SPOX: Felix, beim Clasico am Samstag feiern Sie Ihre Premiere als Co-Kommentator. Worauf freuen Sie sich besonders?
Felix Kroos: Ich freue mich, etwas für mich ganz Neues zu erleben und den Fußball aus einer komplett anderen Perspektive zu betrachten. Ich werde zwar keine großen Reden schwingen, aber ich werde natürlich meinen Senf abgeben und klar sagen, was ich denke. Ich habe mich jetzt auch nicht speziell vorbereitet, weil ich diesen Job noch nie gemacht habe und keine Ahnung habe, was mich erwartet. Aber genau dafür mach ich es ja - ich bin extrem gespannt.
SPOX: Sind Sie ein Fernsehzuschauer, der sich eher mal über die Kommentatoren aufregt, oder schauen Sie ganz gelassen?
Kroos: Eher nicht so gelassen. Viele Kommentatoren regen mich sehr auf, weil einfach viel Blödsinn erzählt wird. Es gibt echt gute Kommentatoren, aber es gibt auch viele schlechte, bei denen man nur mit dem Kopf schütteln kann. Da fang ich manchmal wirklich an zu schwitzen, so sehr regt mich das auf. Das kann ich mir dann kaum anhören. Aber mit dem Kollegen Marco Hagemann habt Ihr eine sehr gute Wahl getroffen, da bin ich sehr zufrieden. Er gehört absolut zu den besten. Ich habe zwar mal geäußert, dass ich mir einen anderen Sender für die Länderspiele wünschen würde, aber das hatte nichts mit dem Kommentator zu tun, keine Sorge, Marco. (lacht) Nur wenn vollkommen Fachfremde über Fußball reden, da hört es bei mir auf.
SPOX: Wie war das früher so im Hause Kroos, wenn Sie mit Toni Fußball geschaut haben? Haben Sie die gleichen Vereine unterstützt, oder gab's auch mal Zoff?
Kroos: Toni war ja immer Werder-Fan seit frühester Kindheit, mein Verein war Hansa Rostock. Ich konnte mich aber auch gut damit anfreunden, wenn sein Team gewonnen hat, da gab es keinen Stress. Fußball lief natürlich rund um die Uhr bei uns und als es noch kein Pay-TV gab, saßen wir samstags um 15.30 Uhr vor dem Videotext. 90 Minuten Videotext anstarren, das waren auch lustige Zeiten.
SPOX: Haben Sie auch den Clasico gemeinsam angeschaut und wie war die Rollenverteilung?
Kroos: Als La Liga dann auf Sky lief, haben wir uns natürlich dann auch den Clasico reingezogen. Ich weiß gar nicht mehr genau, für wen wir da waren, aber wir haben generell viel Barca geschaut zu der Zeit. Jetzt ist natürlich klar, für wen die Familie ist.
SPOX: Was hat Toni bisher von seinen Clasicos erzählt?
Kroos: Er hat vor allem von der Stimmung erzählt, die wir so in Deutschland einfach nicht erleben würden. Der Spanier an sich ist nochmal ein bisschen verrückter, es muss schon einmalig sein, was beim Clasico oder auch beim Derby gegen Atletico vor dem Spiel in der Stadt los ist. Toni hatte ja mit den Bayern schon viel erlebt, aber das muss nochmal eine andere Stufe und eine noch beeindruckendere Atmosphäre sein. Ich war leider selbst noch nie bei einem Clasico live vor Ort, weil es zeitlich nie gepasst hat, aber jetzt bin ich immerhin mal Co-Kommentator, ich komme der Sache näher. (lacht)
SPOX: Wie geht Toni den aktuellen Clasico an? Rechnet sich Real noch Chancen aus, wenn sie in Barcelona gewinnen, oder sind die 10 Punkte Rückstand aussichtslos?
Kroos: Richtung Meisterschaft wird es sehr schwer, aber solche Spiele zählen für sich. Barca willst du als Real immer schlagen, egal ob du gerade auf Rang eins, acht oder zehn stehst. Auch wenn es mit dem Titel nichts wird, ist es für Real und seine Fans extrem wichtig, dass sie Barca jetzt schlagen. Real wird brennen.
SPOX: Toni wirkt ja immer sehr ausgeglichen und ruhig, woher kommt diese Gelassenheit?
Kroos: Das ist eine gute Frage. Ich kann es mir auch nicht erklären, aber Toni war im Gegensatz zu mir schon immer so. Diese Gelassenheit, die er verkörpert, ist auch nicht irgendwie gespielt - er ist wirklich so gelassen und das ist auch sicher eine besondere Stärke von ihm.
SPOX: Für die extreme spanische Presse geht diese Eigenschaft natürlich schnell ins Phlegma über. Wie sehen Sie die Berichterstattung in Spanien? Liest Toni die Marca oder die As?
Kroos: Nein, er versteht es ja eh nicht. (lacht) Außer in der Headline steht ganz groß etwas von Panzern oder so. Er hat früher schon wenig über sich gelesen, das ist jetzt noch weniger geworden. Zumal die spanische Presse wirklich extrem ist, im Endeffekt gibt es da ja vier Boulevard-Zeitungen. Aber Toni ist da im Umgang genauso gelassen wie auf dem Platz.