Das neue Milan im Check: Die Flop-Gefahr ist hoch

 
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Der AC Mailand will zurück in die Champions League. Die überraschende 0:1-Pleite zum Saisonauftakt gegen Udinese zeigt, dass der Weg in die Königsklasse aber noch weit ist. Auf den neuen Trainer Marco Giampaolo kommt viel Arbeit zu. SPOX nimmt den Kader der Rossoneri unter die Lupe.

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Nach fünf Jahren ohne Champions-League-Teilnahme will der AC Mailand zurück in die europäische Elite. Wie weit Anspruch und Wirklichkeit bei den Rossoneri dieser Tage aber auseinander liegen, hat die 0:1-Pleite zum Saisonauftakt gegen Udinese gezeigt.
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Nach fünf Jahren ohne Champions-League-Teilnahme will der AC Mailand zurück in die europäische Elite. Wie weit Anspruch und Wirklichkeit bei den Rossoneri dieser Tage aber auseinander liegen, hat die 0:1-Pleite zum Saisonauftakt gegen Udinese gezeigt.

In 90 Minuten gab die Mannschaft keinen einzigen Schuss aufs Udine-Tor ab. Hinzu kamen etliche Unachtsamkeiten in der Defensive. Die sich als Kaderplaner versuchenden Ex-Profis Paolo Maldini und Zvonimir Boban waren sichtlich bedient.
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In 90 Minuten gab die Mannschaft keinen einzigen Schuss aufs Udine-Tor ab. Hinzu kamen etliche Unachtsamkeiten in der Defensive. Die sich als Kaderplaner versuchenden Ex-Profis Paolo Maldini und Zvonimir Boban waren sichtlich bedient.

Dabei haben sie in diesem Sommer doch schon etwas mehr als 70 Millionen Euro für Transfers ausgegeben als eingenommen. Ein Wagnis, schließlich steht der krisengeplagte Traditionsklub schon länger unter Beobachtung der UEFA.
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Dabei haben sie in diesem Sommer doch schon etwas mehr als 70 Millionen Euro für Transfers ausgegeben als eingenommen. Ein Wagnis, schließlich steht der krisengeplagte Traditionsklub schon länger unter Beobachtung der UEFA.

Schwerwiegende Verstöße gegen das Financial Fairplay kosten Milan in dieser Saison sogar die Europa-League-Teilnahme. Zugänge werden Maldini und Co. in diesem Sommer daher wohl kaum noch präsentieren. SPOX nimmt den Kader genauer unter die Lupe.
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Schwerwiegende Verstöße gegen das Financial Fairplay kosten Milan in dieser Saison sogar die Europa-League-Teilnahme. Zugänge werden Maldini und Co. in diesem Sommer daher wohl kaum noch präsentieren. SPOX nimmt den Kader genauer unter die Lupe.

TRAINER - Marco Giampaolo: Der 52-Jährige übernahm für den im Sommer zurückgetretenen Publikumsliebling Gennaro Gattuso. Giampaolo trainierte zuletzt Sampdoria Genua. Sein bevorzugtes Spielsystem ist das 4-3-1-2. Er steht für Offensivfußball.
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TRAINER - Marco Giampaolo: Der 52-Jährige übernahm für den im Sommer zurückgetretenen Publikumsliebling Gennaro Gattuso. Giampaolo trainierte zuletzt Sampdoria Genua. Sein bevorzugtes Spielsystem ist das 4-3-1-2. Er steht für Offensivfußball.

Einige Milan-Fans stören sich jedoch an seinem Werdegang. Giampaolo coachte bisher nur kleine Klubs, kickte als Aktiver in unterklassigen Ligen. Einige hätten sich einen Star-Trainer a la Antonio Conte, Carlo Ancelotti oder Maurizio Sarri gewünscht.
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Einige Milan-Fans stören sich jedoch an seinem Werdegang. Giampaolo coachte bisher nur kleine Klubs, kickte als Aktiver in unterklassigen Ligen. Einige hätten sich einen Star-Trainer a la Antonio Conte, Carlo Ancelotti oder Maurizio Sarri gewünscht.

In der Führungsetage ist man allerdings zuversichtlich, in Giampaolo den idealen Mann für den Neuaufbau gefunden zu haben. Man plane "langfristig" mit dem gebürtigen Schweizer, versprach Maldini. Und wie sieht Giampaolos Mannschaft aus?
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In der Führungsetage ist man allerdings zuversichtlich, in Giampaolo den idealen Mann für den Neuaufbau gefunden zu haben. Man plane "langfristig" mit dem gebürtigen Schweizer, versprach Maldini. Und wie sieht Giampaolos Mannschaft aus?

