Paris Saint-Germain macht im Werben um Barca-Superstar Neymar offenbar ernst. Vor allem die spanischen Medien überschlagen sich. Doch was ist dran an den Gerüchten und was spricht für und gegen einen Wechsel. SPOX gibt einen Überblick.
Die Gerüchte um PSG und Neymar sind nicht wirklich neu. Bereits im letzten Jahr warfen die Franzosen die Angelrute nach dem Brasilianer aus und versuchten, ihn an die Seine zu locken. Neymars Berater Wagner Ribeiro bestätigte damals, dass es zwischen beiden Parteien gleich zu mehreren Verhandlungen kam. Ganz an den Haaren herbeigezogen sind die Spekulationen dementsprechend nicht. Schenkt man den Zeitungen zudem Glauben, habe Neymar damals bereits ernsthaft abgewogen, ob ein Wechsel nach Paris Sinn mache. Die Entscheidung mündete im letzten Sommer noch in einer Vertragsverlängerung bis 2021 bei den Katalanen.
Sicher ist: Das Interesse von PSG ist seitdem sicherlich nicht erloschen. Die Sport berichtet gar, dass PSG bereit sei, die Ausstiegsklausel in Höhe von 222 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Ob das stimmt, wissen nur die Verantwortlichen von PSG selbst. Doch mit Scheich Nasser Al-Khelaifi am Geldhahn ist eine derartige Summe sicherlich nicht komplette Utopie.
Finanziell deutliche Steigerung
Generell könnte der finanzielle Aspekt in vielerlei Hinsicht entscheidend werden. Bereits im letzten Jahr überschütteten die Pariser Neymar mit einem irren Gehaltsvorschlag. Das dürfte aktuell nicht grundlegend anders sein. Derzeit ist alleine von 30 Millionen Euro Gehalt die Rede, Bonuszahlungen soll es zusätzlich geben. Das würde ihn von derzeit rund 15 bis 20 Millionen Euro jährlich mal eben auf eine Stufe mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi und somit in die absolute Topelite der Fußballer heben.
"Sie haben Neymar gesagt, dass sie ihn zu einem der bestbezahltesten Sportler der Welt machen würden", sagte Ribeiro im letzten Sommer. Al-Khelaifi habe dem Brasilianer im persönlichen Gespräch zudem einen Privatjet und weiteren fußballfernen Schnickschnack angeboten. Ob alle Zahlen und Angebote exakt stimmen, sei dahingestellt. Doch finanziell würde Neymar einen bis zwei Schritte nach vorne machen, das scheint klar.
Sportlicher Aspekt
Doch auch aus einem sportlichen Blickwinkel könnte ein Wechsel durchaus Sinn machen. Denn diverse Medien in Spanien berichten, dass Neymar sich in Barcelona derzeit nicht mehr komplett wohlfühle und mit seiner Situation im Team unzufrieden sei. Ihm soll zuletzt immer klarer geworden sein, dass er an der Seite von Lionel Messi stets höchstens die zweite Geige spielen werde und im Schatten des Argentiniers stehen würde.
Wenn er innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre der Größte in seinem Team sein will, wird er den Verein wechseln müssen. Daran führt wohl kein Weg vorbei. Auch der Gewinn des Ballon d'Or scheint an der Seite von Messi im Trikot des FC Barcelona derzeit nicht wirklich realistisch. Eine Tatsache, die PSG erkannt hat und als schlagkräftiges Argument in die Verhandlungen mit eingebracht haben soll. In Paris würden sie ihm die Welt zu Füßen legen und ein Team um ihn herum aufbauen. In der französischen Hauptstadt lechzen sie nach dem Abgang von Zlatan Ibrahimovic nach einem Superstar mit der Strahlkraft eines Neymars.
