In Spanien fließen teils enorme Summen für Youngsters, teils stammen die Stars von morgen aber auch aus der eigenen Jugend. SPOX wirft einen Blick auf zehn neue Gesichter, die sich Hoffnungen auf Einsätze machen dürfen.
Santos Borre (FC Villarreal, Stürmer, Jahrgang 1995)
Das erste Spiel in Europa absolvierte Santos Borre nicht in einer zweiten Mannschaft, nicht in einem unbedeutenden Liga- oder einem Pokal-Spiel. 20 Jahre alt und gerade erstmals über den großen Teich gekommen, stand Borre bei seinem Debüt auf europäischem Grün vor den Flaggen der Champions League.
90 Minuten gönnte ihm Trainer Fran Escriba in der Qualifikation zur Königsklasse und machte damit direkt deutlich, was man sich in Spanien vom jungen, kolumbianischen Stürmer erwartet. Als "stark, trickreich und mit gutem rechten Fuß ausgestattet", war er bei seiner Ankunft beschrieben worden.
Dies allerdings nicht von Escriba, sondern von Diego Simeone. Denn Atletico Madrid verpflichtete Borre im Sommer 2015, verlieh ihn erst direkt wieder zurück zu Deportivo Cali und nun in diesem Jahr zur Ligakonkurrenz aus Villarreal. Dort soll sich der Stürmer bei geringerer Konkurrenz beweisen.
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Denn dann, so Simeone, erwartet die Rojiblancos nach Rückkehr 2017 ein echter Kracher: "Er hat ein herausstechendes Auge für die Tormöglichkeit im gegnerischen Sechzehner." In Madrid hofft man nach einigen Trainingstagen mit Borre wohl auch auf ein physisches Zulegen von Borre, der dort seine auffälligsten Defizite hat.
daznDavid Concha (Real Sociedad, Stürmer, Jahrgang 1996)
"Es liegt an Eusebio, ob ich bleibe oder nicht", waren die nüchtnernen Worte von David Concha nach seiner Rückkehr aus Numancia. 26 Einsätze in Spaniens zweiter Liga bei fünf Toren und zwei Assists waren nicht genug, um die Verantwortlichen in San Sebastian direkt vom flexiblen Offensivmann zu überzeugen.
Allerdings hinterließ er in der Vorbereitung auf die neue Saison einen derart guten Eindruck, dass Trainer Eusebio nicht umher kam, den 19-Jährigen im Kader zu integrieren. Auf mehrere Spieler hatte er den Druck erhöht, um einen leistungsfähigen Kader zusammenzustellen und fand in Concha offenbar eine zuverlässige Wahl.
Bei der nicht unwesentlichen Konkurrenz kommen dem Spanier zwei Dinge entgegen. Einerseits die hohe Verletzungsanfälligkeit vieler Mitspieler, andererseits aber auch die eigene Polyvalenz. Egal ob links, rechts oder frei beweglich in der Spitze - Concha ist immer ein Gefahrenherd für gegnerische Defensivreihen.
Als Gerüchte rund um einen Wechsel zu Newcastle United aufkamen, wurden schnell Vergleiche zu Hatem Ben Arfa gezogen. Tatsächlich ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht abzustreiten, wenn auch Concha deutlich geringere Ambitionen hat. "Erstmal lernen", ist sein Ziel für die anstehende Spielzeit.
Joaquin Correa (FC Sevilla, Zentraler Mittelfeldspieler, Jahrgang 1994)
13 Millionen Euro wird und weitere fünf Millionen Euro kann Correa den FC Sevilla kosten. Das ist selbst bei heutigen Marktpreisen nicht gerade wenig Geld und doch ließ sich Sportdirektor und Sparfuchs Monchi zu diesem Deal bewegen. Bleibt also die Frage: Wie rechtfertigt ein 22-jähriger Argentinier von Sampdoria Genua diese Ablöse?
Die Antwort gestaltet sich angesichts des bekanntesten Videos von Correa schwierig. Gegen Inter Mailand setzte er sich im Oktober 2015 über die linke Seite durch, tunnelte den gegnerischen Torwart und schob den Ball schließlich geringfügig unter Druck aus gut zweit Metern am langen Pfosten vorbei ins Toraus.
