Auf Kaffeefahrt durch ganz Europa?

Von David Schmitt
Paulo Dybala ist der Shooting-Star in der Serie A
© getty

Um Paulo Dybala ist nicht nur in der Serie A ein wahrer Hype ausgebrochen. Der Stürmer ist beim US Palermo mehr als nur angekommen. Seine Bekanntheit geht aber schon weiter über Sizilien hinaus, denn mittlerweile sollen unzählige europäische Spitzenklubs hinter dem nächsten argentinischen Wunderknaben her sein.

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"Bis zum letzten Jahr bot mir hier keiner einen Kaffee an. Seit dem Beginn dieser Saison bekam ich sogar einen oder zwei umsonst", erklärt Paulo Dybala seine derzeitige Lage im Sportweek-Magazin in Italien. Natürlich hat die Ersparnis im Kaffeeladen auch einen Grund: Der 21-jährige Argentinier ist der Shooting-Star in dieser Serie-A-Saison.

Zwölf Treffer und acht Vorlagen stehen in den Statistikbögen für den Stürmer von US Palermo. Vor dieser Spielzeit hat niemand in Siziliens Hauptstadt von einer solchen Leistungsexplosion und Entwicklung zu träumen gewagt. Die mageren fünf Saisontore in der letzten Serie-B-Saison waren dabei wohl ein plausibler Grund. Mit dem Abgang der Stürmer Abel Hernandez und Kyle Lafferty, die in der Aufstiegssaison gemeinsam 26 Buden erzielten, änderten sich vor dieser Saison jedoch die Vorzeichen für Dybala.

Die linke Klebe

Palermos Trainer Giuseppe Iachini setzt seit Saisonbeginn auf den quirligen Mann als Sturmspitze in seinem 4-3-2-1-System. Die Freiheiten, die sich dem Linksfuß dabei bieten, nimmt dieser gerne an und weiß seine Stärken auszuspielen: Gerne lässt sich Dybala auf den rechten Flügel fallen, um nach den Tempodribblings mit seinem überragenden linken Fuß abzuschließen. Alle seine Treffer erzielte der Argentinier mit links, nicht einen einzigen per Kopf oder mit seiner Schwachstelle: dem rechten Standbein.

Das Wechselspiel mit Landsmann Franco Vazquez, der meist als hängende Spitze aufläuft, stimmt. Das ist natürlich kein Zufall.

Durch Zufall nach Europa

Palermo-Besitzer Maurizio Zamparini wurde 2011 auf Vazquez aufmerksam, der damals in Argentinien für CA Belgrano de Cordoba auflief. Wie es der Zufall wollte, hörte der damalige Sportdirektor der Sizilianer, Luca Cattani, in einem Gespräch mit dem Präsidenten des Ausbildungsvereins Instituto AC Cordoba, Juan Carlos Barrera, den Namen Paulo Dybala. "Du kaufst also Vazquez?", fragte Barrera und fügte direkt an: "Ich hab da einen Stärkeren." Am Youngster zeigten zu diesem Zeitpunkt allerdings auch größere und finanziell stärkere Klubs aus Europa Interesse.

Die Klub-Rekordsumme von 12 Millionen, die Zamparini für den unbekannten Youngster aufrief und bezahlte, schreckte jedoch die anderen Vereine ab. Der deutliche reifere Franco Vazquez wurde vom Präsidenten dagegen für nur rund 4,5 Millionen Euro nach Italien geholt.

"Im Paradies angekommen"

Dass der junge Argentinier allerdings überhaupt den großen Sprung nach Europa schaffen konnte, verdankt er seinem Vater. Bis zu seinem frühen Tod durch Krebs fuhr dieser seinen Sprössling jeden Tag vom Heimatort Laguna Larga zum Trainingsgelände nach Cordoba. Nach dem Tod seines Vaters spielte der damals 15-jährige Paulo noch ein halbes Jahr in seinem Heimatort, ehe er den großen Schritt wagte und in eine kleine Pension am Ausbildungsgelände des Klubs Instituto zog.

