Dem Jubel über die 7:0-Gala gegen den FC Malaga folgten bei Real Madrid am Morgen danach schnell Ernüchterung und Angst. Denn mit der Verletzung von Superstar Cristiano Ronaldo haben die Königlichen den Erfolg teuer bezahlt, der Torjäger könnte wegen einer Zerrung im linken Oberschenkel auch für das eminent wichtige Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am 16. März gegen Olympique Lyon ausfallen. Nach dem 1:1 im Hinspiel hoffen die Madrilenen inständig darauf, erstmals seit 2004 wieder ins Viertelfinale der "Königsklasse" einzuziehen.
Am Abend zuvor hatte Ronaldo selbst, der mit seinen Saisontreffern 25 bis 27 (51./68., Handelfmeter/77.) in der spanischen Torjägerliste zu Barcelonas Star Lionel Messi aufschloss, noch damit gerechnet, schon beim nächsten Spiel wieder fit zu sein. Nach einer Kernspinuntersuchung am Freitag teilte der Klub allerdings mit, dass der teuerste Fußballer der Welt, dessen Tore Teamkollege Marcelo am Donnerstag noch als "Lebensversicherung" bezeichnet hatte, 10 bis 15 Tage pausieren muss. Damit würde es sehr eng für einen Einsatz gegen Lyon.
Mourinho gerät ins Wackeln
Sollte es für Real das zweite Achtelfinal-Aus in Folge gegen Lyon und insgesamt sogar die siebte Pleite in Serie in der Runde der letzten 16 geben, könnte sogar Star-Trainer Jose Mourinho ins Wackeln geraten, da die Chancen auf die Meisterschaft angesichts von sieben Punkten Rückstand auf Titelverteidiger und Erzrivale FC Barcelona nur noch gering sind. Schon am Donnerstagabend musste The Special One sich gegen kritische Stimmen verteidigen, warum er in der frühzeitig entschiedenen Partie den etwas müde wirkenden Mesut Özil (Marca: "Özil hat nicht so geglänzt wie gewohnt"), Xabi Alonso und Angel Di Maria, aber nicht Ronaldo zur Schonung vom Platz geholt hatte.
"Ich hatte Alonso, Di Maria und Özil rausgenommen, weil sie auch eine Pause brauchten", sagte der Portugiese: "Ich kann bei mir keine Schuld für Ronaldos Verletzung sehen, da ich schnell gewechselt hatte. Ich kann nicht vier, fünf oder sechs Leute auswechseln. Ein Spieler kann sich auf dem Feld verletzen oder zu Hause. Ich denke nicht, dass die Verletzung etwas mit Überlastung zu tun hat, denn unser Spiel gegen La Coruna lag fünf Tage zurück." Nach Ronaldos Verletzung hatte Real die Partie mit nur zehn Spielern beendet.
Mourinho kann sich Abgang vorstellen
Mourinho, der im vorigen Jahr noch Inter Mailand zum Champions-League-Titel geführt hatte, schließt einen vorzeitigen Abgang aus Madrid am Saisonende nicht aus. "Wenn man am Ende der Saison mit mir nicht zufrieden ist, dann ist alles ganz einfach. Dann gehe ich. Wir blieben aber Freunde, und irgendwann würde ich als Trainer einer anderen Mannschaft zurückkommen", meinte der exzentrische Coach, der aber im Pokalfinale am 20. April in Valencia gegen Barca die Chance auf zumindest einen Titel hat.
Sollte Ronaldo wirklich ausfallen, würde der Franzose Karim Benzema gegen Lyon noch mehr in den Blickpunkt rücken. Nach seinen zwei Toren gegen den Abstiegskandidaten Malaga (27./62.) - die restlichen Treffer erzielten Di Maria (36.) und Marcelo (45.) - bekam Benzema ein Sonderlob von Mourinho. "Er spielt jetzt besser und ist ein ganz anderer Spieler als noch zu der Zeit, als ich hierher gekommen bin. Er ist viel kraftvoller und stärker, sowohl physisch als auch mental", sagte Mourinho: "Ich mag ihn sehr." Benzema freute sich selbst auch über seinen Doppelpack, ist aber noch hungrig und kündigte an: "Ich will noch mehr Tore schießen."
Jose Mourinho im Steckbrief