Am Freitag trifft Deutschland in einem Testspiel in Düsseldorf auf Spanien (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). Für das Duell der letzten beiden Weltmeister hat Spaniens Coach Julen Lopetegui 24 Spieler berufen, der Großteil dürfte auch für die WM in Russland gesetzt sein. Allerdings fehlen auch ein paar prominente Namen, darunter Javi Martinez vom FC Bayern München.
Warum hat er es in der Nationalelf so schwer? Und wie viele Plätze sind noch zu vergeben? SPOX macht den Check.
Torhüter in Spaniens Kader gegen Deutschland
Spieler | Verein | Länderspiele | Alter |
David de Gea | Manchester United | 25 | 27 |
Pepe Reina | SSC Neapel | 36 | 35 |
Kepa Arrizabalaga | Athletic Bilbao | 1 | 23 |
Verletzt fehlen: -
Mögliche Kandidaten: Sergio Rico (FC Sevilla), Adrian (West Ham United), Sergio Asensjo (FC Villareal), Pau Lopez (Espanyol Barcelona)
Die Situation im Tor
Julen Lopetegui hat die drei Keeper eingeladen, die am Ende auch mit nach Russland reisen sollten, wenn keine Verletzung dazwischen kommt. Dabei ist die Rangordnung klar: De Gea ist die unangefochtene Nummer eins und in den letzten Jahren bei United zum absoluten Weltklassemann gereift - es ist kein Geheimnis, dass ihn Real Madrid gern längst aus England weggelockt hätte.
Hinter de Gea setzt Lopetegui auf ein Duo bestehend aus Veteran und Ex-Bayern-Backup Pepe Reina und dem jungen Arrizabalaga aus Bilbao. Reina dürfte mit seiner Erfahrung erste Wahl hinter de Gea sein, Arrizabalaga soll langsam herangeführt werden: Der 23-Jährige, der das EM-Finale der U21 gegen Deutschland verlor, stand erst einmal gegen Costa Rica im Tor des A-Teams.
Hinter dem Trio bieten sich mehrere solide Optionen. Kaum vorstellbar aber, dass es in den verbleibenden rund zwei Monaten noch zu Veränderungen aus rein sportlichen Gründen kommt.
Abwehrspieler in Spaniens Kader gegen Deutschland
Spieler | Position | Verein | Länderspiele | Tore | Alter |
Sergio Ramos | Innenverteidiger | Real Madrid | 149 | 13 | 31 |
Gerard Pique | Innenverteidiger | FC Barcelona | 94 | 5 | 31 |
Jordi Alba | Linksverteidiger | FC Barcelona | 58 | 8 | 28 |
Cesar Azpilicueta | Innenverteidiger | FC Chelsea | 20 | 28 | |
Nacho Fernandez | Innenverteidiger | Real Madrid | 14 | 28 | |
Dani Carvajal | Rechtsverteidiger | Real Madrid | 13 | 26 | |
Alvaro Odriozola | Rechtsverteidiger | Real Sociedad | 2 | 22 | |
Marcos Alonso | Linksverteidiger | FC Chelsea | 0 | 27 |
Verletzt fehlen: -
Mögliche Kandidaten: Nacho Monreal (FC Arsenal), Alberto Moreno (FC Liverpool), Marc Batra (Betis Sevilla), Yeray Alvarez (Athletic Bilbao), Inigo Martinez (Athletic Bilbao), Sergi Roberto (FC Barcelona), Hector Bellerin (FC Arsenal), Lucas Hernandez (Atletico Madrid)
Die Situation in der Abwehr
Die Innenverteidigung mit Ramos und Pique muss sich vor keinem Duo der Welt verstecken und spielte schon beim WM-Titel 2010 zusammen, Ramos damals noch als Rechtsverteidiger. Lopetegui wird daran selbstverständlich nicht rütteln, zumal beide auch bei Standards gefährlich werden können. Mit jeweils 31 haben beide nicht mehr den absoluten Top-Speed, machen das aber mit ihrer Erfahrung wett.
Auch die Außenverteidiger in der Viererkette stellen sich eigentlich von selbst auf. Gegen Topteams vertraute Lopetegui zuletzt immer den erfahrenen Jordi Alba und Dani Carvajal - Letzterer ist trotz seiner erst 13 Länderspiele dank vieler geschlagener Schlachten mit Real schon extrem abgebrüht, auch wenn er die EM 2016 noch verletzt verpasste.
