Nur 17 Mal kam Ousmane Dembele in der Vorsaison in der Primera Division zum Einsatz. Zwölf Mal stand er dabei in der Startelf. Lediglich drei Treffer steuerte er in der Meisterschaftssaison der Katalanen bei.
In den Gazetten überschlugen sich die Abgesänge auf den jungen Franzosen, der erst lange ausfiel und dann nicht zu seiner Form fand. Um es kurz zu fassen: Dembeles erste Saison beim großen FC Barcelona ging komplett in die Hose.
Ousmane Dembele: Fester Partner von Lionel Messi und Luis Suarez
Schwamm drüber, denn jetzt ist alles neu. Dembele kehrte nach einem erfolgreichen Sommer in Russland als Weltmeister zurück nach Barcelona - mit neuem Enthusiasmus. Verletzungsfrei machte er die Vorbereitung unter Trainer Ernesto Valverde mit und erspielte sich einen Stammplatz im katalanischen Starensemble. In den bisherigen sechs Ligapartien stand er jedes Mal in der Startelf. Auf dem linken Flügel, dort, wo zu MSN-Zeiten (Messi, Suarez, Neymar) noch Neymar wirbelte.
Und Dembele zahlt das Vertrauen seines Trainers zurück. Drei Tore in der Liga, ein weiteres in der Champions League. Zudem meist keine unwichtigen Treffer. Gegen Real Valladolid erzielte er den Siegtreffer zum 1:0 und auch das Auswärtsspiel bei Real Sociedad San Sebastian entschied er durch einen Treffer in der 66. Minute zum 2:1.
Die katalanische Zeitung Sport rechnete aus, dass der 21-Jährige in La Liga bislang der Spieler ist, der seinem Team die meisten Punkte einbrachte. Natürlich ist Coach Valverde voll des Lobes: "Dembele ist sehr gut. Er schießt Tore und zeigt Konstanz, die er sich erarbeitet hat", erklärte der 54-Jährige kürzlich.
Dembeles schwerer Start in Barcelona: Zwangspause und Eskapaden
Eine Entwicklung, die so noch vor wenigen Monaten nicht abzusehen war. Nach seinem erstreikten Wechsel von Borussia Dortmund nach Barcelona machte er nur drei Spiele in der Liga - dann riss sein Muskel im Oberschenkel. Drei Monate Zwangspause - Dembele verpasste 20 Pflichtspiele. Nach seiner Rehabilitation, versuchte er sich ins Team zurückzuarbeiten, stand sich dabei aber selbst im Wege. Partyausflüge nach Marrakesch, nächtliche Fast-Food-Orgien und mangelnde Integrationsbereitschaft aufgrund der Sprachbarriere wurden dem Franzosen vorgeworfen.
Der Klub versuchte alles, um seinen 105-Millionen-Mann aufzupäppeln. Das spanische Onlineportal Mundo Deportivo berichtete sogar davon, dass der Klub seinem Supertalent einen eigenen Koch zur Seite stellte, nachdem Dembele eine Butangasflasche für seinen Grill über den Verein bestellt hatte. Auch Besuche von Klub-Ärzten, Physiotherapeuten und einem eigenen Bodyguard arrangierte die Blaugrana für den Youngstar.
Eric Abidal als Bezugsperson für Sorgenkind Dembele
All das schien nur bedingt zu helfen. Berichte darüber, Dembele würde sich in Barcelona nicht wohlfühlen, kursierten in der Presse. Sogar die Flucht zu Atletico Madrid schien nicht abwegig. Doch vor allem durch das Engagement von Sportdirektor und Bezugsperson Eric Abidal, der sich in der schweren Zeit um Dembele kümmerte, wendete sich das Blatt.
"Es war eine schwierige Saison", sagte Dembele während der WM im Sommer. Wenig später verlor er in der Nationalmannschaft nach einer schwachen Leistung im ersten Gruppenspiel gegen Australien seinen Stammplatz an Olivier Giroud.
Zum FC Barcelona kehrte dennoch ein anderer Dembele zurück. Eine hochmotivierte, topfitte Version des Spielers, den die Katalanen im Sommer zuvor für über 100 Millionen Euro loseisten. Aktuell entwickelt sich Dembele mit einem Jahr Verspätung zum Publikumsliebling in Barcelona. Gelungene Tempodribblings belohnen die Fans mit den bekannten langgezogenen Sprechchören. Dembele hat wieder die Geschwindigkeit, die ihn in der Bundesliga zum unangenehmsten Gegenspieler der Außenverteidiger machte und ihn innerhalb einer Spielzeit zum Superstar formte.
Aus MSN wird langsam MSD.
Der "Moskito" beißt - und will mehr
Vollends zufrieden ist Dembele aber noch nicht. In fünf von sechs Ligaspielen wurde er vorzeitig ausgewechselt. Muss Barca defensiv nachlegen, opfert Valverde regelmäßig Dembele, der nicht immer einverstanden mit der Entscheidung seines Trainers ist. Messi und Suarez bleiben unantastbar.
Doch Dembeles Unzufriedenheit bei Auswechslungen zeigt auch seinen Ehrgeiz und das Selbstverständnis, selbst in einem Team mit Lionel Messi, Philippe Coutinho und Luis Suarez immer spielen zu wollen.
"Die Bisse des Moskitos sind tödlicher denn je", schrieb die Barca nahestehende Zeitung Sport nach Dembeles Zaubertor zum Champions-League-Auftakt gegen PSV Eindhoven.
"Beißt" er so weiter wie aktuell, könnte der Moskito schon bald ebenso unantastbar sein wie seine prominenten Sturmkollegen.
Ousmane Dembeles Leistungsdaten pro Verein
Verein | Spiele | Tore | Vorlagen |
FC Barcelona | 30 | 9 | 8 |
Borussia Dortmund | 50 | 10 | 22 |
FC Stade Rennes | 29 | 12 | 5 |