"Götze ist ein Arbeitstier"

Shkodran Mustafi (r.) und Mario Götze sind gute Freunde
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SPOX: Kommen wir zum Thema Nationalmannschaft. Zuletzt durften Sie gegen Italien wieder einmal über 90 Minuten ran. Die Squadra Azzurra wurde 4:1 geschlagen. Eine ordentliche Hausnummer in Bezug auf die EM. Ist das DFB-Team nun absoluter Titelfavorit?

Mustafi: Als amtierender Weltmeister ist der EM-Titel natürlich unser Ziel. Wir reisen nicht nach Frankreich, um mal zu schauen, wie weit wir kommen, sondern wir wollen die Trophäe mit nach Hause bringen. Bereits bei der Weltmeisterschaft hat uns dieser gemeinsame Fokus so stark gemacht. Im Spiel gegen Italien hat nach der enttäuschenden Partie gegen England eine Trotzreaktion stattgefunden. Wir haben auch uns selbst bewiesen, dass wir im Hinblick auf die Endrunde jeden Gegner schlagen können. Nach der doch eher holprigen Qualifikation war das genau das richtige Zeichen.

SPOX: Sie waren auch damals im November bei den Anschlägen von Paris mit dabei. Mit welchem Gefühl würden Sie im Sommer nach Frankreich fahren?

Mustafi: So etwas vergisst man natürlich nicht. Diese Nacht wird man noch ein paar Jahre im Hinterkopf haben. Es ist aber nicht so, dass ich Angst hätte nach Frankreich zu fahren. Wir müssen professionell an die Sache rangehen, versuchen das auszublenden und den Sicherheitskräften vor Ort einfach zu vertrauen.

SPOX: Jerome Boateng wird nach seiner schweren Verletzung erst kurz vor dem Turnier wieder voll im Saft stehen. Rechnen Sie sich bei der EM Chancen auf einen Stammplatz aus?

Mustafi: Rechnen war noch nie so mein Ding. (lacht) Insofern stelle ich keine Rechnungen auf. Ich versuche einfach von Spiel zu Spiel zu denken und meine Leistung im Verein zu bringen, der Rest liegt nicht in meiner Hand.

SPOX: Die Konkurrenz wird ja nicht weniger. Jonathan Tah hat nun sein Debüt gefeiert und zuletzt machte Joshua Kimmich mit starken Leistungen beim FC Bayern von sich reden. Wie haben Sie ihn wahrgenommen bisher?

Mustafi: Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Wochen wenig Spiele vom FC Bayern verfolgt habe, weil ich mich auf Valencia konzentriert habe. Aber über die Medien bekommt man natürlich mit, dass Joshua derzeit starke Leistungen abliefert. Ich kann mich ganz gut in seine Lage versetzen, weil er auch lange auf seine Chance warten musste. Mit dem Ausfall von Jerome war seine Zeit gekommen und er musste in große Fußstapfen treten, das war auch nicht so ganz einfach. Ob er für die Nationalmannschaft eine Option ist, kann ich letztlich nicht beurteilen.

SPOX: Bastian Schweinsteiger droht das Turnier aufgrund seiner Verletzung zu verpassen. Wie bitter wäre das Aus des Kapitäns?

Mustafi: Dass sein Ausfall ein herber Verlust wäre, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Alleine mit seiner Erfahrung kann er dem Team sehr helfen, das hat man bei der WM gesehen. Aber wir tun Basti keinen Gefallen, wenn nun jeder darüber spekuliert, ob er bis zum Turnier fit wird. Wir sollten ihn einfach in Ruhe arbeiten lassen und auf unsere medizinische Abteilung vertrauen. Bei Khedira war es vor der WM ähnlich und Sami haben sie auch fit bekommen. Insofern bin ich bei Bastian auch recht zuversichtlich.

SPOX: Für Schweinsteiger wird es eng, dafür scheint Mario Gomez sein Ticket gelöst zu haben. Wie wichtig ist er für das DFB-Team? Gerade was die Systemfrage mit oder ohne echte Stürmer betrifft...

Mustafi: Letztlich ist das eine Frage, die der Bundestrainer beantworten muss, weil er die Philosophie der Mannschaft vorgibt. Wenn Joachim Löw der Meinung ist, dass wir in dem einen oder anderen Spiel einen klassischen Mittelstürmer brauchen, dann ist Mario Gomez mit Sicherheit nicht die schlechteste Option. Man sieht ihm an, dass er in der Türkei viel Selbstvertrauen gesammelt hat. Dadurch kann er uns natürlich helfen.

SPOX: Eine andere Personalie, über die derzeit viel berichtet wird ist Mario Götze. Er zählt zu ihren besten Freunden. Zuletzt haben Sie sich bei der Nationalmannschaft gesehen und mit ihm gesprochen. Wie verfolgen Sie die aktuelle Diskussion um ihn?

Mustafi: Es ist natürlich nicht einfach für ihn, gerade wenn man lange verletzt war, brennt man auf seine Einsätze und will so viel Spielpraxis wie möglich sammeln. Die hat er beim FC Bayern bisher noch nicht bekommen. Aber was keiner sieht und was ich an ihm sehr schätze, Mario ist ein Arbeitstier. Er arbeitet jeden Tag hart und verhält sich sehr professionell. Er war fast ein halbes Jahr verletzt, hat sich nun zurückgearbeitet und gezeigt, dass mit ihm zu rechnen sein wird. Das hat er gegen Italien eindrucksvoll unter Beweis gestellt und auch bei den Bayern bekommt er nun langsam seine Einsätze. Er muss auch im Kopf fit sein und weiter Geduld haben. Da ist ein bisschen wie, wenn man vor einer verschlossenen Tür steht und klopft, aber keiner aufmacht. Das einzige, was einem übrig bleibt ist zu warten und solange zu klopfen, bis einer aufmacht. Ich denke, er wird noch sehr wertvoll für uns sein.

Shkodran Mustafi im Steckbrief

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