TOR: Zwischen den Pfosten ist die Sache klar. Gianluigi Donnarumma (20) ist und bleibt trotz der einen oder anderen Unsicherheit in der vergangenen Saison die Nummer eins - vor Pepe Reina (36) und seinem älteren Bruder Antonio (29).
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TOR: Zwischen den Pfosten ist die Sache klar. Gianluigi Donnarumma (20) ist und bleibt trotz der einen oder anderen Unsicherheit in der vergangenen Saison die Nummer eins - vor Pepe Reina (36) und seinem älteren Bruder Antonio (29).

ABWEHR: Giampaolo setzt wie sein Vorgänger Gattuso auf eine Viererkette. In der Innenverteidigung ist Alessio Romagnoli (24, im Bild) gesetzt. An der Seite des Kapitäns spielt entweder Mateo Musacchio (29) oder Leo Duarte (23).
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ABWEHR: Giampaolo setzt wie sein Vorgänger Gattuso auf eine Viererkette. In der Innenverteidigung ist Alessio Romagnoli (24, im Bild) gesetzt. An der Seite des Kapitäns spielt entweder Mateo Musacchio (29) oder Leo Duarte (23).

Der Brasilianer Duarte (Foto) kam für knapp elf Millionen Euro von Flamengo und benötigt noch Eingewöhungszeit. Mattia Caldara, Innenverteidiger Nummer vier, fehlt wegen eines Kreuzbandrisses bis Ende des Jahres.
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Der Brasilianer Duarte (Foto) kam für knapp elf Millionen Euro von Flamengo und benötigt noch Eingewöhungszeit. Mattia Caldara, Innenverteidiger Nummer vier, fehlt wegen eines Kreuzbandrisses bis Ende des Jahres.

Auf der rechten Abwehrseite kämpfen zwei Italiener um einen Platz: Andrea Conti (25), 2017 noch für 25 Millionen Euro von Atalanta geholt, bekommt von Eigengewächs Davide Calabria (22, Foto) den Rang abgelaufen. Auch gegen Udine spielte Calabria.
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Auf der rechten Abwehrseite kämpfen zwei Italiener um einen Platz: Andrea Conti (25), 2017 noch für 25 Millionen Euro von Atalanta geholt, bekommt von Eigengewächs Davide Calabria (22, Foto) den Rang abgelaufen. Auch gegen Udine spielte Calabria.

Hinten links ist Giampaolo noch auf Ricardo Rodriguez (27, im Bild) angewiesen. Der Ex-Wolfsburger profitiert vom Ausfall von Neuzugang Theo Hernandez (21), der sich in einem Vorbereitungsspiel einen Kapselriss im Sprunggelenk zuzog.
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Hinten links ist Giampaolo noch auf Ricardo Rodriguez (27, im Bild) angewiesen. Der Ex-Wolfsburger profitiert vom Ausfall von Neuzugang Theo Hernandez (21), der sich in einem Vorbereitungsspiel einen Kapselriss im Sprunggelenk zuzog.

Hernandez soll nach seinem Comeback aber Schritt für Schritt in die Startelf rücken. 20 Millionen Euro bezahlten die Rossoneri immerhin für den Bruder von Bayern-Profi Lucas an Real Madrid. Gut für Rodriguez: Sein Konkurrent kann auch offensiver agieren.
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Hernandez soll nach seinem Comeback aber Schritt für Schritt in die Startelf rücken. 20 Millionen Euro bezahlten die Rossoneri immerhin für den Bruder von Bayern-Profi Lucas an Real Madrid. Gut für Rodriguez: Sein Konkurrent kann auch offensiver agieren.

MITTELFELD: Giampaolo setzt eher auf ein ballsicheres Mittelfeld ohne klassische Außenstürmer. Er will drei technisch starke Spieler vor der Abwehr und einen Zehner mit allen Freiheiten hinter der Doppelspitze.
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MITTELFELD: Giampaolo setzt eher auf ein ballsicheres Mittelfeld ohne klassische Außenstürmer. Er will drei technisch starke Spieler vor der Abwehr und einen Zehner mit allen Freiheiten hinter der Doppelspitze.

Die drei Mittelfeldpositionen kann der neue Milan-Coach praktisch auswürfeln. Seines Platzes sicher sein dürfte sich nur der frühere HSV-Profi Hakan Calhanoglu (25), der in seine dritte Saison bei den Lombarden geht.
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Die drei Mittelfeldpositionen kann der neue Milan-Coach praktisch auswürfeln. Seines Platzes sicher sein dürfte sich nur der frühere HSV-Profi Hakan Calhanoglu (25), der in seine dritte Saison bei den Lombarden geht.

