Ein Jahr Transferstopp für Barcelona

Von SPOX
Marc-Andre ter Stegen soll in der kommenden Saison für den FC Barcelona spielen
© getty

Paukenschlag! Der FC Barcelona darf in den nächsten beiden Transferperioden keine Spieler verpflichten. Die FIFA bestrafte damit Verstöße des Topklubs bei Transfers minderjähriger Spieler. Die Katalanen wollen Einspruch einlegen, der Transfer von Gladbachs Marc-Andre ter Stegen ist in Gefahr.

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Was für ein Donnerschlag im europäischen Spitzenfußball! Der FC Barcelona darf vorerst keine Spieler mehr verpflichten. Der Fußball-Weltverband FIFA hat den spanischen Meister wegen Verstößen gegen die Transferbestimmungen bei minderjährigen Spielern hart bestraft.

Die Katalanen dürfen in den kommenden beiden Transferperioden keine Spieler verpflichten - damit wäre auch der Transfer des Torhüters Marc-Andre ter Stegen von Borussia Mönchengladbach geplatzt.

"Ter Stegen wird nicht arbeitslos"

Ter Stegens Berater Gerd vom Bruch sagte: "Sie können definitiv davon ausgehen, ter Stegen wird nicht arbeitslos. Ich bin kein Jurist, die Frage ist, ob bereits geschlossene Verträge noch gültig sind oder unter das Transferverbot fallen." Weiter führte er aus: "Zwar hat Marc-Andre noch einen gültigen Vertrag bei der Borussia, aber ich mir kann nicht vorstellen, dass er dort bleibt."

Gegenüber der "Sport Bild" äußerte vom Bruch: "Stand jetzt ist - wenn ich die Mitteilung der Fifa richtig interpretiert habe - ein Transfer von Marc-Andre im Sommer zu Barcelona ausgeschlossen. Dennoch sind wir in der Sache total relaxt."

Auch ter Stegen selbst äußerte sich. "Ich habe davon noch nichts gehört und ich weiß nicht, was ihr jetzt von mir wollt. Ich will dazu nichts sagen. Fakt ist: ich werde Borussia auf jeden Fall im Sommer verlassen", sagte der Keeper am Mittwoch dem Kölner "Express". Sein Vertrag bei der Borussia läuft regulär noch bis zum 30. Juni 2015.

Gladbach verpflichtete als Nachfolger bereits Yann Sommer vom FC Basel und verkündete gleichzeitig den Abschied ter Stegens ins europäische Ausland. Der Klub wurde damals nicht näher definiert.

Barca will Einspruch einlegen

Das Interesse des FC Barcelona an ter Stegen ist länger bekannt, offenbar absolvierte der Schlussmann auch schon einen Medizincheck. Ein Vertrag wäre allerdings erst ab 1. Juli 2014 gültig - dann, wenn das Transferverbot für die Katalanen bereits greift.

Barca will gegen das Transferverbot nun Einspruch einlegen. "Unsere Schule zur Ausbildung von Nachwuchsfußballern ist weltweit ein Vorbild", äuérte ein Vereinssprecher gegenüber der Nachrichtenagentur "Efe". Das Reglement, auf das die FIFA sich berufe, stelle das Modell der Ausbildung von Talenten infrage.

Ein typisches Beispiel sei Lionel Messi. Nach den FIFA-Normen hätte der Argentinier nicht in "La Masia" ausgebildet werden können. Der Verein plädierte dafür, für die Fußballschulen - ähnlich wie für die Stadien - Standards aufzustellen, deren Einhaltung die FIFA überwachen könne.

Barca auch mit Geldstrafe belegt

Barcelona muss neben der Transfersperre auch rund 370.000 Euro Geldstrafe bezahlen. Auch der spanische Fußball-Verband wurde mit einer Geldstrafe von 410.000 Euro belegt. Der spanische Verband muss zudem innerhalb eines Jahres sein Regelwerk bezüglich internationaler Transfers reformieren.

Auch die Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat die drakonische Strafe als richtigen Schritt bewertet. "Ungeachtet des Vereins, den das Urteil jetzt trifft, begrüße ich, dass die FIFA den Schutz von Minderjährigen ernst nimmt und den Auswüchsen, dass schon Spieler unter 18 Jahren international transferiert werden, entgegentritt. Das ist ein richtiges Signal", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig der "Welt".

Die FIFA-Disziplinarkommission ahndete mit diesen Sanktionen Vergehen zwischen 2009 und 2013. In dieser Zeit habe Barcelona bei zehn Minderjährigen gegen die Bestimmungen verstoßen. Der Klub wie der spanische Verband erhielten zudem eine FIFA-Rüge.

"Schwerwiegende Vergehen"

"Die Ermittlungen betrafen mehrere minderjährige Spieler, die über verschiedene Zeiträume beim Verein registriert waren und mit diesem an Wettbewerben teilnahmen", heißt es in einer Mitteilung der FIFA.

Und weiter: "Die Disziplinarkommission erachtete die Vergehen als schwerwiegend. Der Verein wurde zudem angewiesen, die Situation aller fraglichen minderjährigen Spieler binnen 90 Tagen zu legalisieren."

Der RFEF muss laut FIFA "innerhalb eines Jahres sein Regelwerk und das bestehende System bezüglich des internationalen Transfers von Minderjährigen im Fußball legalisieren".

FIFA beruft sich auf Artikel 19

Den Sanktionen waren Ermittlungen des Transfer Matching Systems (TMS) und der Disziplinarkommission vorausgegangen. Der RFEF und Barcelona wurden des Verstoßes gegen mehrere Bestimmungen bei internationalen Transfer sowie der Erstregistrierung von ausländischen Minderjährigen für schuldig befunden.

Die FIFA beruft sich auf Artikel 19 des "Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern". Demnach darf ein Spieler nur international transferiert werden darf, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist. Der Artikel sieht nur drei Ausnahmen vor, die allerdings erst nach Prüfung bewilligt werden können.

Die Disziplinarkommission betonte, "dass der Schutz Minderjähriger im Zusammenhang mit internationalen Transfers ein wichtiges soziales und rechtliches Anliegen sei". Nach Ansicht der Kommission könne ein internationaler Transfer "für die sportliche Karriere eines jungen Spielers in bestimmten Fällen zwar förderlich sein könnten, aber den besten Interessen des Spielers als Minderjährigen zuwiderlaufen".

Legt Barca Einspruch ein?

Die Kommission folgerte daraus, dass das Interesse am Schutz der "angemessenen und gesunden Entwicklung eines Minderjährigen über den rein sportlichen Interessen" stehe.

Für die Kommission steht fest, "dass junge Spieler in einem fremden Land ohne angemessenen Schutz Opfer von Ausbeutung und Missbrauch" werden könnten: "Aus diesem Grund ist der Schutz Minderjähriger im Fußball durch die Sportdachverbände, insbesondere die FIFA, noch wichtiger."

Ob der FC Barcelona rechtlich gegen die Sanktionen vorgehen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

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