Fußball, Fitness, Reggaeton-Musik, US-Actionkino: Das sind Themen, die vor allem junge Leute erreichen und interessieren. Normalerweise muss man jahrelang dafür kämpfen, um bei nur einem dieser Dinge dabei zu sein.
Jose Manuel Pinto hat sich über mehrere Jahre dem Fußball gewidmet, mit Lionel Messi und Pep Guardiolas FC Barcelona alles gewonnen. Aber schon damals hat er verstanden, dass er vom Fußball leben, ihn aber auch nutzen konnte, um sich mit der Zeit auch auf andere Dinge zu konzentrieren. Das knallharte Training im Fitnessstudio, die Musikproduktion, die Vision eines Fitnessprogramms, die Idee, sich abzuheben.
Pinto hat sich stets für die Musik interessiert, schreibt seit seiner Jugend Songs, nahm an Breakdance-Wettbewerben teil und begann, Reggaeton-Tracks zu produzieren - er kam vor, während und auch nach seiner Karriere nie zur Ruhe.
1998 wechselte Pinto von Real Betis zu Celta Vigo, wo er über zehn Jahre hinweg zu einem herausragenden Torhüter werden sollte. Aber schon damals hatte er nicht die geringste Absicht, nur an Fußball zu denken. Seine Generation ist die von Casillas, Reina, Canizares, die Möglichkeit, von Spanien einberufen zu werden, besteht jedoch nicht im Geringsten. Zu viel Konkurrenz, zu alt, um berücksichtigt zu werden.
In der spielfreien Zeit, in denen sich seine Teamkollegen entspannen, studiert Pinto. Tontechnik, die Musik war auch während der Karriere Motivation genug. Nach dem Fußball machte er seinen Abschluss in diesem Bereich und schaffte sogar einen Master-Abschluss in Musikproduktion.
Pinto startet in LaLiga durch - die Musik bleibt aber genau so wichtig
Neben dem Fußball gründete Pinto jedoch im Jahr 2000 sein Plattenlabel Wahin Makinacioes, womit er seine musikalische Zukunft aufbauen möchte. Er wird 2006, in seinem besten sportlichen Jahr, mit dem Produzieren und Aufnehmen beginnen. Der Torwart ist selbstbewusst in allen Bereichen seines Lebens: Er baut ein Musikstudio in El Puerto de Santa Maria, im Südwesten Spaniens, und bringt sein erstes Album auf den Markt.
14 Tracks mit andalusischem Rap, er brennt in New York, mixt in Vigo, agiert hinter den Kulissen und trägt auch als Komponist zum letzten Track bei - haben wir schon erwähnt, dass er eigentlich Vollzeit-Fußballer ist?
Nicht einmal zwei Jahre später, als Pintos Name in der Musik größer wird, sollte seine Fußballkarriere nochmal an Fahrt aufnehmen - ein Anruf aus Barcelona. Wir schreiben das Jahr 2008 und Pinto wird vom katalanischen Management als zuverlässiger zweiter Torwart hinter Victor Valdes verpflichtet.
Dies sind die Jahre der Blaugrana-Wiedergeburt unter Rijkaard mit Spielern wie Ronaldinho und dem jungen Lionel Messi. Die Champions-League-Sieger konzentrieren sich hauptsächlich auf den Fußball, weniger um das Drumherum. Einige wie Xavi, fangen jedoch an, als Trainer zu studieren. Andere wie Oleguer, werden jeden Moment außerhalb des Fußballs dem politischen Leben widmen.
Pinto bleibt aber auch außerhalb des Fußballplatzes im Mittelpunkt: Hyperaktiv, unruhig davor, sich nach dem Training zu Hause zu entspannen. Er ist ein Vulkan, aus dem musikalische Ideen nur so herauskommen.
