Real Madrid und sein unglaubliches Mittelfeld: Wer kann da noch mithalten?

Von Oliver Maywurm
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Luka Modric und Toni Kroos machen weiter, Jude Bellingham kommt neu dazu: Real Madrids Mittelfeld ist der Wahnsinn - und das beste der Welt?

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"Ich werde versuchen, in den ersten Wochen wie ein Schwamm an ihnen zu hängen", sagte Jude Bellingham im Rahmen seiner Vorstellung bei Real Madrid über Luka Modric und Toni Kroos. "Nach der ersten Woche werden sie wahrscheinlich genervt von mir sein", fügte der Neuzugang vom BVB lächelnd an.

Neben dem für ihn derart glücklichen Umstand, von Kroos und Modric lernen zu können, sind die beiden Mittelfeld-Ikonen in gewisser Weise aber natürlich auch seine Konkurrenten. Denn im 4-3-3 von Real-Trainer Carlo Ancelotti ist eben nur Platz für drei Mittelfeldspieler - und Real hat auf dieser Position bekanntlich nicht nur Kroos, Modric und Bellingham, sondern einige weitere große Namen im Kader.

Wahrscheinlich ist die Zentrale der Königlichen spätestens seit Bellinghams Ankunft die Beste im Weltfußball.

Kylian Mbappé, Harry Kane, Real Madrid, PSG, Tottenham Hotspur
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Erfahrung und Zukunft

Neben der Verpflichtung Bellinghams waren die Vertragsverlängerungen von Kroos und Modric die wichtigsten Nachrichten rund um Real Madrid in den vergangenen Wochen.

Sowohl der 33-jährige Deutsche als auch der 37-jährige Kroate hängen noch einmal mindestens ein Jahr im Bernabéu dran. Und Real kann damit weiterhin über zwei der weltbesten Mittelfeldspieler der vergangenen zehn Jahre verfügen, die nachweislich weiterhin auf höchstem Level nicht nur mithalten, sondern dem Spiel ihren Stempel aufdrücken können.

Die offensichtlichste und vielleicht auch spannendste Variante für Reals Mittelfeld in der kommenden Spielzeit ist daher sicherlich ein Trio aus Bellingham, Kroos und Modric. Die unglaublichen strategischen Fähigkeiten der beiden Klublegenden gepaart mit der herausragenden Dynamik des 19-jährigen Engländers - jeder Fußball-Liebhaber dürfte bei dieser Vorstellung Vorfreude empfinden.

Doch wahrscheinlich ist das noch nicht einmal das Beeindruckendste am Mittelfeld der Madrilenen. Ebenso aufregend ist die Aussicht, dass es zahlreiche weitere erstklassige Kombinationen für die Besetzung in der Zentrale gibt ...

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Real Madrid: Diese Breite ist der Wahnsinn

Neben Bellingham, Modric und Kroos hat Ancelotti bekanntlich ja noch mindestens drei weitere Weltklassespieler für sein Mittelfeld zur Verfügung: Eduardo Camavinga, Aurélien Tchouaméni und Federico Valverde. Oben drauf kommt dann noch Dani Ceballos, der jüngst ebenfalls seinen Vertrag verlängert hat und sehr hohe fußballerische Qualität verkörpert - der von den insgesamt sieben Mittelfeld-Optionen aber wohl jene ist, der die geringste Spielzeit zukommen dürfte.

Real nennt dabei das immense Potenzial sein eigen, die Zukunft von der glorreichen "Vergangenheit" in Person von Modric und Kroos lernen lassen zu können. Wobei die Vergangenheit deshalb in Anführungszeichen gesetzt werden sollte, weil sie immer noch auch Gegenwart auf Top-Level ist.

Dennoch, das weiß auch Ancelotti genau, werden Kroos und Modric sicherlich ihre Pausen brauchen, um ihre volle Kraft in die großen Spiele stecken zu können. Dadurch ergibt sich automatisch ein wenig Entspannung im dichten Konkurrenzkampf - und die Möglichkeit, weitere aufregende Kombinationen einzuspielen.

Möglicherweise das Mittelfeld der Zukunft mit Bellingham (19, wird am 29. Juni 20), Camavinga (20) und Tchouaméni (23). Oder ein Trio aus Bellingham, Camavinga und Valverde, der auch erst 24 ist.

Reals Mittelfeld ist also nicht nur aktuell das wohl Beste der Welt. Es verspricht auch die Perspektive, über Jahre hinweg das Nonplusultra sein zu können. Und das auch in der Breite, da selbst Ceballos mit 26 gerade erst ins beste Fußballeralter kommt.

