Bursa lässt Valencia-Schmach vergessen

Fatih Demireli
29. November 201022:32
Gökcek Vederson (r.) überzeugte auf der linken Abwehrseite Bursasporsanadolu
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Bursaspor gewinnt im Top-Duell der Süper Lig gegen Kayserispor mit 2:0 (0:0) dank eines späten Doppelschlags. Damit hält der Meister den Verfolger auf Distanz. Gut drauf: Besiktas und Fenerbahce, die jeweils ihre Istanbuler Derbys gewannen.

Bursaspor - Kayserispor 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Insua (83.), 2:0 Sercan (85.)

Aufatmen bei Bursaspor: Nach dem blamablen 1:6 in der Champions League beim FC Valencia gewann der türkische Meister gegen Kayserispor und hat seine Ambitionen in der heimischen Liga eindrucksvoll unterstrichen. Die Truppe von Ertugrul Saglam ließ im Duell des Zweiten gegen den Dritten eine klare Leistungssteigerung erkennen. Aber auch Kayseri bewies, wieso es wieder in diesem Jahr ganz oben mitmischt. Beide Teams gingen im ausverkauften Atatürk-Stadion ein hohes Tempo - mit einigen Chancen auf beiden Seiten. Bursa ließ aber bis zur Schlussphase auf sich warten, eher die Entscheidung herbeigeführt wurde: ein Doppelschlag von Insua (83.) und Sercan (85.) sorgten für den verdienten Sieg. Bursa (31 Punkte) bleibt Trabzonspor (33) auf den Fersen, Kayseri (28) ist weiter Dritter.

Galatasaray - Besiktas 1:2 (0:1)

Tore: 0:1 Guti (8., Foulelfmeter), 0:2 Nobre (79.), 1:2 Kewell (90.+1)

90 Minuten: Mit der lautstarken Unterstützung der Anhänger präsentierte sich Galatasaray zunächst sehr motiviert. Kewell und Sabri setzen die Besiktas-Außen unter Druck, fanden aber selten eine Anspielstation, so dass die Angriffe im Keim erstickten. Zählbares gab's nach acht Minuten für Besiktas: Holosko trug den Ball über links in den Strafraum, Ali Turan ging unklug dazwischen - Elfmeter! Guti verwandelte sicher.

Fortan zog sich das ersatzgeschwächte Gästeteam zurück, ließ Galatasaray kommen, auch mit dem Wissen, dass Gala im Zentrum eine Anspielstation fehlte: Pino, der den noch nicht ganz fitten Baros im Sturm vertrat, ließ sich zu oft zurückfallen. Dennoch kam Gala zu guten Torchancen durch Kewell und Elano, aber Besiktas-Torhüter Cenk erwies sich als sicherer Rückhalt.

Baros kommt zu spät

Nach der Pause brachte Gala-Trainer Hagi mit Mehmet Batdal einen waschechten Stürmer. Die Gastgeber verlagerten das Spiel noch weiter in die Offensive, ohne dabei echte Torchancen zu kreieren. Stattdessen wurde Besiktas durch die eine oder andere Konterchance gefährlich. Als letzte Hoffnung wechselte Hagi dann doch Milan Baros ein. Doch ein anderer Stürmer traf: Nobre, der in der Vergangenheit oft gegen Gala einnetzte, köpfte das entscheidende 2:0. Kewells Kopfball zum 1:2 war nur noch Ergebniskosmetik.

Star des Spiels: Roberto Hilbert. Der Ex-Stuttgarter begann nervös und wurde vom stürmischen Kewell das eine oder andere Mal überrannt. Hilbert wurde aber immer stärker und war dann über 90 Minuten über die rechte Seite ein starker Dampfmacher. Kewell wich zwischendurch sogar auf die rechte Seite aus, um sich etwas zu befreien. Stark, wie Hilbert in der Druckphase im Zentrum aushalf und vor allem einmal gegen Baros per Kopf rettete.