Der spanische Verband sucht insofern eigentlich nur nach den richtigen Bankspielern für Juni und Juli. Im Kader gesetzt sollte Nacho sein, der unter Zidane gesetzt ist und sich somit mit Ramos blind versteht. Azpilicueta war in den letzten Jahren oft dabei, aber eben nicht immer. Mit nur 1,78 Metern ist er für einen Innenverteidiger vergleichsweise klein, dafür kann er aber auch außen spielen.
Zum ersten Mal zeigen darf sich Marcos Alonso nach seinen starken Leistungen bei den Blues. "Er ist derzeit sehr gut drauf", erklärte Lopetegui die Berufung des 27-Jährigen, der eine Familientradition fortsetzt: Schon sein Vater und Großvater haben für La Roja die Schuhe geschnürt. Sein Plus: Mit schon sieben Toren in dieser Saison ist er für einen Verteidiger sehr torgefährlich.
Für die letzten Plätze bietet sich fast ein gutes Dutzend Spieler aus großen Vereinen an. Der Überraschungskandidat könnte am Ende Lucas Hernandez werden. Der 22-Jährige ist in Marseille geboren und wurde von Didier Deschamps in den Frankreich-Kader berufen, obwohl Hernandez nach eigener Aussage eigentlich Spanien bevorzugen würde. Nach Freundschaftsspielen darf bekanntlich immer noch gewechselt werden - wer den jungen Innenverteidiger in den WM-Kader beruft, könnte am Ende also die Nase vorn haben.
Mittelfeldspieler in Spaniens Kader gegen Deutschland
Spieler | Position | Verein | Länderspiele | Tore | Alter |
Andres Iniesta | Zentral/links offensiv | FC Barcelona | 123 | 14 | 33 |
David Silva | Zentral/rechts offensiv | Manchester City | 118 | 35 | 32 |
Koke | Zentral/links offensiv | Atletico Madrid | 36 | 26 | |
Isco | Zentral/außen offensiv | Real Madrid | 25 | 7 | 25 |
Thiago | Zentral | Bayern München | 25 | 1 | 26 |
Saul | Zentral/rechts offensiv | Atletico Madrid | 7 | 23 | |
Daniel Parejo | Zentral | FC Valencia | 0 | 28 | |
Rodri | Zentral defensiv | FC Villareal | 0 | 21 |
Verletzt fehlen: Sergio Busquets (FC Barcelona)
Mögliche Kandidaten: Javi Martinez (Bayern München), Juan Mata (Manchester United), Ander Herrera (Manchester United), Asier Illarramendi (Real Sociedad San Sebastian), Denis Suarez (FC Barcelona), Santi Cazorla (FC Arsenal), Pablo Sarabia (FC Sevilla), Cesc Fabregas (FC Chelsea)
Die Situation im Mittelfeld
Wo ist Javi Martinez? Die Nichtberücksichtigung des Abräumers sorgte in Spanien für keine große Verwunderung, schließlich wurde der 29-Jährige seit der WM 2014 nur noch viermal im Kader und kam kein einziges Mal zum Einsatz. Eine Rolle dabei spielen sicherlich auch die Verletzungen der letzten Jahre. Dennoch scheint seine Spielweise derzeit nicht gefragt zu sein. "Er hat mich nie angerufen oder mit mir darüber gesprochen", zeigte sich Martinez ob der Funkstille des Nationaltrainers zuletzt gegenüber ESPN ratlos.
Nicht hilfreich ist dabei das System, das Lopetegui bevorzugt: Ein 4-3-3 bzw. 4-1-4-1, mit Busquets als einzigem Sechser gesetzt und zwei zentralen Halbpositionen davor, für Spieler wie Iniesta, Thiago oder Koke. Martinez solo in der Spieleröffnung vor der Abwehrkette ist scheinbar keine Option - und so gibt es keinen wirklichen Platz für ihn.
Dennoch muss die Tür nicht automatisch geschlossen sein. Wie Löw betonte auch Lopetegui, dass Spieler außerhalb des 24-Mann-Kaders noch Chancen hätten. Eine Nichtberücksichtigung könne verschiedene Gründe haben: Form, Verletzungen oder der Wunsch, "sich neue Spieler anzuschauen". Spieler wie Rodri, der bei Villarreal auf der Doppelsechs eine ähnliche Rolle einnimmt wie Javi bei den Bayern.
