnis genommen." Einem Fakt kann sich jedoch keiner erwehren: Wenn Inter das Derby gewinnt, hat Leonardo aus 13 Punkten Rückstand zur Amtsübernahme (bei zwei Spielen weniger) einen Punkt Vorsprung auf Milan gemacht.
Statistik, Part III: Entgegen der landläufigen Meinung, die Serie A produziere nur Ergebnisse nahe am binären Code, gab es in der jüngsten Geschichte des Mailänder Derbys einige torreiche Partien. In der letzten Saison zum Beispiel, als Inter den Rivalen mit 4:0 abwatschte. Den Milan-Fans sind dafür das 6:0 aus dem Jahr 2001 und das 5:0 von 1998 noch in bester Erinnerung. Inter wiederum behielt in engen Spielen 2005 mit 3:2 und 2006 mit 4:3 die Oberhand. Den höchsten Sieg fuhr indes Milan 1918 im Velodromo Sempione ein: 8:1 hieß es am Ende für die Rossoneri. Inter erfreut sich dagegen heute noch über den Sieg im torreichsten Derby der Geschichte: im November 1949 endete das Derby 6:5 für die Nerazzurri.
Der 31. Spieltag der Serie A