Gala-Krise bei WikiLeaks

Von Fatih Demireli
Da war die Welt noch in Ordnung: Gheorghe Hagi und die Gala-Fans vor dem Derby
© anadolu

ALLES SÜPER am 14. Spieltag - nicht bei Galatasaray, dem Hauptdarsteller der aktuellen Ausgabe. Allmählich geht's Richtung Abstiegskampf, die Fans gehen auf Ursachenforschung - und haben plötzlich eine Idee. Einer fragte sogar höchstpersönlich beim Präsidenten nach. Außerdem: Ein Handzeichen Gutis sorgt für Verwirrung. Die Türken wissen immer noch nicht, wie Ralf Zumdick heißt, und ALLES SÜPER ist auch mal nett und vergibt den Fair-Play-Preis des Jahres.

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WikiLeaks goes Galatasaray: Die Türken lieben Verschwörungstheorien. Mehr als Tee, mehr als Raki, sogar mehr als Döner. Wenn wir schon dabei sind: Döner ist nicht die Hauptnahrungsquelle der Türken! Das musste mal gesagt werden. Weiter im Text: Was das Netzwerk WikiLeaks an die Medien weitergab, schlug hohe Wellen. Auch über die Türkei und Premier Minister Recep Tayyip Erdogan (Fener-Fan!) gab es sehr interessante Notizen.

Die Galatasaray-Fans haben auch ganz genau hingesehen, ob denn da nicht auch etwas über ihren Klub steht. Platz 10, sechs Punkte vor dem Abstiegsplatz - kann doch keine sportlichen Gründe haben. Viele enttäuschte Gala-Fans diskutierten nach dem 1:2 gegen Besiktas in den Foren und über Twitter, ob WikiLeaks vielleicht sogar irgendwelche geheimen Hintergrundinfos zur Krise hat. Viele mussten aber schnell feststellen, dass die US-Diplomaten in Istanbul keine Infos über die Löwen-Misere aussendeten. Bleibt also das Übliche: Blöde Schiris, scheiß Millionäre!

Mit der Frau zum Chef: Bleiben wir bei der Gala-Krise: Über etwas anderes wird in Türkiye ohnehin nicht gesprochen. Die einen suchen Auskünfte bei den US-Diplomaten, die anderen reißen die Sitze im vorletzten Spiel im Ali-Sami-Yen-Stadion raus und andere stellen den Präsidenten zur Rede. Als Adnan Polat nach dem 1:2 im Derby von Kamerateams und Reportern in Empfang genommen wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Fragen zu antworten.

Doch zur seiner Rettung war da dieser Fan: Ausgestattet mit feinem Anzug, Piep-Stimme und schwangerer Frau stellte er Polat vor versammelter Mannschaft zu Rede: "Präsident, meine Frau ist hochschwanger, ich weiß nicht mehr weiter, warum verlieren wir jeden Woche?" weinte der gute Mann. Seine bessere Hälfte war die Aktion sichtlich peinlich, rief immer wieder "Schatz, lass' uns gehen." Präsident Polat fühlte sich angesprochen und haute im Getümmel ab. Der weinende Fan durfte im Anschluss bei sämtlichen TV-Sendern live seinen Herzschmerz mitteilen. Mit Piep-Stimme. Und der Frau.

Guti und die Hand: Während bei Galatasaray geweint wurde, stieg bei Besiktas die Party. Die Mannschaft wurde von hunderten Fans am Trainingsgelände in Ümraniye empfangen. Später standen die Fans Spalier, als die Spieler einzeln mit ihren Autos das Trainingsgelände wieder verließen. Jeder bekam seinen eigenen Song. Sogar Michael Fink (ja, den gibt's noch) wurde gefeiert, hatte er doch einen Sekunden-Einsatz verbucht.

Die größte Liebe wurde aber Guti entgegengebracht. Ein Tor, ein Assist - besser geht's nicht. Ein Fan schrie sogar: "Gutiii, und morgen haut Real Barca auf die Fresse." Naja, man kann ja nicht alles im Leben haben, gell Mou? Guti sorgte übrigens für Verwirrung: Nach seinem Tor mimte er ein Männchen mit Zeige- und Mittelfinger - was damit gemeint war? Viel wurde spekuliert, unter anderem: "Ihr könnt jetzt gehen", "zweite Liga, Gala ist dabei" oder vielleicht sollte es einfach nur ein stolzer Adler (Besiktas-Symbol) werden - wäre ein missglückter Versuch. Guti lieferte am Montag die Auflösung: "In der Handsprache bedeutet das ein N. Und das steht für meine Freundin Noella." Wussten wir doch...

Rulf Zundick: Ist ja gar nicht so lange her, da beschwerten wir uns darüber, dass die türkischen Journalistenkollegen nicht wissen, dass Ralf Zumdick Ralf Zumdick heißt. Mal hieß er Rulf, dann Rolf, dann Zomdick, dann zwischendurch wirklich Zumdick. Aber obwohl die Katze jetzt schon einige Wochen Cheftrainer von Genclerbirligi ist, wird es einfach nicht besser: Letzte Verunstaltung des Ralf Z.: Rulf Zundick.

Ähnliche Probleme gab es übrigens in der Vergangenheit zuhauf: Selbst Bernd Schuster hieß erst kürzlich Bernhard. Die Mutter aller Lösungen lieferte übrigens vor ein paar Jahren Fenerbahce: Um die Pressekollegen nicht zu überfordern, nannten sie ihren glorreichen Neuzugang Vladimir Beschastnykh einfach nur Wlademir. So stand's auch auf dem Trikot des Russen. Auch nicht ganz richtig, aber jeder wusste, wer gemeint war.

Fair-Play-Preis des Jahres: Die Tops- und Flops der Hinrunde vergibt ALLES SÜPER eigentlich erst zum Ende des Jahres, aber aus aktuellem Anlass und der Ungeduld, endlich auch mal jemanden zu loben, gibt's den Fair-Play-Preis schon jetzt: Die Trophäe geht an Lucas Neill von Galatasaray. Vor wenigen Wochen wurde der Australier von Fenerbahces Stürmer Mamadou Niang noch als brutaler Gegenspieler gebrandmarkt und die Medien machten zum Teil mit.

Doch Neill, seit seinem Wechsel im Januar 2010 Publikumsliebling der Gala-Fans, kann auch anders: Im Derby kam er nach einem Luftkampf mit Mert Nobre zu Fall. Schiedsrichter Cüneyt Cakir sah ein Foul und zückte die Gelbe Karte für Nobre. Den größten Widerstand erfuhr der FIFA-Mann dabei von "Opfer" Neill, der die Gelbe Karte verhindern wollte, weil er kein Foul bei der Aktion sah. Cakir war's egal, Gelb gab's trotzdem. Nobre dankte seinem Gegenspieler für die faire Geste. Da war mal echt Alles Süper.

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