Vor Busquets, der aufgrund einer Daumenverletzung aus der Champions League ausfällt, hat Lopetegui die Qual der Wahl. Gerade auf der 8 können fast alle Spieler im Kader aufgestellt werden, ein Iniesta, Koke oder Isco kann im Zweifelsfall auch auf den Flügel ausweichen. In Sachen Kombinationen und Spielstärke muss ein solches Mittelfeld erst einmal vom Gegner gestellt werden - allerdings dürfte es körperlich gegen die ganz Großen unterlegen sein.
Neben Busquets sollten die ersten sechs Namen allesamt ihr Ticket in der Tasche haben. Es bleiben also nur noch ein oder zwei Plätze im Mittelfeld übrig, wenn sich niemand verletzt. Eine zweite, rein defensive Option könnte Lopetegui aber noch ziehen, und sei es, um einen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Die Chance für Javi Martinez? Immerhin kann er auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden.
Stürmer in Spaniens Kader gegen Deutschland
Spieler | Position | Verein | Länderspiele | Tore | Alter |
Diego Costa | Mittelstürmer | Atletico Madrid | 16 | 6 | 29 |
Marco Asensio | Außenstürmer links | Real Madrid | 8 | 22 | |
Iago Aspas | Außenstürmer rechts | Celta Vigo | 7 | 3 | 30 |
Rodrigo | Mittelstürmer | FC Valencia | 3 | 1 | 27 |
Lucas Vazquez | Außenstürmer rechts | Real Madrid | 3 | 26 |
Verletzt fehlen: -
Mögliche Kandidaten: Alvaro Morata (FC Chelsea), Vitolo (Atletico Madrid), Jose Callejon (SSC Neapel), Gerard Deulofeu (FC Everton), Pedro (FC Chelsea), Nolito (Manchester City), Suso (AC Milan), Paco Alcacer (FC Valencia), David Villa (New York City FC), Gerard Moreno (Espanyol Barcelona)
Die Situation im Sturm
Die größte Überraschung war sicherlich der fehlende Alvaro Morata im Sturm. In den letzten Jahren war der Chelsea-Angreifer immer dabei, auch seine Torquote in der Nationalelf stimmt (fünf Treffer in den letzten vier Spielen). Er ist das Opfer seiner schwachen Phase bei den Blues geworden, wo er ständig aus dem Team rotiert und seit Dezember auf einen Treffer wartet. "Er hatte körperliche Probleme", begründete Lopetegui, "aber seine Chancen sind intakt. Ich bin sicher, dass er ein guten Endspurt haben wird, und damit auch gute Chancen auf die WM."
Seinen Platz nimmt Diego Costa ein, zum ersten Mal seit neun Monaten wurde er wieder berufen. Seit Jahresbeginn darf er bei Atletico wieder gegen den Ball treten, das wurde vom Trainer honoriert. Aber "das heißt nicht, dass er seinen Platz sicher hat." Zeichnet sich eine ähnliche Problematik wie bei Gomez/Wagner ab? Gibt es im Kader nur Platz für einen echten Stoßstürmer?
Eher nicht, schließlich gibt es keinen Werner, der den Startplatz einnimmt. Lopetegui wird wohl zwei zentrale Stürmer mitnehmen, aber Morata muss aufpassen: Findet er seine Form nicht, könnte es auf Valencias Rodrigo hinauslaufen. Aspas und Asensio sollten ebenfalls dabei sein, aber sie kommen ja eher über die Außen und konkurrieren dadurch mit dem offensiven Mittelfeld. Allerdings hat Lopetegui auch schon Isco in die Spitze gestellt - mit Erfolg: 3:0 gewann man im September ohne nominellen Mittelstürmer gegen Italien.
Der Aufstieg von Lucas Vazquez bei den Königlichen hat den Konkurrenzkampf im Sturm noch einmal verstärkt. Er stand 2017 nur einmal im spanischen Kader, aber der Aufschwung Reals ging nicht umsonst auch mit seinem Stammplatz einher: Sechs der letzten acht Ligaspiele bestritt er von Beginn an, in dieser Zeit kam er auf 8 Scorerpunkte.
Mögliche Startelf gegen Deutschland: De Gea - Alba, Pique, Ramos, Carvajal - Parejo - Koke, Iniesta - Isco, Diego Costa, David Silva