An Italiens Spitze tummeln sich die üblichen Verdächtigen. Die wiedererstarkte Roma, die Alte Dame aus Turin, das gut verstärkte Napoli und Inter Mailand. Und dann kommt die Überraschung. Der Aufsteiger und designierte Abstiegskandidat Hellas Verona liegt nach gutem Start auf dem Europa-League-Platz. Erst dahinter folgen die ambitionierten Klubs Lazio Rom, AC Florenz und AC Milan.
Dem Aufsteiger aus der Region Venetien ist ein Start nach Maß gelungen. Vier Siege in sieben Spielen, zuletzt gelang ein 4:1 gegen Bologna. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hat Neuzugang Luca Toni. Der 36-jährige Stürmer ist mit drei Treffern in fünf Spielen der Top-Torjäger von Hellas.
Glorreiche Zeiten mit Abwerchef Briegel
In Verona träumen die Fans dieser Tage schon von einer Rückkehr zu glorreichen Zeiten. Die sind beim Traditionsverein knapp 30 Jahre her. Mit Abwehrchef Hans-Peter Briegel gelang den Norditalienern 1985 mit dem Gewinn der Meisterschaft der größte Triumph der Vereinsgeschichte. Es folgten internationale Achtungserfolge Ende der 1980er Jahre. Danach ging es bergab für die Kicker aus der Po-Ebene.
In den 2000er Jahren wurde der Klub innerhalb von fünf Jahren in die 4. Liga durchgereicht. Zu dieser Zeit hatte Hellas auch außerhalb des Platzes große Sorgen. Die Hooligan-Szene Veronas war europaweit berüchtigt und sorgte mehrfach für Skandale. Bei einem Testspiel in Innsbruck gingen 2003 70 Hellas-Ultras auf Fans von Wacker Innsbruck los. Mehrere Polizisten und Ordner wurden teils schwer verletzt.
Unter Mandorlini zurück in die Serie A
Den Weg zurück in den Profifußball verdanken die Fans vor allem Andrea Mandorlini. Der 53-Jährige übernahm 2010 die Regie und führte den Verein in drei Jahren zu zwei Aufstiegen und damit zurück in der Serie A.
"Wir müssen es genießen", sagt der Erfolgs-Trainer mit Blick auf den aktuellen Höhepunkt der positiven Entwicklung. Mandorlini ist derzeit sichtlich bemüht, die Erwartungen zu dämpfen: "Ziel bleibt weiterhin nur der Klassenerhalt", sagt der erfahrene Coach.
Verona ist bereits Mandorlinis zwölfter Klub, zuvor führte er den rumänischen Erstligisten CFR Cluj in die Champions League und trainierte mehrere italienische Teams in der Serie A und B.
Im Sommer hat er auch auf dem Transfermarkt ein glückliches Händchen bewiesen. Die wichtigsten Transfers sind mittlerweile fest im Team integriert. An der Spitze natürlich Ex-Bayern-Star Luca Toni. Der 36-Jährige hat seinen Torinstinkt nicht verloren, seine ablösefreie Verpflichtung bereits jetzt gerechtfertigt.
Toni trifft und führt das Team
Mit Blick auf die starken Vorstellungen von Roma-Legende Francesco Totti (37) sagte Mandorlini kürzlich: "Wir haben auch einen alten Opi, der nicht schlecht spielt."
Der angesprochene Toni wird es seinem Trainer nicht übel nehmen. Er genießt seine Rolle als erfahrener Anführer im Team. "Im Alter ist es schwieriger in Form zu bleiben", sagt Toni. "Aber Fußball macht mir nach wie vor Spaß." Mit Opi Toni ist das Team derzeit sogar auf Euro-League-Kurs.
Nach seinem Wechsel zu Al-Nasr nach Dubai hatten den Ex-Bayern-Stürmer schon viele abgeschrieben. Toni belehrte sie eines Besseren und kam 2012 zurück in die Serie A, wo er für den AC Florenz immerhin achtmal traf. Trotzdem verlängerte die Florentina den auslaufenden Vertrag im Sommer nicht.
Unumstrittene Sturmspitze
An seiner Seite glänzt jetzt der ausgeliehene Außenstürmer Juan Iturbe. Zusammen mit Juan Gomez sorgt Iturbe für Druck über die Außenbahnen und setzt damit Sturmspitze Toni immer wieder in Szene. Schnelle Verlagerung, Tempodribbling über Außen und der Tor-Abschluss. So hat es Mandolini am liebsten und so fielen beim jüngsten 4:1-Sieg über Bologna alle Hellas-Tore.
Für die Struktur im Spiel des Aufsteigers ist Mittelfeld-Talent Jorginho verantwortlich. Das 21-jährige Eigengewächs spielt im Zentrum und hat sich mit überzeugenden Vorstellungen (bereits vier Scorer-Punkte) auf die Notizzettel der Topklubs gespielt. Der gebürtige Brasilianer spielt auch in der italienischen U 21 eine zentrale Rolle.
Bisher konnten auch die neu verpflichteten Alejandro Gonzalez (Innenverteidiger) und Romulo (Mittelfeld) überzeugen.
Zahlreiche Verträge laufen aus
Die Fans wissen das alles zu schätzen. Mit über 20.000 Zuschauern im Schnitt erreicht Hellas für einen Serie-A-Aufsteiger einen ordentlichen Wert. Fast doppelt so viel wie Stadtrivale Chievo, der zur Freude der Hellas-Anhänger in der Tabelle bereits neun Zähler zurückliegt.
Die Zukunft in Verona scheint rundum positiv. "Wir wollen uns in der Serie A etablieren", gibt Mandorlini als Ziel aus. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nach der Saison laufen 13 Verträge aus. Hält der Aufsteiger weiter die Erfolgsspur, bleibt der Kern des Teams wohl erhalten. Nicht ausgeschlossen auch, dass Opi Toni dann auf ein weitere Jahr in Verona Lust hat.
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