"Mein Vater träumte immer davon, dass mindestens eines seiner Kinder Fußballer wird. Gustavo, mein ältester Bruder, hat es nicht geschafft. Und auch Mariano, den alle als talentierter als mich bezeichneten, ist gescheitert. Deswegen musste ich es tun, um Papas Wunsch zu erfüllen", erklärte Dybala den damals großen Schritt heute.

Ein noch viel größeres Abenteuer war der Umzug nach Sizilien, doch Dybala war gleich Feuer und Flamme für die neue Heimat: "Als ich erstmals Palermo besucht habe, war es unfassbar heiß. Dann habe ich die Strände von Mondello gesehen und mir ist schlagartig bewusst geworden, dass ich im Paradies angekommen bin."

Als sportliches Paradies stellte sich die erste Saison nach dem Wechsel jedoch nicht heraus. Die Fans der "Rosanero" mussten in der Spielzeit 2012/13 neben den überschaubaren Leistungen des Rekordtransfers auch den Abstieg aus der Serie A verkraften. Der Wiederaufstieg gelang und seitdem ist Dybala, mit den Spitznamen "U Picciriddu - Das Kind" und "La Joya - Das Juwel" in aller Munde.

Zamparini pokert hoch

Wie einst mit Edison Cavani und Javier Pastore, versucht Maurizio Zamparini nun ordentlich Profit aus seiner damaligen Investition zu ziehen. Nach gescheiterten Gesprächen zu einer Vertragsverlängerung gab der Präsident dem italienischen Radiosender Kiss Kiss Auskunft über die Lage: "Mittlerweile ist der Spieler in den Händen von Leuten, die nur Geld mit ihm machen wollen. Ich rede nicht mehr mit ihm, auch wenn er ein guter Junge ist. Er wird Palermo wohl verlassen."

In seiner Heimat wird das Talent mittlerweile als "der neue Kun Agüero" betitelt. Zamparini geht sogar noch einen Schritt weiter, wohl wissend, wie er den Marktwert seines Schützlings steigern kann: "Für mich ist Dybala der Messi der Zukunft", erklärte Zamparini bei Radio Anch'io vielsagend.

Der Abschied im Sommer 2015 scheint festzustehen, da der Kontrakt mit Dybala nur noch bis zum Jahr 2016 läuft. Das Interesse mehrere internationaler Topklubs, darunter Manchester United, der FC Barcelona oder auch Borussia Dortmund ging durch die Medien. "Viele Vereine beobachten ihn - einer davon ist Manchester United. Aber man müsste uns schon 40 Millionen Euro bieten, damit wir ihn verkaufen", stellte Palermos Besitzer klar.

Der Wirbel um seine Person scheint Dybala allerdings nicht in seiner Leistung zu beeinflussen. Weiterhin zeigt sich der Stürmer bescheiden: "Es wäre falsch, wenn ich jetzt sage, dass ich zu Barcelona oder Real Madrid will. Palermo hat so viel für mich getan, dass der Verein das nicht verdient. Ich habe noch einen Vertrag. Deshalb will ich mich hier noch weiterentwickeln." Wohl nur bis zum Ende der Saison.

Der Traum von der Albiceleste

Der gebürtige Argentinier besitzt neben der Staatsbürgerschaft seines Heimatlandes noch zwei weitere Staatsangehörigkeiten, die er seinen Großeltern verdankt: die polnische und die italienische.

Der italienische Verband bemüht sich deshalb natürlich um Dybala, der allerdings seine eigenen Träume hat: "Ich liebe Italien, aber ich bin zu 100 Prozent Argentinier. Bei allem Respekt für Italien, ich würde lieber für die Albiceleste auflaufen."

Sowohl der Klub- als auch der Nationalmannschafts-Karriereweg sind aber weiterhin nicht fest geregelt. Für Palermo und Italien sprechen neben dem Kaffee derzeit noch weitere, süße Argumente: "Ich liebe auch die Nachspeisen hier. Nur das argentinische Fleisch fehlt mir ein wenig."

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