Doch Jorge Sampaoli wollte Correa unbedingt, obwohl die Transfers von Hiroshi Kiyotake und Pablo Sarabia - beide nicht unähnlich - schon feststanden. Was genau sich der Neu-Trainer verspricht, konnte Correa in den ersten Testspielen unter Beweis stellen. Der offensive Mittelfeldspieler ist stark am Ball, hat einen zielgenauen Abschluss und sucht gerne von halblinks den Weg Richtung Tor.
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Dass er dabei bisweilen noch etwas lange am Ball braucht und mit seinen 1,88 Metern vielleicht staksig wirkt, ist angesichts seiner wenig auf reinen Geschwindigkeit ausgelegten Spielweise geschenkt. Hinzulernen will er ohnehin und sagte für Sevilla sogar die Olympischen Spiele in Rio ab: "Wir arbeiten jetzt. Das ist sehr wichtig, eine Basis für das restliche Jahr zu legen."
Cristian Espinoza (FC Villarreal, Flügelstürmer, Jahrgang 1995)
Die Argentinier sind auch in diesem Sommer wieder stark nachgefragt in Spanien. Sieben Millionen Euro war Cristian Espinoza dem FC Villarreal wert, er ist einer der vielen jungen Spieler, die zukünftig ihre Schuhe für die Submarinos schnüren sollen.
Allerdings liegt die Betonung bei Espinoza auf zukünftig, denn sobald der Flügelspieler von seinem Aufenthalt bei den Olympischen Sommerspielen zurückkehrt, soll er verliehen werden. Deportivo Alaves darf sich aller Voraussicht nach über den Zuschlag freuen, bisher fehlt allerdings ein offizielles Statement.
So oder so darf sich die Liga auf einen kleinen, wendigen und blitzschnellen Flügelstürmer freuen. Espinoza wird in seiner Heimat gerne mit Angel di Maria verglichen, ist allerdings eher auf den rechten Fuß fokussiert. Oft erhält er das Anspiel in einer sehr breiten Position, dribbelt etwas an und erhöht dann das Tempo.
So freute sich der Klub über "Tempo und Qualität am Ball", erhofft man sich doch auf Dauer einen echten Kreativspieler verpflichtet zu haben: "Er hat die Fähigkeit, Gegnern zu entwischen und Torchancen zu kreieren." Bei Huracan zählte der 21-Jährige immerhin seit 2013 zu den Leistungsträgern.
Theo Hernandez (Deportivo Alaves, Linksverteidiger, Jahrgang 1997)
Im Februar 2016 ging die Defensive der Rojiblancos regelrecht am Stock. Gegen Eibar bot Simeone eine zusammengeschusterte Viererkette auf und setzte auf der linken Seite auf den jungen Hernandez. Allerdings: Auf dem Platz stand Lucas Hernandez, auf der Bank saß Theo Hernandez.
Während ersterer inzwischen fester Bestandteil des rot-weißen Bollwerks ist, legt der Weg seines jüngeren Bruders einen kleinen Umweg ein. Nach mehreren Trainingseinheiten mit der ersten Mannschaft, entschied sich Atletico dazu, Theo Hernandez für die Saison 16/17 Spielpraxis in der Liga bei Aufsteiger Alaves zu verschaffen.
Dort soll der 18-jährige Franzose mit zum Klassenerhalt beitragen und somit ganz nebenbei auch gleich die typische Denkweise Simeones einatmen. Denn wenn der Trainer sagt: "Spiel jedes Spiel als ob es dein letztes wäre", dürfte der Abstiegskampf durchaus gute Schule sein.
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Die nötigen Voraussetzungen für eine triumphale Rückkehr hat Theo genauso wie Bruder Lucas. Beide können zwischen Links- und Innenverteidigung wechseln, sind technisch solide und physisch präsent. Theo bringt dazu einen merklichen Offensivdrang mit, schließt gerne selbst aus der Distanz ab oder schaltet sich bei Standards mit ein. Erreicht er das gleiche Level an Ruhe am Ball wie sein Bruder, hat Atletico vieles richtig gemacht.
