FC Barcelonas Neuzugang Yerry Mina im Porträt: Das Paket aus Santa Fe

Yerry Mina wechselte im Januar zum FC Barcelona.
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Die Schwächen von Yerry Mina

Bei allem Lob für Mina muss immer in Betracht gezogen werden, dass er sich bislang in der brasilianischen Liga bewegte. Der Verteidiger stellte dort so etwas wie einen der seltenen Haie in einem Becken voller Fische dar. Der Sprung von Südamerika hinein in die spanische Liga wird Zeit und Arbeit erfordern.

In seinem Alter darf Mina durchaus noch als Talent angesehen werden und wird dementsprechend noch manche Extra-Einheit mit dem Trainerteam des FC Barcelona vor sich haben. Viele seiner Handlungen und Entscheidungen bedürfen noch eines Feinschliffs, um auf höchstem Niveau bestehen zu können.

Hoher Schwerpunkt macht Wendungen langsam

So ist Mina zwar physisch extrem dominant, hat aber nur eine durchschnittliche Beschleunigung. Kleine, wuselige Gegenspieler wie es sie in Spanien zuhauf gibt, können ein Problem für den Verteidiger darstellen. Durch den hohen Körperschwerpunkt hat Mina durchaus ein Problem, sich schnell auf Drehungen sowie Wendungen einzustellen.

Dies wurde besonders deutlich, als er eine Zeit lang auf der rechten der beiden Halbpositionen einer Dreierkette eingesetzt wurde. Mina offenbarte Probleme darin, die Flügelspieler des Gegners aufzunehmen und ihnen seine Physis im direkten Duell aufzuzwingen.

Nachlässigkeiten in Stellungs- und Passspiel

Hinzu kommen kleinere Nachlässigkeiten im Stellungsspiel, Mina ist sich seines Rückens nicht immer voll bewusst. Zwar kann er durch seine Kopfballstärke und mit seinen langen Beinen noch manchen Stellungsfehler ausgleichen, eine genauere und schnellere Orientierung wird bei Barcelona aber unumgänglich sein.

Ähnliches gilt auch im Passspiel. Mina hat in seinem Spiel hier und dort eine kleine Schlamperei: Mal kommt der Ball mit zu viel Druck, mal wird er dem zweiten Innenverteidiger in den Rücken gespielt. Nicht immer erreicht der Ball den richtigen Fuß seines Mitspielers, nicht immer ist er optimal zu verarbeiten. Besonders in diesem Punkt wird er sich verbessern müssen.

Vorsicht bei gegnerischem Pressing

Auch in der Ballannahme ist Mina nicht perfekt. Einige Zuspiele legt er sich weit nach vorne, in Europa könnte das schnell als Pressingauslöser für den Gegner verstanden werden. Ebenso betrifft das seine Täuschungen im Aufbau: Vermehrt zeigt Mina mit dem Arm in die Tiefe und spielt dann quer - ein leicht zu durchschauender Trick.

Großes Fragezeichen ist die hohe Viererkette Barcelonas. Die Verteidiger rücken auch unter Ernesto Valverde weit auf und müssen nach Ballverlust die Entscheidung zwischen Fallen und Balleroberung sehr schnell und praktisch fehlerlos treffen - damit hatte schon mancher Neuzugang zum Start Probleme.

Mina braucht Führung

Beim ersten Training des FC Barcelona kam Mina mit Messi und Luis Suarez aus dem Kabinengang: Die Tendenz ist schon klar zu erkennen. Mina wird bei den Katalanen von (zwei) Führungsspielern an die Hand genommen und Schritt für Schritt in die Mannschaft eingeführt.

Das ist richtig und wichtig, denn Mina bringt sehr gute Anlagen mit. Nun gilt es für Barcelona, den Kolumbianer richtig dosiert einzubauen und ihm den Weg zu zeigen, damit er weder über- noch unterfordert wird. Momentan stehen im Ranking ohnehin mindestens zwei Konkurrenten klar vor ihm.

Kampf um Einsatzzeiten wird hart

Pique und Samuel Umtiti sind unumstritten, dahinter werden sich Thomas Vermaelen und Mina um den dritten Rang streiten. Der Belgier hat eine sehr gute Hinrunde gespielt und viele Kritiker überrascht - es wäre dementsprechend nicht verwunderlich, würden sich die Einsatzzeiten von Mina vorerst stark verringern.

Ob das unbedingt die richtige Wahl für den Spieler ist, wäre zu diskutieren. Nicht nur mit Hinblick auf die WM 2018, sondern auch auf die eigene Entwicklung sind Einsätze enorm wichtig. Allerdings war es für Mina Zeit, Südamerika zu verlassen, um sich weiter zu fordern und damit Fortschritte zu machen.

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