Real Madrid: Marktwerte der Mittelfeldspieler

SpielerMarktwert (transfermarkt.de)
Luka Modric10 Millionen Euro
Toni Kroos15 Millionen Euro
Jude Bellingham120 Millionen Euro
Eduardo Camavinga85 Millionen Euro
Aurélien Tchouaméni85 Millionen Euro
Federico Valverde100 Millionen Euro
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Droht Real Madrid ein Luxusproblem?

Ja, die Pausen, die Kroos und Modric bekommen werden, nehmen ein wenig Druck aus dem Kessel. Und ja, Camavinga kann zum Beispiel auch wie vergangene Saison häufig gesehen als Linksverteidiger agieren. Und Valverde auf der rechten Außenbahn.

Dennoch - Ceballos mal außen vor gelassen - können in den großen Spielen nur drei von sechs potenziellen Stammspielern auf ihrer Lieblingsposition spielen. Die Gefahr von Unzufriedenheit bei hochveranlagten Akteuren ist also durchaus gegeben.

Umso mehr ist Ancelotti gefordert, aus dem Segen nicht einen Fluch werden zu lassen. Gut für Real: Der Italiener gilt als exzellenter Moderator, als ein Trainer, der großen Namen auch schwierige Entscheidungen gut vermitteln kann. Und der ein Händchen dafür hat, Stars bei Laune zu halten, die auch mal auf der Bank sitzen. Seit er weiß, dass Bellingham da ist und Modric und Kroos bleiben, muss er diese Fähigkeit wohl mehr denn je forcieren.

Ilkay Gündogan
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Real Madrid und sein Mittelfeld: Kann da jemand mithalten?

Schaut man sich die aktuellen Kader von Europas Topklubs an, lässt sich tatsächlich getrost feststellen: Im Mittelfeld ist derzeit niemand besser besetzt als Real Madrid, was die Breite angeht.

Der Erzrivale aus Barcelona kommt in dieser Hinsicht vor allem nach der Ankunft Ilkay Gündogans vermutlich am nächsten an die Königlichen heran. Ein Mittelfeld mit dem frisch von City geholten Champions-League-Sieger, Frenkie de Jong und Gavi liest sich jedenfalls exquisit. Hinzu kommt mit Pedri ein weiteres Supertalent, das natürlich auch Stammspieler sein will, und mit Franck Kessié eine Alternative auf hohem Niveau.

Manchester Citys Mittelfeld indes hat nach Gündogans Abgang natürlich ein extrem wichtiges Puzzlestück verloren. Die Engländer werden jedoch sicherlich hochkarätigen Ersatz neu dazu holen, möglicherweise West Hams Declan Rice. Dann ist ihr Mittelfeld mit den beiden Aushängeschildern Rodri und Kevin De Bruyne in der Stammbesetzung vermutlich mindestens ebenso gut wie jenes von Real. In der Breite kann aber selbst City nicht ganz mit den Spaniern mithalten.

Und andere namhafte Vereine des europäischen Fußballs können das noch viel weniger, so zum Beispiel auch Bayern München. Auf dem Papier hat der deutsche Meister in Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Ryan Gravenberch und Jamal Musiala zwar vier Mittelfeld-Akteure von internationalem Format, zudem wurde Leipzigs Konrad Laimer verpflichtet. Allerdings konnten vergangene Saison lediglich Musiala und Laimer so wirklich überzeugen, während vor allem Goretzka seiner Form hinterher lief und Gravenberch nur wenig Einsatzzeit bekam.

Bei PSG ist das Zentrum des Spiels ohnehin alles andere als das Prunkstück. Von den aktuellen Pariser Mittelfeldakteuren hätte wohl nur Marco Verratti in Top-Form das Potenzial, bei Real eine gute Rolle spielen zu können. Der Rest aus dem Mittelfeld-Angebot von PSG ist auf dem Niveau, das man verkörpern will, höchstens Durchschnitt.

Bei Liverpool bleibt abzuwarten, wen Jürgen Klopp neben Weltmeister Alexis Mac Allister sonst noch für seinen Umbruch im Mittelfeld dazu holt. Schon die aktuelle 1a-Variante der Reds mit Mac Allister, Thiago und Fabinho lässt sich sehen, wenngleich Real natürlich noch einmal deutlich besser aufgestellt ist - und vor allem bei den Alternativen fällt die Qualität Liverpools im Vergleich zur Masse an Klasse bei Real eindeutig ab.

Bei Manchester United versammelt sich derweil mit Casemiro, Christian Eriksen und Bruno Fernandes sicherlich auch viel fußballerisches Können, zu Real fehlt aber doch ein gutes Stück.

Und ganz ähnlich sieht es bei weiteren Spitzenklubs wie Arsenal, Juventus Turin oder Inter Mailand aus. Auch hier kommt die Stammbesetzung nicht an das Mittelfeld der Königlichen heran - und vor allem in der Breite sind die Unterschiede zu Real enorm.

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