Im Sommer 2011 standen zwei vielversprechende Talente aus dem Mestalla-Nachwuchs in den Startlöchern: Francisco Roman Alarcon Suarez (19) und Francisco Alcacer Garcia (17). Die Konkurrenz im Kader des FC Valencia war jedoch zu groß. So zog es dein einen in diesem Sommer nach Malaga, der andere schlug seine Zelte ein Jahr in Getafe auf.
Heute tragen beide ein anderes Trikot: Ersterer, der Fußballwelt als Isco bekannt, wechselte 2013 als U21-Europameister und als Golden Boy ausgezeichnet für 30 Millionen zu den Königlichen nach Madrid.
Der andere, bekannt als Paco Alcacer, kehrte nach seiner Leihsaison zu den Fledermäusen zurück, wo er endlich seine Chance bekommen sollte - die der damals 19-Jährige eindrucksvoll nutzte. Mittlerweile führt kein Weg mehr an ihm vorbei.
Schicksalsschlag zum Karrierestart
Paco Alcacer, geboren in Torrent in Valencia, begann das Kicken bei CD Monte-Sion und wechselte später zum größten Verein seiner Heimat, Torrent CF. Im Alter von zwölf Jahren entdeckten ihn Scouts des FC Valencia, die den Stürmer abwarben.
Mit 16 Jahren folgte der Schritt in die Mestalla, der zweiten Mannschaft des sechsmaligen spanischen Meisters. 42 Tore in 60 Spielen lautete die beeindruckende Bilanz, mit der sich der aufstrebende Youngster für die U19-EM im Sommer 2011 in Rumänien empfohlen hatte. Es sollte ein Sommer werden, der das Leben des jungen Mannes nachhaltig prägen sollte.
Mit dem Nachwuchs der Furia Roja holte Alcacer den Titel. Valencias Stürmer hatte dabei bedeutenden Anteil: Im Finale gegen Tschechien wurde er eingewechselt und ballerte Spanien in der Verlängerung mit einem Doppelpack zum Triumph (3:2). Mit dem U19-EM-Titel im Gepäck erwartete ihn elf Tage nach dem gewonnenen Finale der nächste Höhepunkt: In einem Testspiel gegen den AS Rom feierte der 17-jährige Stürmer beim 3:0-Sieg sein erstes Tor für die A-Mannschaft.
Doch was nach dem Spiel passierte, riss alles Glück von ihm: Beim Verlassen des Stadions erlitt sein Vater einen Herzinfarkt, die Wiederbelebungsmaßnahmen der Mannschaftsärzte waren erfolglos - der 44-Jährige starb vor den Augen seines Sohnes.
Zwischenstation: Getafe
Der Youngster arbeitete nach dem Schicksalsschlag weiter an seinem Aufstieg und durfte unter Unai Emery erstmals Luft in der Primera Division schnuppern. Der Durchbruch sollte aber nicht gelingen. Zumal im Sommer 2012 unter Emerys Nachfolger Mauricio Pellegrino nicht nur Roberto Soldado und Jonas, sondern auch die Neuzugänge Nelson Valdez und Jonathan Viera den Weg versperrten. Alcacer flüchtete per Leihe zum FC Getafe.
Bei seiner Rückkehr sollte sich das Blatt endlich wenden. Soldado wechselte zu Tottenham Hotspur, Valdez und Viera verließen den Verein wieder und auch die neuen Leute Dorlan Pabon, Helder Postiga und Vinicius Araujo floppten. Der Weg für Alcacer war frei - und der 19-Jährige nutzte diese Chance auf Anhieb. Er wurde mit 14 Toren wettbewerbsübergreifend bester Torschütze der Fledermäuse. Alleine in der Europa League netzte er sieben Mal. Unvergessen seine Sternstunde im legendären Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Basel: Nachdem Valencia das Hinspiel in der Schweiz 0:3 verloren hatte drehten die Spanier im Mestalla auf und gewannen 5:0 nach Verlängerung. Alcacer traf drei Mal.
Torgarant und Publikumsliebling
In der anschließenden Saison gelang der endgültige Durchbruch und Alcacer entwickelte sich zu einem der Publikumslieblinge: Er wurde mit elf Treffern bester Torschütze seiner Mannschaft. Nach vierzehn Spielen ist Alcacer auch diese Saison wieder Toptorjäger beim CL-Finalisten von 2000 und 2001, trotz der Tatsache, dass die Fledermäuse im tristen Tabellenmittelfeld den Erwartungen hinterherlaufen.
Auch die Furia Roja darf sich auf den Killerinstinkt des Knipsers verlassen. In der EM-Qualifikation schoss der Youngster fünf Tore in acht Einsätzen. Alcacer scheint der perfekte Stürmer für die spanische Nationalmannschaft zu sein: Er vereint viele Elemente einer falschen sowie einer echten Neun. Der 22-Jährige ist beidfüßig stark und hat einen starken Abschluss. Dazu kommt die typisch spanische Ballsicherheit.
Was Alcacer auszeichnet, ist sein unglaublich cleveres Spielverständnis: Alcacer ist überall und nirgendwo, taucht zu jederzeit dort auf, wo es gefährlich wird. "Er ist wie eine Maus: Immer in Bewegung, sehr agil, kann jedem Gegenspieler davon schleichen und ist für niemanden zu halten", beschreibt die Vavel Espana den Youngster.
Auch andere Medien schwärmen von Alcacer: "Was er anfasst, wird zu Gold" titelte die Marca nach dem Doppelpack gegen Luxemburg und berichtete auf den ersten drei Seiten nur über den Goldjungen. "Keiner passt besser zum Kombinationsspiel von Spanien als Paco", stellte die AS fest. El Pais lobte Alcacer als "ganz Schlauer, der mit Hingabe jeder Tormöglichkeit hinterherjagt".
Ein Titel zu Ehren des Vaters
In Frankreich strebt Spanien den dritten EM-Streich in Folge an. Mit der U19 gewann Alcacer diesen Titel zweimal, der Triumph mit der A-Nationalmannschaft wäre ein neuer Höhepunkt für den 22-Jährigen.
Auch wenn die Konkurrenz bei Spanien mit Diego Costa und Alvaro Morata groß ist: Der Valencia-Star, der zu Jahresbeginn seinen Vertrag bis 2020 verlängerte, ist ein heißer Kandidat für den EM-Kader.
Alcacer selbst bleibt bodenständig und hat nur einen Gedanken: "Natürlich ist dieses Tor für meinen Vater. Ich denke jeden Tag an ihn. Er war immer für mich da", gedachte Alcacer nach seinem ersten Tor in der Nationalmannschaft seinem verstorbenem Papa. Es ist nicht das erste Mal, dass der Spanier, der nach jedem Tor nach oben blickt und gen Himmel deutet, diese Worte ausspricht.
Einen großen Titel konnte er seinem Vater noch nicht schenken. Die EM wäre eine große Chance dafür.
Paco Alcacer im Steckbrief