Das Jahr 2008: Pinto wechselt zum FC Barcelona - der damals besten Mannschaft der Welt
Er entwickelt eine Leidenschaft für Meditation, ist nah am Karma-Gedanken und versucht in jedem Bereich, in den er sich mit Enthusiasmus hineinstürzt, Spuren zu hinterlassen. Fußball und Musik sind seine großen Leidenschaften. Er wurde von Celta Vigo ausgeliehen und beendet seine Karriere in Barcelona mit sieben Spielzeiten, neunzig Einsätzen und einem beeindruckenden Trophäenschrank.
Als Pinto mit 38 Jahren feststellt, dass sich seine Zeit im Fußball dem Ende neigt, kommt er auf sage und schreibe 18 Goldmedaillen, vom spanischen Pokal über die Meisterschaft bis hin zur Champions League ist alles dabei.
Er sitzt in Rom auf der Bank, als sich der FC Barcelona gegen Manchester United den CL-Titel sichert. Er ist da, um Messi in den Momenten der Niederlage zu trösten. Messi hatte in Pinto nicht nur einen Teamkollegen, sondern auch einen echten Bruder. Während der Zeit in Barcelona wurde der andalusische Torhüter oft als sein bester Freund bezeichnet. Auf den Fotos, in den Interviews, in den Videos stehen die beiden in Freud und Leid nebeneinander. Auch bei Messis Abschied im vergangenen Jahr meldete sich Pinto zu Wort:
"Ich möchte dir nur das Beste wünschen, ich weiß, dass es für dich und deine Familie sehr schwer war, diesen Schlag zu ertragen, aber da ich dich kenne, habe ich keinen Zweifel daran, dass deine Stärke immer in der Familie lag, also wirst du stärker zurückkommen. Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist und dass es dir gut geht."
Für die Fans die Nummer zwei - für die Barca-Spieler enorm wichtig
Für die Barca-Fans ist Pinto nur die Nummer zwei, die sehr unregelmäßig auf dem Platz zu sehen ist. In der Barca-Kabine nimmt er jedoch eine ganz andere Rolle ein: Er ist es, der die Musik vor dem Spiel auswählt, die den Teamkollegen die wichtige Energie und Motivation gibt.
Pinto sagt über seine Verbindung zur Musik: "Ich habe Musik schon immer gemocht und ich habe Sport immer gemocht. Musik hat mir immer geholfen, ein besserer Athlet zu sein, und wenn man bedenkt, dass man selbst dann, wenn man in der ersten Liga spielt, schlechte Tage hat, hilft es einem, ein Ventil zu haben. Meine Teamkollegen wussten, was ich vorhatte. Sie sahen mich auf Reisen im Flugzeug meine Tontechnik-Bücher studieren. Viele Leute kennen mich als Fußballspieler, aber ich komponiere Songs, seitdem ich 14 bin."
Die Champions League, Hollywood, das Produktionsstudio, Messis Freundschaft: Pinto war ein besonderer Spieler auf und neben dem Platz. Auf Youtube hat er inzwischen einen Kanal eröffnet, in dem er die Grundlagen des Seilspringens und immer schwieriger werdende Varianten zeigt. Das sind nur eine der Möglichkeiten, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Auf seinem Instagram-Profil mit über einer Million Followern - auf der er im Vergleich zu Barcelona-Zeiten unkenntlich, ohne Bart, Zöpfe und mit einem Schnitt wie der King of Memphis auftritt - zeigt er gleich drei verschiedene Gesichter.
Das eines ehemaligen Fußballers, der Erinnerungen an seine Zeit bei Barcelona postet. Das eines Reggaeton-Sängers und -Produzenten, oft in knalligen Klamotten und mit auffälligen Brillen. Und schließlich das eines Zumba-Trainers im Gala-Dress oder im Trainingsoutfit.
Einseitigkeit und Entspannung gibt es im Leben von Pinto nicht, auch, wenn er für die Barca-Fans nur die unauffällige Nummer zwei war.