Bittere Tränen flossen am 13. Mai 2012 im Madrigal. Durch eine 0:1-Niederlage gegen Atletico Madrid rutschten die Submarinos zum ersten Mal im Laufe der Saison auf einen Abstiegsplatz ab - am letzten Spieltag der Primera Division. Die Führungsriege weinte hemmungslos auf der Tribüne, die Spieler konnten es nicht fassen. Ein Champions-League-Teilnehmer abgestiegen, das Ende einer grauenhaften Saison für den Verein aus der Gegend Valencias.
Doch unter der Leitung von Fernando Roig rappelte man sich wieder auf. Der Präsident bewies Auge für Schnäppchen auf dem Transfermarkt, sortierte den Kader aus und stellte seinem Trainer eine schlagkräftige Truppe für den Wiederaufstieg zur Seite. Dass ein Großteil der Leistungsträger sich schnell einen neuen Verein suchte, sollte kein Hindernis sein. Villarreal marschierte nicht, machte am Ende aber doch den Aufstieg klar. Ein Jahr nach dem Abstieg waren es nun Freudentränen, die im Stadion flossen.
Hoher Anspruch an sich selbst
Der Verein ist wieder dort, wo er hingehört, so der Tenor der Fans. Villarreal und die Primera Division das passt und so soll es auch bleiben. Erneut bewies man großes Geschick in Sachen Transfers, Trainer Marcelino bekam einige hochqualitative Neuzugänge zur Seite gestellt. Sergio Asenjo, einst als größtes Torwart-Talent Spaniens gefeiert, Giovani dos Santos, Ex-Spieler des FC Barcelona und den Tottenham Hotspur, sowie Tomas Pina, Leistungsträger beim RCD Mallorca, sind nur drei der Namen, die man sich insgesamt 16 Millionen Euro kosten ließ.
Diese großen Summen zeigen, wie ernst es Villarreal meint. Der eigentlich finanziell schwer gebeutelte Klub will wieder hoch hinaus und vor allem nicht erneut etwas mit den Abstiegsrängen zu tun haben. Auch Neuzugang Giovani machte gleich klar: "Ich hoffe, dass wir Villarreal wieder dorthin bringen können, wo sie hingehören, nämlich in die Top-Ränge der Tabelle", dabei nennt er auch den Grund, weshalb es ausgerechnet die Submarinos sein sollten: "Villareal ist ein Verein, der mein Spiel umsetzt, sie spielen einen schönen Fußball und gehen gekonnt mit dem Ball um."
Attraktiv und schnell nach vorne
Dies ist ein Verdienst des akribisch arbeitenden Marcelino. Nachdem dieser den Verein Mitte Januar 2013 übernommen hatte, pflegte er Schritt für Schritt seine Handschrift ein. Schnell soll es sein, attraktiv soll es sein. Kurzpassspiel, Kombinationen, Dribblings, Abschlüsse nur im Strafraum - kombiniert mit viel Lauf -und Defensivarbeit für jedermann. Es ist kein leichtes, aber ein erfolgreiches System, das der 48-Jährige seiner Mannschaft eintrichterte.
Der Erfolg gibt ihm Recht: Das Submarino Amarillo grüßt vom vierten Tabellenplatz und damit eigentlich von der Tabellenspitze der Primera Division, lässt man die außer Konkurrenz spielenden Vereine aus Madrid und den FC Barcelona außen vor. Neun Punkte trennen Villarreal vom dritten Platz, dennoch würde es letztendlich für die Champions League reichen, sollte sich die gute Form der letzten Wochen fortsetzen.
Radikale Rotation und Flexibilität
Das größte Problem hängt dem Tabellenvierten allerdings seit Jahren am Bein: Auswärts präsentiert sich die Mannschaft extrem schwach. Den Abstieg fixierte man in der Ferne, den Aufstieg gefährdete man durch zu viele Niederlagen im fremden Stadion. Auch in der neuen Saison ist keine Besserung zu erkennen, Villarreal spielt im Madrigal gewohnt stark, auswärts will es einfach nicht klappen. Oft folgt auf einen Heimsieg eine sofortige Niederlage, Konstanz ist nicht auszumachen. Dies weiß auch der Trainer selbst: "Wir wollen auch weit weg von zu Hause noch eine Herausforderung sein und wenn wir unser hohes Niveau mitbringen, haben wir die Möglichkeit zu gewinnen."
Die Lösung für dieses Problem sieht Marcelino ausgerechnet in der Inkonstanz. Die Formation wird rotiert, das Personal wechselt er teils radikal aus. Villarreal spielt flexibel, taktisch anpassbar und machte so bisher jedem Gegner seine Probleme. Zumindest zu Hause - bald aber soll es auch auf fremden Plätzen klappen.
Einziger Grundsatz: Das Gerüst rund um die Leistungsträger Sergio Asenjo, Matteo Musacchio, Bruno Soriano, Cani und Mario Gaspar. Außenherum wird munter rotiert, kaum ein Spieler hat keine Konkurrenz auf seiner Position, erklärt Javier Aquino: "Jeder Spieler trainiert sehr hart, um ins Team zu kommen, jeder gibt immer 100 Prozent."
Konkurrenz im Nacken
Das harte Training hat auch durchaus seinen Grund, denn Marcelino und seine Truppe haben gleich mehrere Verfolger im Nacken. Die wiedererstarkten Basken von Athletic Bilbao und Real Sociedad drängen nach oben, auch die Überraschungsmannschaft Getafe liegt nur wenige Punkte hinter Villarreal.
Kein Wunder also, dass die Konzentration weiter hoch gehalten werden soll, großes Vorbild ist niemand geringeres als Atletico Madrid und dessen Trainer Diego Simeon erklärt Marcelino: "Er hat einen Weg und eine Philosophie gefunden, um sich mit den Großen, mit Madrid und Barcelona, anzulegen und dabei zu gewinnen. Das ist ein Beispiel, nach dem man sich richten kann."
Der Kader des FC Villarreal