Auch die Verhaltensweise des Brasilianers in den letzten Jahren könnte auf einen Wechsel hindeuten. Immer wieder flirtete er mit anderen Klubs, hörte sich andere Angebote gerne an und machte den Katalanen klar, dass er mit dem Klub nicht verheiratet ist. "Ich habe mit vielen Klubs gesprochen, mich letztlich aber dazu entschieden, bei Barcelona zu bleiben", sagte Neymar nach der Vertragsverlängerung. Auch zuletzt, als er auf die jüngsten Gerüchte um einen Wechsel zu Manchester United angesprochen wurde, zündete er verbale Rauchbomben: "Wer weiß schon, was morgen ist. Vielleicht spiele ich dann bei Eibar?"
Den Gerüchten um einen Wechsel von Neymar schob Vize-Präsident Jordi Mestre recht schnell einen Riegel vor. "Er wird zu 200 Prozent auch in der kommenden Saison bei Barcelona spielen", erklärte er auf einer Pressekonferenz. Sollte PSG tatsächlich die festgeschriebene Ablösesumme von 222 Millionen Euro aufbringen und zudem den Brasilianer überzeugen, wären dem FC Barcelona allerdings die Hände gebunden. Was macht Mestre deshalb so sicher?
Nun, Barcelona gehört unabhängig vom Abschneiden in der letzten Saison immer noch zu den mit Abstand schillerndsten Klubs der Welt. Eine Strahlkraft, die neben den Katalanen im Weltfußball eigentlich nur Real Madrid und Manchester United erreichen. Neymar kann sowohl jetzt als auch in etwas fernerer Zukunft davon ausgehen, dass er stets ein Team um sich hat, das als ernsthaft Anwärter auf den Titel in der spanischen Liga und der Champions League in Frage kommt.
Neymar als Thronfolger
Heldenstatus in Paris hin oder her, bei Barcelona gehört er derzeit gemeinsam mit Messi und Suarez zu einem Trio, das man innerhalb der Fußballwelt vergeblich sucht. Ein Trio, das ihrerseits das Potenzial hat, (weiter) Geschichte zu schreiben.
Und so dunkel der Schatten von Messi derzeit noch ist, so hell könnte das Licht sein, das bei Messis Karriereende auf Neymar scheint. Denn innerhalb des Teams ist der Brasilianer mit seinen 25 Jahren sicherlich der auserkorene Thronfolger. Sobald Messi Platz macht oder seine Leistungen nachlassen, wäre er der neue Superstar bei einem der besten Teams der Welt.
Ein Wechsel zu Paris wäre aus sportlicher Hinsicht dementsprechend ein Rückschritt. Die Ligue 1 ist längst nicht auf dem Niveau der Primera Division. Titel würde es in Paris vermutlich auch geben, solange es allerdings nicht der Pott mit den großen Ohren ist, haben die Trophäen längst nicht den Status wie in Spanien.
Neymar will Position verbessern
Auch die französischen Medien drückten nach dem Erscheinen der Gerüchte ernst mal auf die Bremse und zuckten mit den Schultern. Das habe man doch alles schon mal gehört, so der Tenor. Noch vor einem Jahr habe Neymar laut L'Equipe die Verhandlungen mit PSG doch nur genutzt, um seine Position bei Barcelona vor der Vertragsverlängerung zu verbessern und noch mehr Kohle herauszuschlagen.
Eine Stimme aus dem Umfeld von PSG wird im französischen Blatt mit den Worten zitiert: "Man will nicht erneut eine Neymar-Show erleben. Es ist eine enorme Klausel und man muss realistisch sein."
Fazit: Paris St. Germain gehört zu den wenigen Klubs, die aufgrund des finanziellen Backgrounds des Scheichs ernsthaft Interesse am Brasilianer haben (kann). Sollten die Franzosen tatsächlich bereit sein, die 222 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, ist ein Wechsel nicht unrealistisch. Denn Neymar scheint in seiner derzeitigen Position bei Barcelona nicht ganz zufrieden und findet das Projekt PSG spannend. Ein finanziell starkes Angebot gepaart mit dem Heldenstatus wäre sicherlich auch für den FCB-Star verlockend.