Bei der Einordnung der Zahlen ließ Laporta kein gutes Haar an seinem Vorgänger Josep Maria Bartomeu und dem früheren Vorstand. "Als wir den Verein übernahmen, baten wir um einen Überbrückungskredit in Höhe von 80 Millionen Euro, der von 'Goldman Sachs' gewährt wurde, weil wir nicht in der Lage gewesen wären, die Gehälter der Spieler und Angestellten zu zahlen", schildert Laporta die Situation nach seinem Amtsantritt im März 2021. So habe der Klub bereits zuvor 79 Millionen Euro erhalten, "die zu 50 Prozent aus den Fernsehrechten von LaLiga stammten, und die Banken verlangten dafür 9 Prozent Zinsen", erklärte er.
Laporta: Gehaltskosten höher als Umsatz
Besonders erdrückend sind die Gehaltskosten bei Barcelona, die laut Laporta 103 Prozent des Gesamtumsatzes des Klubs ausmachen, also faktisch allein für Verlust sorgen. "Das sind 20-25 Prozent mehr als bei unseren Konkurrenten", schilderte der 59-Jährige. Selbst die Gehaltskürzungen, die noch unter Bartomeu scheinbar vorgenommen wurden, seien "nicht real. Wir haben diese Millionen in verschiedenen Arten von Boni und Variablen gefunden, die in den neuen Verträgen enthalten sind", sagte Laporta.
Die horrenden Gehaltskosten des Klubs waren schlussendlich auch der Hauptgrund dafür, dass Superstar Lionel Messi seinen Vertrag bei den Katalanen nicht verlängern konnte. Zuletzt stimmte Gerard Pique einem Gehaltsverzicht zu, um die Neuzugänge Memphis Depay und Eric Garcia überhaupt bei der Liga registrieren zu können. Auch Sergi Roberto, Jordi Alba und Sergio Busquets sollen demnächst einem Gehaltsverzicht zustimmen.
Doch nicht nur die Gehälter gerieten unter Bartomeus Ägide völlig aus dem Ruder. Der Klub warf das Geld teils für fragwürdige Dienste aus dem Fenster. "Wir haben unverhältnismäßige Zahlungen an Vermittler, nicht an Agenten, gefunden. Einen Transfer, der 40 Millionen Euro gekostet hat, und für die Kaufprämie haben wir acht Millionen Euro und für die Verkaufsprämie zwei Millionen Euro bezahlt. Dazu eine Person, der acht Millionen Euro gezahlt wurden, um Spieler in Südamerika aufzuspüren", erklärte Laporta. Zudem seien Rechungen aufgeteilt worden, um den Kontrollen des Klubs zu entgehen.
Laporta warnt Bartomeu: Wird sich Verantwortung nicht entziehen können
Bartomeu warf er "Lügen" vor, dieser habe versucht, "ein Management zu rechtfertigen, das nicht zu rechtfertigen ist. Es ist eine Übung der Verzweiflung", so Laporta mit Blick auf einen Brief des Ex-Präsidenten. Laporta kündigte an: "Niemand wird sich dieser Verantwortung entziehen können."
Eine Möglichkeit, an Geld zu kommen, wäre die Ausgliederung des Klubs, um Einnahmen durch den Verkauf von Anteilen an Investoren zu generieren. Doch diese Möglichkeit schließt Laporta für den FC Barcelona aus. "Die Situation ist dramatisch, aber die gute Nachricht ist, dass sie nur vorübergehend ist. Wir haben einen Plan und die Moral, das zu überwinden. Es besteht kein Risiko für eine Ausgliederung in eine Aktiengesellschaft. Solange dieser Vorstand im Amt ist, wird der Klub immer den Fans gehören", stellte er klar.