Die katalanische Polizei hat am Montagmorgen eine Razzia beim FC Barcelona durchgeführt und unter anderem Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu festgenommen. SPOX und Goal können die übereinstimmenden Medienberichte aus Spanien bestätigen, wonach neben Bartomeu auch Barca-Geschäftsführer Oscar Grau, Roman Gomez Ponti (Leiter der Rechtsabteilung) und Jaume Masferrer (Berater von Bartomeu) verhaftet wurden. Zuerst hatte Cadena Ser über die Vorgänge am Montag berichtet.
Grund für die Razzia, die von Beamten der Abteilung für Finanzkriminalität geleitet wurde, waren Ermittlungen wegen des so genannten "Barcagate". Funktionäre um Bartomeu werden verdächtigt, die Online-Marketing-Firma "I3 Ventura"für eine Millionensumme damit beauftragt haben, Kritiker an der Vereinsführung, darunter auch eigene Spieler wie Superstar Lionel Messi und Ex-Trainer Pep Guardiola, in den sozialen Medien zu diffamieren, um so die Vereinsführung in der Öffentlichkeit zu stärken.
Der Klub sagte den Behörden in einem Statement die volle Zusammenarbeit zu, verwies aber auch auf die Unschuldsvermutung bei allen Betroffenen. Namen nannte auch Barca in der Mitteilung nicht.
Bereits vor einigen Monaten waren Informationen bezüglich der Schmutzkampagne "BarcaGate" an die Öffentlichkeit gelangt, die letztlich in einem Misstrauensvotum gegenüber Bartomeu sowie dessen anschließendem Rücktritt gipfelten. Der neue Präsident wird am Sonntag gewählt. Die Abstimmung sollte ursprünglich am 24. Januar stattfinden, sie wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben.
FC Barcelona kommt einfach nicht zur Ruhe
Es war nur eine von vielen Negativschlagzeilen aus dem Umfeld des 26-maligen spanischen Meisters in den zurückliegenden Monaten. Im vergangenen Sommer hatte ein Machtkampf zwischen Starspieler Messi und Bartomeu die katalanische Metropole in Atem gehalten. Während Messi seinen bereits angedrohten Abgang schließlich nicht wahr machte, trat Bartomeu wie auch der Rest des Vorstands zurück.
Was blieb, ist eine katastrophale Finanzlage. Der Schuldenberg beträgt über eine Milliarde Euro, laut eines Wirtschaftsberichts des Klubs von Ende Januar liegen die kurzfristigen Verbindlichkeiten bei 730,6 Millionen Euro. Ein geleaktes Vertragspapier von Messi, der zwischen 2017 und 2021 insgesamt über 500 Millionen Euro kassieren soll, sorgte für zusätzliche Unruhe.
Dabei wären die Katalanen schon mit ihrer sportlichen Schieflage beschäftigt genug, hinken sie doch ihren großen Ansprüchen hinterher. In der Champions League steht Barcelona vor dem frühesten Aus seit 14 Jahren, im Achtelfinal-Hinspiel gegen Paris St. Germain setzte es eine 1:4-Klatsche. Und auch in der heimischen Liga beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Atletico Madrid trotz eines Spiels mehr schon fünf Punkte.