"Messi, bleib", skandierten hunderte aufgebrachte Anhänger am späten Dienstagabend vor den Toren des Camp Nou. Die Presse spricht von einer "explodierten Bombe": Der seit Tagen in den Medien rumorende Abgang ihres Heilsbringers nimmt plötzlich konkrete Formen an.
Wie eine Quelle des 26-maligen spanischen Meisters der Nachrichtenagentur AFP bestätigte, hat der 33-jährige Argentinier den Verein zur Auflösung seines bis Sommer 2021 laufenden Vertrags aufgefordert.
Die Anwälte des Spielers hätten den Barca-Verantwortlichen ein Burofax geschickt, in dem sie den Wunsch Messis verkündet hätten, den Kontrakt einseitig zu beenden. Dabei handelt es sich um ein eingeschriebenes Dokument - in Spanien die einzige nachweisbare Zustellungs-Möglichkeit einer wichtigen Botschaft.
Eine entsprechende Klausel sei zwar verankert, allerdings am 10. Juni abgelaufen, teilte die Quelle AFP mit. Der Klub sei deswegen der Ansicht, dass Messis Vertrag noch bis zum 30. Juni 2021 gültig ist. Es dürfte auf ein zähes Feilschen hinauslaufen: Messis Ablöse ist auf 700 Millionen Euro fixiert.
Die Sporttageszeitung Marca verwies auf den "atypischen Charakter dieser Saison", die durch das Coronavirus unterbrochen wurde. Dies habe den Weg dafür geebnet, dass Messi darum gebeten habe, mit sofortiger Wirkung aus seinem Vertrag entlassen zu werden. Argentiniens Sport-Organ Ole reagierte schockiert auf den Messi-Entschluss und schrieb von der "totalen Bombe".
Darf Messi ablösefrei gehen? Das hat es mit seiner Vertragsklausel auf sich.
Barca-Chaos: Puyol unterstützt Messi - Klub will ihn halten
Messis langjähriger Mitspieler Carles Puyol twitterte: "Respekt und Bewunderung, Leo. Meine ganze Unterstützung, mein Freund." Messis Noch-Sturmpartner Luis Suarez, der unter dem neuen Cheftrainer Ronald Koeman keine Zukunft bei Barca haben soll, antworte auf den Tweet mit zwei Applaus-Emojis.
"Ich will keinen langen Vertrag unterschreiben und dann nur deshalb bleiben", hatte Messi 2019 in einem Interview mit Sport gesagt. Geld sei ihm nicht wichtig: "Das wichtigste für mich ist, dass die Mannschaft siegfähig ist."
Barca ist offiziell allerdings weiter von einer gemeinsamen Zukunft überzeugt. "Wir denken und haben oft gesagt, dass wir Messi als Barca-Spieler betrachten", sagte der Technische Direktor Ramon Planes am Mittwoch.
Der Klub sei nach Rückschlägen in der Vergangenheit "immer wieder stark zurückgekehrt" und habe sich neu erfunden: "Unsere Idee ist es, dies um den besten Spieler der Welt herum zu tun."
Planes betonte bei der Vorstellung des portugiesischen Neuzugangs Francisco Trincao (20/Stürmer), dass es "keinen Streit" zwischen Messi und dem Verein gebe. "Messis Ehe mit Barca hat uns beiden viel gegeben. Wir arbeiten intern daran, um ihn zu überzeugen, die beste Lösung für Barca und Messi zu finden", ergänzte er.
Wegen Messi: Ex-Barca-Präsident fordert Bartomeu-Rücktritt
Laut spanischen Medien traf sich Messi Ende vergangener Woche mit Koeman und sagte diesem, dass er sich "mehr außerhalb als innerhalb des Klubs" sehe. Zu Messis Entscheidung soll auch beigetragen haben, dass Koeman ihm laut Diario Olé klarmachte: "Deine Privilegien im Kader sind vorbei, du musst alles für das Team tun. Ich werde nicht flexibel sein, du musst an das Team denken."
Schon zuvor hatte Messi beim blamablen Champions-League-Aus der Blaugrana im Viertelfinale gegen den späteren Sieger Bayern München (2:8, die Highlights im Video) abwesend und wie einer gewirkt, der mit dem Klub abgeschlossen hat. Spannungen zwischen Messi und der Vereinsspitze um Präsident Josep Bartomeu zogen sich durch die gesamte abgelaufene Saison.
"Bartomeu und sein Vorstand müssen sofort zurücktreten", schrieb Ex-Barca-Präsident Joan Laporta am späten Dienstagabend bei Twitter: "Sie haben die Moral von Messi untergraben, um sich vor dem wirtschaftlichen und sportlichen Schaden zu retten, den sie angerichtet haben."
Zugleich machte er Hoffnung, dass das letzte Wort in Sachen Messi-Abschied noch nicht gesprochen sein könnte. "Wenn sie sofort zurücktreten, gäbe es noch Hoffnung, dass Messi bei Barca bleibt", schrieb Laporta, der von 2003 bis 2010 die Geschicke bei Barca geleitet hatte.
Messi zu Manchester City? Erster Kontakt mit Pep Guardiola
Die Frage aller Fragen lautet: Wohin könnte Messi wechseln?
Manchester City mit Messis Ex-Trainer Pep Guardiola, Champions-League-Finalist Paris Saint-Germain und der italienische Renommierklub Inter Mailand gelten als größte Interessenten an den Diensten des 1,70 m kleinen Argentiniers, der als 13-Jähriger aus dem argentinischen Rosario zum FC Barcelona gekommen war und mit dem Klub unter anderem viermal Champions-League-Sieger und zehnmal spanischer Meister wurde.
Zuletzt wurde bekannt, dass man sich bei den Citizens bereits mit der Frage beschäftigt, wie man einen Transfer unter Beachtung der Financial-Fairplay-Regeln stemmen könne - sollte "La Pulga" tatsächlich ablösefrei zu haben sein, wäre dieses Problem natürlich gelöst.
Außerdem hat Messi nach Informationen von SPOX und Goal bereits Kontakt zu seinem früheren Coach aufgenommen: Er und Guardiola in der vergangenen Woche telefoniert, wenige Tage nach dem desaströsen 2:8 gegen die Bayern im Champions-League-Viertelfinale. Auch die Citizens waren in der Königsklasse schon im Viertelfinale gescheitert.
Die Citizens sollen Messi laut ESPN einen "Hybridvertrag" angeboten haben: Er könne demnach nach drei Jahren in Manchester zum MLS-Partnerklub New York City FC wechseln und dort seine Karriere ausklingen lassen.
Weitere Interessenten sollen Europa-League-Finalist Inter Mailand und Paris Saint-Germain sein. Thomas Tuchel hatte nach dem CL-Finale erklärt, Messi sei bei PSG "sehr willkommen", allerdings rechne er damit, dass der seine Karriere bei Barcelona beenden werde. Der frühere englische Nationalspieler Rio Ferdinand brachte sogar den FC Chelsea ins Gespräch.
Der FC Barcelona in der Saison 2019/20
Spiele | 51 |
Siege | 32 |
Unentschieden | 10 |
Niederlagen | 9 |
Tore | 110 |
Gegentore | 57 |
Titel | 0 |