Der im Januar für 35 Millionen Euro von Flamengo verpflichtete Lucas Paqueta (21) muss seinen Vorschusslorbeeren hingegen noch gerecht werden. Nach seiner Ankunft verglichen sie ihn schon mit dem großen Kaka, Giampaolo weiß aber: Paqueta braucht Zeit.
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Der im Januar für 35 Millionen Euro von Flamengo verpflichtete Lucas Paqueta (21) muss seinen Vorschusslorbeeren hingegen noch gerecht werden. Nach seiner Ankunft verglichen sie ihn schon mit dem großen Kaka, Giampaolo weiß aber: Paqueta braucht Zeit.

Gegen Udine machte der hochbegabte Brasilianer kein gutes Spiel. Franck Kessie (22), noch so ein Riesentalent im Kader, nach seiner Einwechslung aber auch nicht.
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Gegen Udine machte der hochbegabte Brasilianer kein gutes Spiel. Franck Kessie (22), noch so ein Riesentalent im Kader, nach seiner Einwechslung aber auch nicht.

Beide Spieler zeichnen sich nicht durch gute Defensivarbeit aus. Auch deshalb kaufte Milan Abräumer Ismael Bennacer (21, im Bild) für 16 Millionen Euro aus Empoli. Mit ihm kam Rade Krunic (25) für acht Millionen Euro, ein Mann für die Kaderbreite.
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Beide Spieler zeichnen sich nicht durch gute Defensivarbeit aus. Auch deshalb kaufte Milan Abräumer Ismael Bennacer (21, im Bild) für 16 Millionen Euro aus Empoli. Mit ihm kam Rade Krunic (25) für acht Millionen Euro, ein Mann für die Kaderbreite.

Ansonsten stehen Giampaolo mit Giacomo Bonaventura (30, im Bild) und Fabio Borini (28) noch zwei Milan-Kenner fürs Mittelfeld zur Verfügung. Lucas Biglia (33), der älteste Feldspieler im Kader, ist verletzt und ohnehin keine Option mehr für die Startelf.
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Ansonsten stehen Giampaolo mit Giacomo Bonaventura (30, im Bild) und Fabio Borini (28) noch zwei Milan-Kenner fürs Mittelfeld zur Verfügung. Lucas Biglia (33), der älteste Feldspieler im Kader, ist verletzt und ohnehin keine Option mehr für die Startelf.

Diego Laxalt (26) dürfte als klassicher Linksaußen wohl kaum Platz im Giampaolo-System haben. Der 2018 für 14 Millionen Euro vom FC Genua verpflichtete Uruguayer ist eine der vielen Transfer-Enttäuschungen in den vergangenen Jahren.
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Diego Laxalt (26) dürfte als klassicher Linksaußen wohl kaum Platz im Giampaolo-System haben. Der 2018 für 14 Millionen Euro vom FC Genua verpflichtete Uruguayer ist eine der vielen Transfer-Enttäuschungen in den vergangenen Jahren.

Eine Ausnahme bildet Suso (25). Der Spanier war schon unter Gattuso top und bekleidet im neuen Giampaolo-System die Rolle des Freigeists auf der Zehn. Suso steht für Fantasie im letzten Drittel, vergangene Saison sammelte er 17 Scorerpunkte.
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Eine Ausnahme bildet Suso (25). Der Spanier war schon unter Gattuso top und bekleidet im neuen Giampaolo-System die Rolle des Freigeists auf der Zehn. Suso steht für Fantasie im letzten Drittel, vergangene Saison sammelte er 17 Scorerpunkte.

Sollte Suso fehlen, können auch Paqueta oder Calhanoglu problemlos in diese Rolle schlüpfen. An Kreativität mangelt es den Mailändern also nicht - zumindest nicht auf dem Papier. Bisher fehlt allerdings noch die Abstimmung mit den zwei Stürmern.
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Sollte Suso fehlen, können auch Paqueta oder Calhanoglu problemlos in diese Rolle schlüpfen. An Kreativität mangelt es den Mailändern also nicht - zumindest nicht auf dem Papier. Bisher fehlt allerdings noch die Abstimmung mit den zwei Stürmern.

