Juventus suchte 2012 einen neuen Stürmer und war mit Robin van Persie schon einig. Doch alles kam anders.
Das Jahr 2012 war ein besonderes im italienischen Fußball. In jenem Sommer marschierte die Squadra Azzurra bis ins EM-Finale, wo sie von unbesiegbaren Spaniern gestoppt wurde. Und im Klubfußball leitete Juventus mit dem ersten Meistertitel seit dem Manipulationsskandal samt Zwangsabstieg eine neue Ära in der eigenen Historie ein, acht weitere Meistertitel nacheinander sollten folgen.
In jenem Sommer 2012, als die Nationalmannschaft die eigenen Fans begeisterte, bastelte Juve an Verstärkungen - so wie jeder professionelle Klub. Ganz oben auf der Wunschliste stand dabei die Suche nach einem neuen Stürmer. Denn im frischgebackenen Meisterkader fanden sich viele großartige Spieler, aber kein Goalgetter. Die positive Seite war, dass die Last des Toreschießens auf mehrere Schultern verteilt wurde. Nachteilig war, dass im Zweifel ein verlässlicher Torjäger fehlte.
Juventus und van Persie: Alles war perfekt
Um dieses Problem zu beheben, hatte der damalige Sportdirektor Fabio Paratici bereits einen Neuzugang auserkoren - und dieser hatte es in sich. Kein Geringerer als Robin van Persie sollte zu den Bianconeri wechseln. Der Niederländer hatte gerade die beste Saison seiner Karriere hinter sich, in 48 Pflichtspielen für den FC Arsenal traf er stolze 37 Mal. Van Persie gehörte zu jener Zeit zu den besten Stürmern Europas.
Nun sollte man meinen, dass Arsenal keineswegs Interesse hatte, seinen Kapitän und Unterschiedsspieler abzugeben. Doch der Vertrag des Angreifers lief ein Jahr später aus und van Persie hatte für sich längst beschlossen, eine neue Herausforderung zu suchen. Mit Arsenal gewann er 2005 bereits als junger Spieler den FA Cup und den Supercup, danach kam kein einziger Titel mehr mit den Gunners hinzu. Zu wenig für van Persies Ansprüche.
Bei Juve hingegen schien die Perspektive für Titel deutlich besser zu sein. Und so bemühte sich der Klub auch sehr um seinen Wunschspieler, ein Abendessen Im Haus von Klubpräsident Andrea Agnelli inklusive. Und auch van Persie war Feuer und Flamme von der Vorstellung, künftig das Dress der Alten Dame zu tragen. Da sollte doch nichts mehr schiefgehen, oder?
Ein großes Problem an der Sache gab es allerdings. Denn auch wenn Arsenal wusste, dass van Persie wohl nicht zu halten sein würde, hatte er immer noch ein Jahr Vertrag. Und die Gunners wollten eine entsprechend hohe Ablöse erzielen. Also zögerte Arsenal die Verhandlungen mit Juve hinaus, obwohl die Turiner bereit waren, zwischen 20 und 25 Millionen Euro zu bezahlen. Und plötzlich trat tatsächlich ein anderer Klub auf die Transferbühne: Manchester United.
gettyGeplatzter Wechsel zu Juventus: Van Persie trauerte Transfer nach
Die Red Devils wurde gerade vom neureichen Stadtrivalen Manchester City entthront und suchten ebenfalls einen Mittelstürmer von Weltformat, der mit Wayne Rooney harmonieren sollte. Und wer liegt da näher, als der amtierende Spieler der Saison der Premier League? Und United überbot Juve im Rennen um van Persie deutlich, satte 30 Millionen legte Sir Alex Ferguson bei Arsene Wenger auf den Tisch. Juve legte nicht mehr nach, und Mitte August ging van Persies Wechsel zu United über die Bühne.
Wirklich zufrieden war van Persie damit aber nicht, wie er später in einem Podcast verriet. "Ich wollte England verlassen. Es gab eine Einigung mit Juve, aber Arsenal hat es verhindert", gab er zu. Als Alternative seien ihm United und City geblieben. "Ich wählte United, denn ich wollte gewinnen", sagte er - und schoss seinen neuen Klub direkt zur Meisterschaft, der bis heute letzten überhaupt für United.
Und die Bianconeri? Deren Stürmersuche in jenem Sommer brachte nach van Persies erzwungener Absage nicht mehr den großen Namen hervor. Von Atalanta Bergamo wurde Manolo Gabbiadini verpflichtet, und am letzten Tag des Transferfensters kam schließlich ein gewisser Nicklas Bendtner per Leihe - ausgerechnet vom FC Arsenal. Angesichts seiner Bilanz von genau null Toren für Juve vermasselten die Gunners den Italienern rückblickend zum zweiten Mal den Sommer.