David Alaba hat mit dem FC Bayern München und Real Madrid alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Im Interview mit SPOX und GOAL gibt der 30-jährige Österreicher persönliche Einblicke: Alaba erzählt von "crazy" Musik-Auftritten seines Vaters, seinem Traum von einer Sängerkarriere und wie er Galatasaray-Fan wurde.
Außerdem spricht Alaba über Uli Hoeneß und Florentino Perez, über seine kommunikationsstärksten Kollegen, Trainer Carlo Ancelotti und Casemiro. Am Dienstag startet er mit Real auswärts gegen den Celtic FC in die neue Champions-League-Saison (ab 21 Uhr im LIVETICKER).
Herr Alaba, beim FC Bayern waren Sie bekannt für Ihre intensive Kommunikation auf dem Platz. Inwieweit machen Sie das auch schon bei Real Madrid?
David Alaba: Ich kommuniziere auf dem Platz vom ersten Tag an sehr viel. Mittlerweile gehört das zu meinem Spiel dazu. Das wird von mir verlangt, ist aber auch der Anspruch an mich selbst.
Wie läuft das mit der Sprache?
Alaba: Meine Kommandos auf dem Platz funktionieren in Spanisch schon sehr gut. In den ersten Wochen habe ich im Sprachunterricht richtig Gas gegeben. Es war mir sehr wichtig, dass ich die Basics schnell lerne. Mittlerweile kann ich mich mit meinen Mitspielern gut unterhalten. Für ein Interview reicht mein Spanisch aber wahrscheinlich noch nicht.
Welcher Spieler, mit dem Sie in Ihrer bisherigen Karriere als Kollege oder Gegner zu tun hatten, kommuniziert auf dem Platz am meisten?
Alaba: Da liegt Thomas (Müller, Anm. d. Red.) ganz vorne. Vielleicht kommt Dante noch ran. Als ich früher links verteidigt habe, hat er in der Innenverteidigung neben mir gespielt und mich sehr lautstark geführt. Von ihm habe ich viel gelernt.
Wer gibt bei Real außer Ihnen die Kommandos?
Alaba: Bei uns ist diese Aufgabe auf mehrere Spieler verteilt: Luka Modric, Karim Benzema und Toni Kroos übernehmen kommunikativ Verantwortung.
Modric und Kroos haben lange ein Mittelfeld-Trio mit Casemiro gebildet. Wie beurteilen Sie dessen Wechsel zu Manchester United?
Alaba: Er war in einer ähnlichen Situation wie ich vor einem Jahr. Deshalb haben wir uns darüber oft unterhalten. Nach neun Jahren bei Real Madrid hat er eine neue Herausforderung gesucht. Ich wünsche ihm von Herzen nur das Beste.
Sie haben vor einigen Jahren beim FC Bayern mit Trainer Carlo Ancelotti zusammengearbeitet. Inwiefern hat er sich in der Zwischenzeit verändert?
Alaba: Als Mensch und als Trainer ist er der gleiche wie damals, er vertritt weiterhin dieselben Werte. Sein Training und seine Art, Fußball spielen zu lassen, haben sich vielleicht etwas verändert.
imago imagesMit Uli Hoeneß und Florentino Perez gibt es beim FC Bayern und Real Madrid große Macher im Hintergrund. Inwiefern ähneln sich die beiden?
Alaba: Beide sind riesige Persönlichkeiten, die für ihren Verein leben. Und beide wollen nah an der Mannschaft dran sein. Florentino Perez kommt nach jedem Spiel und manchmal auch nach dem Training in die Kabine, um sich mit uns Spielern zu unterhalten. Das hat Uli Hoeneß genauso gemacht. Ihnen ist es wichtig, zu wissen, wie es den Spielern geht.
Wie eng war Ihr Verhältnis zu Hoeneß?
Alaba: Ich bin mit 16 Jahren nach München gekommen und hatte von Beginn an eine sehr spezielle Beziehung zu ihm. Er hat mich oft zu sich ins Büro geholt, um mir Tipps zu geben oder Forderungen zu stellen. Ich kann mich erinnern, wie er einmal gesagt hat: "Ich möchte, dass du auf dem Platz und in der Kabine mehr Verantwortung übernimmst." Ich konnte immer sehr offen und ehrlich mit ihm kommunizieren. Uli Hoeneß hat mir als Person und Fußballer sehr geholfen. Für mich ist er eine große Inspiration.
Wie lief die Verabschiedung im vergangenen Sommer ab?
Alaba: Nach dem letzten Spiel habe ich mich in der Stadion-Lounge von ihm und Karl-Heinz Rummenigge verabschiedet. Nach so einer langen und erfolgreichen gemeinsamen Zeit war das natürlich sehr emotional.
Ihr Abschied vom FC Bayern war von Nebengeräuschen begleitet, neulich gab Sportvorstand Hasan Salihamidzic Fehler im Umgang mit Ihnen zu. Hatten Sie in letzter Zeit Kontakt mit ihm?