STURM: Auch hier hat Giampaolo trotz der Abgänge von Eigengewächs und U-21-Nationalspieler Patrick Cutrone (im Bild, für 18 Millionen Euro zu Premier-League-Klub Wolverhampton) und Manuel Locatelli (für 10 Millionen Euro zu Sassuolo) die Qual der Wahl.
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STURM: Auch hier hat Giampaolo trotz der Abgänge von Eigengewächs und U-21-Nationalspieler Patrick Cutrone (im Bild, für 18 Millionen Euro zu Premier-League-Klub Wolverhampton) und Manuel Locatelli (für 10 Millionen Euro zu Sassuolo) die Qual der Wahl.

Krzysztof Piatek ist gesetzt. Der im Januar für 35 Millionen Euro aus Genua gekommene polnische Nationalstürmer schickte sich bereits in der Rückrunde an, zur neuen Tormaschine der Rossoneri zu avancieren.
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Krzysztof Piatek ist gesetzt. Der im Januar für 35 Millionen Euro aus Genua gekommene polnische Nationalstürmer schickte sich bereits in der Rückrunde an, zur neuen Tormaschine der Rossoneri zu avancieren.

Neun Treffer und eine Vorlage steuerte Piatek in der Serie A für Milan bei. Stellt sich nur die Frage: Wer stürmt an seiner Seite? Samu Castillejo (24) tat das gegen Udine. Das Ergebnis: eher ernüchternd. Der Spanier ist als Flügelspieler besser geeignet.
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Neun Treffer und eine Vorlage steuerte Piatek in der Serie A für Milan bei. Stellt sich nur die Frage: Wer stürmt an seiner Seite? Samu Castillejo (24) tat das gegen Udine. Das Ergebnis: eher ernüchternd. Der Spanier ist als Flügelspieler besser geeignet.

Rafael Leao (20) ist hingegen ein echter Stürmer. 25 Millionen Euro bezahlte Milan für das Toptalent aus Portugal. Leao erzielte in der abgelaufenen Spielzeit acht Tore für den OSC Lille.
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Rafael Leao (20) ist hingegen ein echter Stürmer. 25 Millionen Euro bezahlte Milan für das Toptalent aus Portugal. Leao erzielte in der abgelaufenen Spielzeit acht Tore für den OSC Lille.

Gegen Udine reichte es nur zu einem Kurzeinsatz. Klar ist: Er soll der neue Anführer der Offensive werden. Für den Fall, dass Leao den Erwartungen nicht gerecht wird, hätte Giampaolo immer noch eine Alternative in der Hinterhand.
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Gegen Udine reichte es nur zu einem Kurzeinsatz. Klar ist: Er soll der neue Anführer der Offensive werden. Für den Fall, dass Leao den Erwartungen nicht gerecht wird, hätte Giampaolo immer noch eine Alternative in der Hinterhand.

Die Rede ist von Andre Silva (23). Allerdings ist noch unklar, ob der Portugiese überhaupt bei den Rossoneri bleibt. Nach einer ordentlichen Saison auf Leihbasis beim FC Sevilla will sich der 35-Millionen-Flop nicht mit der Ersatzbank zufrieden geben.
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Die Rede ist von Andre Silva (23). Allerdings ist noch unklar, ob der Portugiese überhaupt bei den Rossoneri bleibt. Nach einer ordentlichen Saison auf Leihbasis beim FC Sevilla will sich der 35-Millionen-Flop nicht mit der Ersatzbank zufrieden geben.

FAZIT: An Talent mangelt es dem Mailänder Kader keineswegs. Die Flop-Gefahr ist aber hoch, weil weder der neue Trainer noch die neuen Spieler Rang und Namen im europäischen Fußball besitzen.
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FAZIT: An Talent mangelt es dem Mailänder Kader keineswegs. Die Flop-Gefahr ist aber hoch, weil weder der neue Trainer noch die neuen Spieler Rang und Namen im europäischen Fußball besitzen.

Mit dem Kader, der mit einem Durchschnittsalter von 25,7 zu den jüngsten der Liga zählt, sind keine Wundertaten von Giampaolo zu erwarten. Sein neu formiertes Team muss sich erst einmal einspielen.
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Mit dem Kader, der mit einem Durchschnittsalter von 25,7 zu den jüngsten der Liga zählt, sind keine Wundertaten von Giampaolo zu erwarten. Sein neu formiertes Team muss sich erst einmal einspielen.

Da sich direkte Konkurrenten wie Inter deutlich namhafter verstärkt haben und auch Teams wie die Roma oder Florenz mit frischem Wind in die Saison gehen, wird die CL-Quali in dieser Saison sicherlich kein Selbstläufer.
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Da sich direkte Konkurrenten wie Inter deutlich namhafter verstärkt haben und auch Teams wie die Roma oder Florenz mit frischem Wind in die Saison gehen, wird die CL-Quali in dieser Saison sicherlich kein Selbstläufer.