Juventus Turin: Gonzalo Higuain wollte nach drei Finalpleiten mit Fußball aufhöre

Von SPOX
Traf gegen Deutschland im WM-Finale, aber aus Abseitsposition: Gonzalo Higuain.
© getty

In einem erstaunlich offenen Interview hat Juventus-Stürmer Gonzalo Higuain verraten, nach drei verlorenen Endspielen bei großen Turnieren mit Argentinien Gedanken an ein Karriereende gehabt zu haben.

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Vor allem die Riesenchance zur Führung für Argentinien im WM-Finale 2014, die er in der ersten Halbzeit des Endspiels nach einem Fauxpas von Toni Kroos freistehend vor Manuel Neuer vergab, machte ihm zu schaffen: "Die Chance kam unerwartet, ich hätte sie nutzen müssen, aber leider gelang mir das nicht. Ich tat das erste, was mir in den Sinn kam. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal so machen würde", sagte Higuain der spanischen Sportzeitung Marca.

Durch den Treffer von Mario Götze in der Verlängerung verlor die Albiceleste gegen die DFB-Auswahl letztlich mit 0:1, Higuain fiel in ein Loch. Zu allem Überfluss vergab er ein Jahr später auch noch seinen Versuch im Elfmeterschießen des verlorenen Copa-America-Endspiels 2015 gegen Chile, auch 2016 unterlagen die Argentinier den Chilenen im Copa-Finale.

Higuain stand jeweils im Zentrum der Kritik und dachte daran, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. "Ich war kurz davor aufzuhören, aber meine Mutter sagte mir, ich solle weitermachen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich meine Fußballer-Laufbahn beendet. Ich liebe Fußball, aber meine Mutter liebe ich mehr. Sie sagte, sie würde nicht zulassen, dass ich mit dem aufhöre, was ich liebe", erklärte der Torjäger, der 2016 erst 28 Jahre alt war.

Gonzalo Higuain über Kritik: "Das tut weh"

Obwohl er weiter machte, fiel es Higuain allerdings schwer, mit der teilweise extrem scharfen öffentlichen Kritik umzugehen: "Es ist nicht einfach, wenn alle über dich sagen: 'Dieser Typ ist nicht mehr gut genug, er ist ein Versager, er kann nicht mehr Fußball spielen'. Das tut weh", gestand der heute 32-jährige Argentinier.

Higuain, der im März 2019 aus der Nationalelf zurückgetreten war, hätte darauf gerne selbstbewusster reagiert: "Ich werde immer bereuen, mich eingesperrt zu haben und nicht mehr rausgegangen zu sein, aus Angst davor, was die Leute sagen würden", betonte er.

Viele sähen nicht den Menschen, der hinter dem hochbezahlten Fußballer steckt, beklagte Higuain: "Wenn ich meine Mutter sehen will, muss sie 15 Stunden fliegen. Natürlich kann ich ihr ein Ticket kaufen, aber es ist eben nicht so, dass sie zehn Minuten entfernt ist. Die Leute sehen diese Dinge nicht. Sie sehen nur, wenn du den Ball ins Tor schießt, weil es das ist, wofür du bezahlt wirst."

Higuain: "Warum sollte es mich kümmern, was die Leute sagen?"

Irgendwann sei er dann aber zu der Erkenntnis gekommen, dass er sich die öffentliche Kritik gar nicht so sehr zu Herzen nehmen muss. "Ich habe in den besten Ligen gespielt, für die besten Mannschaften, habe an drei WM-Endrunden und der Copa America teilgenommen. Als ich fünf Jahre alt war, habe ich mir nicht einmal zehn Prozent davon erträumt, aber ich habe es geschafft. Warum sollte es mich also kümmern, was die Leute sagen?"

Higuain, der sein letztes von 75 Länderspielen bei der WM 2018 in der Gruppenphase gegen Nigeria bestritt, spielte unter anderem für die SSC Neapel und Real Madrid, seit 2016 steht er bei Juventus unter Vertrag. Für die Bianconeri hat er in der aktuell unterbrochenen Saison bisher acht Pflichtspieltore erzielt, sein Vertrag in Turin läuft noch bis Ende Juni 2021.

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