Alaba: Nein, wir hatten jetzt keinen Kontakt. Zwischen mir und dem FC Bayern ist alles im Reinen. Ich blicke immer lieber nach vorne als zurück.
Sie werden neben Pini Zahavi auch von Ihrem Vater George beraten. Wie hat sich die turbulente Zeit mit der gescheiterten Vertragsverlängerung beim FC Bayern und dem Wechsel zu Real auf Ihr Verhältnis zu ihm ausgewirkt?
Alaba: Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater. Wir stehen sowieso jeden Tag in Kontakt, damals aber nochmal mehr als sonst. Er hat mir sehr geholfen, den Kopf frei für das Wesentliche zu haben: Fußball.
Besprechen Sie mit ihm auch Ihre fußballerischen Leistungen?
Alaba: Seit meinem 17. Lebensjahr war er bei jedem Heimspiel von mir vor Ort. Nach jedem Auswärtsspiel ist er der Erste, den ich im Bus anrufe. Dann quatschen wir über mein Spiel und er sagt mir ehrlich seine Meinung. Am nächsten Tag schickt er mir alle möglichen Statistiken, die wir dann ausführlich besprechen.
Ihr Vater war früher als Musiker tätig, Ihre Schwester Rose May ist Sängerin. Welche Rolle hat Musik in Ihrer Kindheit gespielt?
Alaba: Ich bin mit Musik aufgewachsen. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Familie. Als ich ein Kind war, lief bei uns 24/7 Musik. CDs, Platten. Ob in der Wohnung oder im Auto: Musik, Musik, Musik. Und alle haben mitgesungen.
Haben Sie eine Karriere als Sänger in Erwägung gezogen?
Alaba: Ich habe von einer Sängerkarriere geträumt, aber relativ schnell gemerkt, dass das eher nichts wird. Genauso wie Musik habe ich aber auch den Fußball von Anfang an geliebt.
Spielen Sie Instrumente?
Alaba: Meine Eltern haben es bei mir mit Klavier und Gitarre versucht. Alles familiäre Talent dafür hat aber offenbar meine Schwester bekommen.
Können Sie auf den beiden Instrumenten noch Lieder spielen?
Alaba: Ja, auf der Gitarre eines und auf dem Klavier zwei.
imago imagesWaren Sie als Kind bei Auftritten Ihres Vaters dabei?
Alaba: Oft. Mal Backstage, mal seitlich auf der Bühne, mal im Publikum in der ersten Reihe. Die Erinnerungen sind in meinem Gedächtnis eingebrannt. Ganz speziell war sein Auftritt beim Donauinselfest in Wien. Für mich war es crazy, wie viele Leute meinem Dad zugeschaut haben.
Was für Musik hören Sie heute?
Alaba: Meistens Hip Hop, R'n'B und christliche Worship-Musik.
Wer ist der Kabinen-DJ bei Real? Und was läuft da?
Alaba: Karim (Benzema, Anm. d. Red.). Bei ihm läuft alles mögliche querbeet.
Gemeinsam mit Ihrer Schwester haben Sie in Wien das Restaurant DaRose eröffnet. Wie kam es?
Alaba: Meine Eltern wussten, dass ich in die Gastronomie schnuppern will. Irgendwann sind sie mit einem Konzept auf mich zugekommen. Das hat mir sehr gut gefallen. Also haben wir als Familie gemeinsam beschlossen, ein Restaurant zu eröffnen. Es macht uns allen sehr viel Spaß. Wenn ich in Wien bin, ist das Restaurant meine erste Anlaufstelle.
Vor einigen Monaten sind Sie als Teil der "Viola Investment GmbH - Freunde der Austria" bei Ihrem Heimatklub Austria Wien eingestiegen. Was hat Sie dazu bewogen?
Alaba: Die Austria ist mein Herzensverein. Ich bin dem Verein sehr dankbar. Es war für mich klar, dass ich in schwierigen Zeiten helfe. Ich verfolge die Austria intensiv: Schaue mir die Spiele an und kommuniziere mit den Leuten dort.
Können Sie sich eine Rückkehr zur Austria vorstellen?
Alaba: Das ist für mich noch sehr weit weg. So weit blicke ich nicht in die Zukunft. Ich weiß noch nicht, was in ein paar Jahren oder nach meinem Karriereende passiert.
Es gibt Gerüchte, dass Sie Fan von Galatasaray Istanbul sind: Stimmt das?
Alaba: Ja, ich habe Sympathien für Galatasaray. Als Kind habe ich in Wien jeden Tag im Käfig gezockt. Dort hatte ich viele Freunde aus der Türkei. Dann gibt es genau drei Optionen: Galatasaray, Besiktas und Fenerbahce. Ich habe mich relativ früh für Galatasaray entschieden. Warum, weiß ich nicht mehr. Die Istanbuler Derbys habe ich immer gemeinsam mit meinen Gala-Freunden geschaut.