"Nach allem, was bei der Medaillenvergabe der Frauen-WM passiert ist, werden alle Spielerinnen, die diesen Text unterzeichnet haben, eine nächste Einberufung nicht ehren, wenn die derzeitige Führung beibehalten wird", schrieben die Weltmeisterinnen am Freitag in einer Erklärung, die von der Spielerinnengewerkschaft Futpro verbreitet wurde. Sie stellten sich damit geschlossen hinter Jennifer Hermoso. Insgesamt unterzeichneten 81 aktuelle und ehemalige spanische Spielerinnen das Schreiben. Schon zuvor hatten sich etliche Fußballer - auch Männer - hinter Hermoso gestellt.
Die Offensivspielerin Hermoso widersprach am Freitag zudem energisch der Darstellung des Verbandes, wonach der Kuss mit Rubiales bei der Siegerehrung einvernehmlich gewesen sei. Dies hatte die RFEF wenige Stunden nach dem Finale verbreitet - und die 33-Jährige dabei wortreich zitiert.
Am Freitag lasen sich ihre Zitate nun vollkommen anders. "Ich möchte ganz klar sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt dem Kuss zugestimmt habe, den er (Rubiales; d.Red.) mir gegeben hat, und ich habe auch nicht versucht, mich dem Präsidenten zu nähern", erklärte Hermoso via Futpro: "Ich dulde es nicht, dass mein Wort infrage gestellt wird, und noch weniger, dass etwas erfunden wird, was ich nicht gesagt habe."
Jennifer Hermoso mit emotionalem Statement
Auch auf X, ehemals Twitter, veröffentlichte die Weltmeisterin ein Statement, in dem sie Rubiales manipulatives Verhalten vorwarf. "Ich habe mich verwundbar gefühlt und als Opfer eines impulsiven, sexistischen und unangebrachten Verhaltens ohne jeglichen Konsens meinerseits gefühlt", stellte sie in Bezug auf den Kuss klar: "Um es einfach zu sagen, wurde ich nicht respektiert."
Man habe sie anschließend gebeten, ein gemeinsames Statement herauszugeben, dem sie schon deshalb nicht zugestimmt habe, weil sie den speziellen Moment des Gewinns der Weltmeisterschaft nicht zerstören wollte. Dennoch habe man weiterhin Druck auf sie ausgeübt, um die Hanglungen von Rubiales rechtfertigen zu können. Auch ihr Umfeld sei unter Druck gesetzt worden, "eine Zeugenaussage zu machen, das wenig bis gar nichts mit meinen Gefühlen zu tun hatte". Sie habe den Fall nun in die Hände von Futpro und ihre Agentur TMJ gegeben, die weitere Schritte einleiten werden.
Rubiales bat zwar am Tag nach dem Finale um Entschuldigung, weitere Konsequenzen lehnt er aber ab. Bei einer außerordentlichen Generalversammlung der RFEF am Freitag weigerte sich der 46-Jährige trotz der weltweiten Empörung, vom Präsidentenamt zurückzutreten.