"Wir sind Sklaven unseres Stils, aber wir leiden, wenn wir für einen Klub spielen, der nicht so gern den Ball hat. Die Real-Spieler sind eher Individualisten, sie passen sich dadurch schneller an. In den Topligen spielen viel mehr bei Real ausgebildete Spieler als von Barcelona", fasste Pique im Interview mit "World Soccer" die Unterschiede zwischen den beiden rivalisierenden spanischen Spitzenklubs zusammen.
Der 26-Jährige strich besonders die gegensätzlichen Philosophien der beiden Vereine heraus: "Unser Jugendsystem hat eine einmalige Generation an Spielern hervorgebracht. Iniesta, Messi, Xavi, Victor Valdes, Puyol oder Pedro kosteten keinen Cent Ablöse. Real hat eine Saison ohne Titel und gibt dann 160 Millionen Euro für Illarramendi, Isco und Bale aus."
Kritik an reißerischer Berichterstattung
Der Ur-Katalane kritisierte die Art und Weise, wie in den Tagen vor dem Clasico in den spanischen Medien über das Spiel gesprochen wird: "Es ist schwer, sich nicht beeinflussen zu lassen von dem Hype. Oft geht es nur darum, wer wen hasst und wer wen umtreten wird."
Als Profi sehe er die Rivalität zwar nicht mehr so eng wie noch als Jugendlicher, doch er räumte ein, dass diese Berichterstattung durchaus auch auf die Spieler abfärben könne: "Am Ende beginnt man selbst zu glauben: 'Diese Jungs aus Madrid sind doch alles Bastarde'."
Seleccion nach Clasicos 2011 vor der Zerreißprobe
Eigentlich wünscht sich Pique eine Rückkehr zur "kraftvollen Rivalität", die "über weite Strecken der Historie auch eine gesunde Rivalität" gewesen sei. Er spielte damit auf die vier Clasicos binnen 18 Tagen im Jahr 2011 an, die von großer Härte auf und neben dem Platz geprägt wären.
Pique erklärte, dass diese Spiele auch die spanische Nationalmannschaft an den Rand eines Zerwürfnisses gebracht haben: "Zum Glück haben wir uns danach ausgesprochen. Wir haben erkannt, dass diese Unterschiede nicht wichtiger sind als das, was wir gemeinsam haben. Nämlich Teil der Nationalelf Spaniens zu sein." Mittlerweile sei die Stimmung in der Seleccion "gut", auch wenn "nicht alle Freunde" seien.
Ronaldo ein Produkt von harter Arbeit
Für Real-Torjäger Cristiano Ronaldo, mit dem er von 2004 bis 2008 bei Manchester United zusammengespielt hat, hegt Pique trotz aller Rivalität eine gewisse Verehrung: "Ich habe ihn immer bewundert, weil er ein Arbeiter ist, eine Maschine. Er gibt sich nie zufrieden, sondern versucht ständig, besser zu werden."
Für den besten Fußballer der Welt hält der 26-Jährige den zwei Jahre älteren Portugiesen aber dennoch nicht: "Ronaldo ist unter den Top zwei oder drei. Ich glaube, neben seiner vielen Arbeit hat ihn vor allem die Rivalität mit Leo Messi noch besser gemacht."
Gerard Pique im Steckbrief