Zuletzt musste es Atletico Madrid am eigenen Leib erfahren: Wirft der FC Barcelona den Turbo an, ist das Team von Trainer Josep Guardiola nicht aufzuhalten. 22 Tore erzielten die Katalanen in fünf Spielen, kassierten nur vier Treffer.
Was ist das Geheimnis, dass Barcelona seit Jahren Europas Fußball so beherrscht? "Es ist ein ganz einfaches", erklärt Xavi Hernandez in einem Interview mit dem "Tagesspiegel": "Wir versuchen alles, was wir tun, gut zu machen. Darauf beruht unsere Philosophie."
"Talentierte Gruppe"
Verstärkt mit neuen Spielern wie Cesc Fabregas oder Alexis Sanchez verfügt der FC Barcelona in dieser Saison über noch mehr Alternativen. Xavi siedelt die Kaderqualität in vielerlei Hinsicht ganz oben an: "Wir haben hier eine äußerst talentierte Gruppe zusammen. Aber das Wichtigste ist: Wir sind alle schnelle Denker. Das ist bei einer so großen Anzahl an Spielern einmalig auf diesem Niveau."
Der Mittelfeldspieler sieht den Barca-Erfolg vor allem darin, dass jedes "Detail ausgeleuchtet" werde, um "Perfektion zu erreichen". Auf dem Weg dorthin sei es besonders wichtig zu wissen, "warum man etwas tut".
Xavi gibt ein Beispiel: "Es ist eine Sache, Spieler anzuweisen, sie sollen eine sehr hoch stehende Verteidigung spielen, wo die Außenspieler nach vorn drängen und die Gegner überlaufen. Aber den Spieler zu erklären, warum sie das genau auf diese Art und Weise tun sollen, ist viel effektiver. Wenn Spieler verstehen, warum sie etwas auf bestimmte Art und Weise machen, dann kann das den Unterschied ausmachen gegenüber denen, die nur strikt irgendwelchen Anweisungen folgen."
Xavi lobt Trainer Guardiola für seine Vorgehensweise: "Er erklärt uns Gründe hinter allem und verlangt, dass wir verstehen, warum wir es tun."
"Das Ergebnis ist unwichtig"
Diese Philosophie sieht Xavi aber nicht nur auf die A-Mannschaft beschränkt, sondern über alle Jugendmannschaften des Klubs - Stichwort: Jugendakademie La Masia: "Wir haben großartige Trainer im Jugendbereich. Und noch was zählt: Die Arbeitsmoral dort in der Akademie ist unglaublich. Man wird jeden Tag bis auf ein Maximum gefördert, psychisch und physisch."
Xavi spricht dabei aus eigener Erfahrung: "Ich war elf, als ich hier ankam. Die Philosophie des Klubs wurde mir von Beginn an eingeimpft. Das Wichtigste in diesem Alter ist, die Bereitschaft zu lernen. Die Philosophie beinhaltet, dass das Ergebnis unwichtig ist. Wichtig ist nur, das Konzept, welches sie dir hier beibringen, zu verstehen und zu lernen."
Das Kollektivdenken, das schon in den Jugendjahren in La Masia gelehrt und bis in die Profijahre quasi in die Gene injziert wird, ist für Xavi auch der Unterschied zu Real Madrid. "Der größte Unterschied ist die Betonung der Individualität. Das macht sie momentan zum Gegenteil von dem, was wir in Barcelona spielen", so Xavi.
Auch Barca habe mit Lionel Messi einen großartigen Einzelkönner: "Der kann ein Spiel locker im Alleingang umdrehen, aber wir kommen trotzdem viel mehr über unsere Geschlossenheit und unsere Kombinationen zum Erfolg. Madrid versucht dagegen, über die individuelle Klasse Spiele zu gewinnen."
Der Spanier äußert aber auch seinen großen Respekt vor Real: "Real-Spieler sind individuell alle außerordentlich talentiert und in der Lage, ein Spiel zu ihren Gunsten zu drehen."
Der Kader des FC Barcelona