400. Profi-Tor, Doppelpack, Matchwinner - Cristiano Ronaldo hätte durchaus Grund gehabt, um (wieder einmal) klarzustellen: Ich bin der Beste! Doch der Offensivstar von Real Madrid ist eben immer für eine Überraschung gut. Und stellte sich so nach seiner neuerlichen Tor-Gala beim 3:0 gegen Celta Vigo einfach hin und beteuerte, dass "das Leben auch weitergeht", falls er bei der Weltfußballer-Wahl in gut einer Woche (wieder einmal) nicht gewinnen würde.
Solch zurückhaltenden Worte nimmt der portugiesische Nationalspieler selten in den Mund. Und wenn, dann steht der extrovertierte 28-Jährige schnell in Verdacht, es nicht ernst zu meinen.
Doch an diesem Montagabend nahm man ihn ab, dass er ein wichtigeres Anliegen hatte, als über sich und den Ballon d'Or zu reden. Schließlich war sein großes Vorbild, Portugals Fußball-Ikone Eusébio, war in der Nacht zum Sonntag verstorben, und Ronaldo widmete seine Treffer seinem Jugend-Idol.
Dank an Eusebio
"In Wirklichkeit hast Du diese zwei Tore geschossen, Eusébio. Du wirst immer in meinem Herzen sein", twitterte Ronaldo und fügte vor Reportern noch tief bewegt an: "Er war mir sehr nahe und hat mir sehr geholfen." Geholfen, dort hinzukommen, wo Ronaldo heute steht: Bei 400 Toren als Profispieler in 652 Spielen, bei einer Wahnsinns-Quote von 1,31 Treffern pro Begegnung für die Königlichen aus der spanischen Hauptstadt. Zudem übernahm Ronaldo mit seinen Saisontoren 19 und 20 die Führung in Spaniens Torschützenliste vor Diego Costa vom Stadtrivalen Atlético (19).
Trotz der Tore wurde gegen das abstiegsbedrohte Celta Vigo jedoch auch einmal mehr deutlich, warum Ronaldo für den Erfolg des Teams etwas unbedeutender ist als Franck Ribéry für Bayern München oder Lionel Messi für den FC Barcelona: Offensiv ist er selten der Initiator von gefährlichen Aktionen, sondern fast nur der Verwerter von herausgespielten Torchancen seiner Mitspieler.
Und noch bezeichnender: In der Defensive hilft er seiner Mannschaft so gut wie gar nicht. "Ich weiß nicht, ob es fair ist, wenn ich gewinne - oder der Sieger Ribéry oder Messi heißt", fügte Ronaldo noch ungewohnt diplomatisch an.
Ronaldo fährt zur Gala
Diplomatisch war FIFA-Präsident Joseph S. Blatter Ende Oktober nicht unbedingt gewesen, als er bei einem Termin an der Universität in Oxford die Bewegungen des teuersten Spielers der Welt nachgeäfft hatte. Anschließend war in spanischen Medien über ein Fernbleiben Ronaldos bei der Gala des Weltverbandes am kommenden Montag berichtet worden. Doch nun stellte Ronaldo klar: "Ich kann nur sagen, dass ich zu der Gala fahren werde."
Bei allen Beteuerungen, nur in gewohnter Manier "den Job" machen zu wollen, um Real mit "guten Leistungen zu helfen", bei all den Hommagen und Widmungen an Eusébio, die Ronaldo sicher sympathischer gemacht haben - eines steht trotzdem fest: Ein Cristiano Ronaldo will kaum etwas lieber, als nach 2008 den zweiten Ballon d'Or im Arm zu halten.
Cristiano Ronaldo im Steckbrief