Diogo Jota (Atletico Madrid, Flügelstürmer, Jahrgang 1996)
Von einem Leihspieler Atleticos zu einem Neuzugang Atleticos. Die Rojiblancos trennten sich im Sommer vom unzufriedenen Luciano Vietto und holten sich mit Diogo Jota einen nicht unähnlichen Spielertyp ins Haus. Der junge Portugiese fühlt sich nominell am linken Flügel am wohlsten, überzeugte für Pacos de Ferreira allerdings auch über rechts oder etwas mehr im Zentrum.
Die sieben Millionen Euro investierte man dabei allerdings nicht nur in einen Kreativspieler, sondern auch in einen Knipser. Jota bringt einen herausragenden rechten Fuß ebenso mit wie ein gutes Auge und Stellungsspiel. Er setzt seine Läufe gekonnt ein, um sich Vorteile am Ball zu verschaffen und kleinere technische Mängel in Ballannahme und Behauptung zu übertünchen.
Zwölf Tore und sieben Assists in 31 Spielen der letzten Saison scheinen Diego Simeone von einem Kauf überzeugt zu haben. Obwohl weder Benfica, Sporting noch Porto ihre Finger im Spiel hatten, ist Jota mit Sicherheit eines der größten Talente im portugiesischen Fußball.
Somit ist seine Zielsetzung vielleicht durchaus ambitioniert, aber auch nicht einfach zu ignorieren: "Ich mag es, Griezmann zuzuschauen. Ich glaube, ich kann ähnliche Dinge wie er, auch körperlich sind wir uns ähnlich." Doch Griezmann ist jung und verlängerte kürzlich seinen Vertrag. Einfach wird es nicht: "Ich habe jetzt eine Feuertaufe."
Marlos Moreno (Deportivo La Coruna, Flügelstürmer, Jahrgang 1996)
Hin und her ging es beim Transfer von Marlos Moreno wie bei kaum einem anderen Wechsel in diesem Sommer. Mal sollte er gehen, dann bleiben. Mal war es Spanien, dann wieder England. Letztlich wurde es beides. Moreno unterschrieb in Manchester, schnürt aber in der kommenden Saison die Schuhe für Deportivo La Coruna.
Etwa acht Millionen Euro war der 19-jährige Kolumbianer den Citizens wert und versetzte die Insel für einige Tage in Aufruhr. Keine schlechte Leistung für einen Stürmer, der erst mit 14 Jahren in Richtung Profi tendierte. Erst 2010 stieß er zu Atletico Nacional, machte dort aber mit großem Selbstbewusstsein und nicht minder großer Explosivität schnell Fortschritte.
Sein tiefer Körperschwerpunkt lässt Moreno auch gegen physisch überlegene Gegner gute Chancen, was ihm in der Premier League gut zu Gesichte stehen dürfte. Doch vorerst wird man auch in Spanien sein Tempo und seine Trickreichheit zu schätzen wissen. Aus hoher Geschwindigkeit heraus sucht er gerne das Eins gegen Eins oder die Möglichkeit zum Doppelpass mit seinen Mitspielern.
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Kann ihm Depor-Coach Gaizka Garitano den bisweiligen Egoismus austreiben, dürfte sich Pep Guardiola sicher bedanken. Und nicht nur der Katalane. Auch Jose Pekerman, Trainer der kolumbianischen Nationalmannschaft, gewährte ihm bereits sieben Einsätze. Zu Eile neigt man dennoch nicht bei ManCity, stellt Sportdirektor Txiki Begiristain klar: "Er ist ein vielseitiger Spieler, aber er muss noch lernen."
Marlon Santos (FC Barcelona, Innenverteidiger, Jahrgang 1995)
Der FC Barcelona schlug im Sommer doppelt- und dreifach zu. Mehrere neue Spieler stießen zur Mannschaft und sollten besonders die Breite stärken. Samuel Umtiti und Lucas Digne beispielsweise sind Alternativen für die Abwehr. Doch zwei Faktoren brachten Marlon Santos, eigentlich Neuzugang für die zweite Mannschaft, ins Schaufenster.
