Real Madrids Jesus Vallejo: Vom Körper bestraft, von Zidane ignoriert

Von Julian Alexander Fischer
Jesus Vallejo kommt bei Real Madrid nicht zum Zug.
© getty

Jesus Vallejo war eine der Entdeckungen der vergangenen Bundesliga-Saison. Als Leihgabe von Real Madrid gekommen, reifte er bei Eintracht Frankfurt zu einem der besten Innenverteidiger der Liga. Überzeugt von seinen Leistungen holte Real ihn im Sommer zurück - wo er das Geschehen meist von der Tribüne aus verfolgt. Was ist passiert?

Cookie-Einstellungen

Als Vallejo im Sommer nach Madrid zurückkehrte, war er voller Hoffnung sich bei den Königlichen durchzusetzen und gleichzeitig viel den erfahrenen Mitspielern zu lernen. "Ein Teil der Vorbereitungstour in Amerika zu sein und meine neuen Kollegen kennenzulernen war großartig", zog er nach den ersten Wochen noch ein sehr positives Fazit.

Die Chancen auf Einsatzzeiten standen nach der überzeugenden Saison nicht schlecht, zumal man in Madrid nach zwei Leihen nun anscheinend vom Können des Youngsters überzeugt war. Dazu kam der Weggang von Pepe, dessen Rückenumer 3 Vallejo übernahm.

"Das ist die Nummer, die Pepe hinterlassen hat. Es gab auch andere verfügbare Nummern, aber es ist immer gut, die Nummer zu tragen, die auch andere große Verteidiger von solch hohem Niveau getragen haben", sagte Vallejo damals.

Zwischenzeitlich gute Chancen bei Real

Angekommen schien er dann im November 2017 zu sein. Zwischen dem 11. und dem 15. Spieltag absolvierte er seine ersten drei Ligaspiele unter Zinedine Zidane und konnte die Kritiker auf Anhieb überzeugen.

Auf die Lobeshymnen wollte er damals aber nicht viel geben: "Sie freuen mich, aber meine Art ist es, sich nicht auszuruhen und in der Spur zu bleiben. Ich will den Anschluss nicht verlieren. Ich weiß, dass es in meinem Alter nicht einfach ist, mit so vielen großen Spielern zusammenzuspielen, aber das hält mich nicht auf."

Doch diese positive Phase war nicht von langer Dauer, denn die drei Spiele sollten seine einzigen Einsätze in der Liga bleiben. In der Champions League kam er gar nicht zum Einsatz, lediglich im Pokal durfte er insgesamt viermal auflaufen.

Verletzungen werfen Vallejo zurück

Ein wesentlicher Grund für die wenigen Einsatzzeiten ist die Verletzungsanfälligkeit Vallejos. Bereits bei Frankfurt verpasste er einen Großteil der Rückrunde. Bei Real zog er sich dann in der Vorbereitung eine Muskelverletzung zu und verpasste den Saisonstart. Kurz nach seinen ersten Einsätzen folgte dann eine Oberschenkelverletzung, die ihn bis Anfang März außer Gefecht setzte.

Insgesamt verpasste er durch die Verletzungen 13 Spiele, dazu kamen mehrere Partien in denen er nicht berücksichtigt wurde, um eine zu schnelle Belastung zu vermeiden.

Doch von diesen Rückschlägen wollte sich Vallejo nicht so einfach unterkriegen lassen: "Ich habe immer nur ans nächste Training gedacht, an das nächste Spiel. Sowohl wenn es gut geht, als auch wenn es schlecht läuft musst du fokussiert bleiben, um das Blatt zu wenden. Du musst dich schnell erholen und alles geben."

Dabei schien er diese Worte auch ernst zu meinen, arbeitete er tatsächlich überaus fokussiert. Vor Spielen stellt er beinahe zwei Tage im Voraus sein Handy aus, um sich ganz auf den Sport zu konzentrieren. Auch mit den Mitspielern kam er bestens klar.

Zidanes Prinzipien grenzen Vallejo aus

Doch dieser Fokus half Vallejo nicht, denn es waren auch nicht die Verletzungen allein, die Vallejos Einsatzzeiten auf ein Minimum beschränkten. Auch die Prinzipien seines Trainers Zidane verhinderten weitere Spiele.

So integriert dieser die Neuzugänge kaum in sein Team. Im Spiel gegen Eibar zuletzt war mit Theo Hernandez nur ein Sommertransfer im Kader, Vallejo saß mit den anderen wieder einmal auf der Tribüne. Diese Ignoranz gegenüber den Neuen gefiel Präsident Florentino Perez überhaupt nicht, weshalb er sich angeblich mit seinem Coach anlegte. So war sich Perez im Winter noch sicher: "Wir haben junge Spieler, die bald wichtig werden. Wir wollen Freude an unserem aktuellen Kader haben."

Wenigste Einsatzminuten bei Real in allen Wettbewerben 2017/2018

SpielerEinsatzminuten
Theo Hernandez1288
Achraf Hakimi1074
Marcos Llorente942
Borja Majoral772
Dani Ceballos714
Jesus Vallejo554

Perez gilt als großer Fürsprecher Vallejos. Angeblich hat er ihn einst persönlich gescoutet und ihn schließlich vom Zweitligisten Zaragossa verpflichtet. Perez war damals der Meinung, dass Vallejo ein sehr wichtiger Spieler für Real und die spanische Nationalmannschaft werden könne.

Diese Prognose scheint sich nicht zu bewahrheiten, schließlich ist Vallejo der Spieler mit den wenigsten Einsatzminuten im Kader der Madrilen. Selbst wenn es Vallejo mal in den Kader schafft, sind seine Einsatzchancen gering, schließlich ist Zidane kein Freund von vielen Wechseln. Bereits achtmal verzichtete er in dieser Saison auf einen dritten Spielertausch. Die Spielpraxis der Neuzugänge bleibt so äußerst gering.

Spiele mit nur zwei Auswechslungen von Zinedine Zidane

GegnerErgebnis
Alaves (A)2:1
Tottenham (H)1:1
Fuenlabrada (A)2:0
Atletico (A)0:0
Bilbao (A)0:0
Gremio (H)1:0
Villarea ((H)0:1
Alaves (H)4:0

Zukunft ungewiss, die Zeichen stehen auf Abschied

Unter diesen Voraussetzungen scheint es für Vallejo keine Zukunft in Madrid zu geben, vor allem nicht, wenn Zidane über das Saisonende hinaus bei Real bleibt.

Ein weiteres Leihgeschäft scheint unwahrscheinlich, nachdem er seine Chance in der ersten Mannschaft bekommen hat. Bereits nach dem schwierigen Saisonstart gab es Gerüchte über eine Rückkehr nach Frankfurt, wo man ihn in der letzten Saison unbedingt halten wollte. Aber sowohl die Eintracht als auch Vallejo dementierten die Wechselabsichten damals, Vallejo wollte sich durchsetzen.

Nun scheint die Situation gänzlich anders. Ob es eine Rückkehr nach Frankfurt gibt, ist fraglich. Ein Verbleib unter Zidane scheint hingegen ausgeschlossen.

Artikel und Videos zum Thema