Ein Großteil der Mannschaft fehlte aufgrund Europameisterschaft, Copa America Centenario oder Olympia, womit Trainer Luis Enrique für die Vorbereitung auf zahlreiche Jugendspieler setzte. Soweit, so gewohnt in Barcelona. Doch Marlon nutzte die ihm angebotene Chance, überzeugte in diversen Tests und arbeitete sich damit im internen Ranking der Talente weiter nach oben.
Auf den zweiten Faktor hatte der Brasilianer allerdings keinen eigenen Einfluss. Dadurch, dass Javier Mascherano und Jeremy Mathieu den Saisonauftakt verpassen werden, wünschte sich mancher den Innenverteidiger als Alternative hinter Umtiti und Gerard Pique. Eigentlich perfekte Voraussetzungen, zumal mit Thomas Vermaelen die fünfte Konkurrenz den Klub verließ.
Doch so schnell wird man Marlon nicht im Barca-Dress in einem Pflichtspiel sehen. Der 20-Jährige erhielt noch immer keine Arbeitserlaubnis und bis auf weiteres gesperrt. Die Hoffnung auf den ein oder anderen Einsatz im ersten Team bleibt trotzdem bestehen, hat Barca doch nicht nur viele Partien zu absolvieren, sondern auch eine durchaus anfällige Innenverteidigung.
Ezequiel Ponce (FC Granada, Stürmer, Jahrgang 1997)
Einfach waren die ersten Schritte von Ponce in Europa nicht. Mit großen Erwartungen im Gepäck nach Rom gekommen, fand sich der Stürmer vorerst in der Primavera der Roma wieder und konnte sich dort nur unzureichend empfehlen. Ein Bänderriss machte die Monate November bis März verloren, echte Profi-Luft durfte der Argentinier kein einziges Mal schnuppern.
Doch Ponce, jüngster Debütant in der Geschichte der Newell's Old Boys, kniete sich hinein und arbeitete sich Schritt für Schritt in die Startelf der U19. Somit entschieden sich die Verantwortlichen zur kommenden Saison doch für eine Leihe, soll der Torjäger doch seine brillante Form nun in den Herrenbereich tragen.
Neun Tore gelangen ihm nach seiner Rückkehr in zehn Spielen, was die Qualitäten Ponces schon ausreichend beschreiben dürfte. Der Argentinier kommt einer klassischen Neun durchaus nahe, ist stark in der Luft und verfügt über eine starke Antizipation für mögliche Abpraller und ungenau geklärte Bälle.
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Doch er kann sich genauso am Spiel beteiligen, aufbauen und Chancen kreieren. In Granada trifft er auf den genau richtigen Trainer für diese Spielweise: Paco Jemez. "Ich mag seine Art zu arbeiten", zeigte sich Ponce erfreut über die Möglichkeit, die ihm der spanische Underdog eröffnet.
Pione Sisto (Celta Vigo, Flügelstürmer, Jahrgang 1995)
"Er hat verstanden, dass es harte Arbeit braucht, um an die Spitze zu kommen", schwärmte Morten Morch, dänischer Kommentator, von Pione Sisto. Sein Land hat in Sisto offenbar endlich einen weltklasse Stürmer gefunden. So zumindest die Hoffnung - und die Meinung der Statistiker.
Der FC Midtjylland baut seine Entscheidungen zu einem Großteil auf Datenerhebung auf und beorderte seinen Stürmer bald in die Riege der Weltklasse. Das sagen zumindest die Statistiken von GSN, einer der größten Fußballdatenbanken der Welt. Und das glaubte offenbar auch Celta Vigo, die sechs Millionen Euro für die Dienste Sistos nach Dänemark überwiesen.
Nun soll der 20-Jährige unter Beweis stellen, was die Zahlen versprechen. Er ist ohne Zweifel schnell, ballsicher und kann aus dem Tempo heraus nur ganz schwer gestoppt werden. Doch, und hier kommt Morch ins Spiel, war Sisto auch immer etwas egoistisch, taktisch unklug und schwach in der Entscheidungsfindung.
Das hat er abgestellt und sich damit tatsächlich zu einem herausstechenden Stürmer entwickelt. Das zeigen nicht nur die Zahlen, das sieht man auf dem Platz. Sisto ist kreativ, mutig und selbstbewusst, hat ein gutes Auge und Präzision bei Standards, kurzum ein Gesamtpaket.