Lehren des Spiels: Fenerbahce? Gut gespielt. Trabzonspor? Ordentlich gespielt. Kayserispor? Sehr gut gespielt. Besiktas? Gut gespielt. Was auf dem ersten Blick doch nach einem Aufschwung bei Galatasaray aussieht, ist beim zweiten Hinsehen auf die Punkteausbeute fast schon fatal: Gala sammelte in all diesen Spielen insgesamt zwei Punkte, weil die guten Leistungen nicht in Ergebnisse umgemünzt werden konnten. Aus dem Titelkampf hat sich Gala schon längst verabschiedet - allmählich sind auch die Europapokalplätze kein Nahziel mehr. Das letzte Derby im Ali Sami Yen sollte etwas ganz Besonderes werden, aber selbst dieses Vorhaben ist gescheitert. So geht also Besiktas in die Geschichte des Stadions ein, das zum vorletzten Mal die Heimspielstätte Galatasarays war. Für Bernd Schuster ist der Derby-Sieg Balsam für die Seele nach schweren Wochen großer Kritik. Die Leistung war nicht gut, aber das interessiert in Istanbul nach einem Derby-Sieg eh keinen mehr.

Fenerbahce gewinnt kleines Derby

Büyüksehir - Fenerbahce 0:1 (0:1)

Tore: 0:1 Alex (33.) | Gelb-Rote-Karte: Ekrem Eksioglu (79.)

90 Minuten: Ibrahim Akin war der Mann der ersten Minuten. Mit platzierten Weitschüssen sorgte er für Gefahr, obwohl sein Einsatz bis wenige Minuten vor dem Anpfiff auf der Kippe stand. Fenerbahce wurde nur gefährlich, wenn Büyüksehirs Mahmut und Cihan kapitale Fehler fabrizierten. Niang vergab früh zwei Mal kläglich. Das Tor für Fener fiel dennoch nach 33 Minuten: Nach erneutem Fehler von Mahmut schalteten Cristian und Topuz schnell, Alex vollstreckte im Strafraum zu seinem 10. Saisontor.

Im Anschluss hatte Fenerbahce mehr vom Spiel, Büyüksehir war offensiv aufgestellt, aber fand kein Durchkommen. Turbulent wurde es in der Schlussphase: Der eingewechselte Dia holte einen Elfmeter heraus, wieder war Mahmut im Geschehen, Ekrem sah die Gelb-Rote-Karte wegen Meckerns, aber der glücklose Niang verschoss den Elfmeter. Zwei Minuten später hatte Ibrahim Akin freistehend das 1:1 auf dem Fuß, vergab aber knapp.

Star des Spiels: Cristian Baroni. Der Brasilianer steht seit Saisonbeginn in der Kritik - und das größtenteils zu Recht. Zu passiv, zu fehlerhaft sind seine Leistungen im zentralen Mittelfeld. Doch zuletzt zeigte der Brasilianer aufsteigende Tendenz. So auch gegen Büyüksehir. Stark seine Vorbereitung zum 1:0, stark sein Stellungsspiel im Zentrum.

Lehren des Spiels: Fenerbahce hat ein Faible für Spiele in Istanbul. Alle Heimspiele sowie beide Auswärtsspiele in der türkischen Metropole wurden gewonnen und ganz nebenbei wurde auch der kleine Büyüksehir-Fluch beendet: für Fenerbahce war es der erste Sieg bei Istanbul BB überhaupt. In der Woche der Derbys ein wichtiger Schritt für Fenerbahce, das zwar spielerisch noch viel Luft nach oben hat, aber im Titelkampf nun etwas Aufschwung verspüren lässt.

Gaziantepspor - Trabzonspor 1:3 (1:2)

Tore: 1:0 Egemen Korkmaz (3., Eigentor), 1:1 Burak Yilmaz (30.), 1:2 Burak Yilmaz (40., Elfmeter), 1:3 Jaja (75.) | Rote Karte: Serdar Kurtulus (38., Notbremse)

90 Minuten: Praktisch mit der ersten Chance des Spiels ging Gaziantepspor nach drei Minuten in Führung. Nach Ecke von Jorginho stocherte der aufgerückte Emre den Ball vor dem Tor an die Linie, Egemen Korkmaz traf beim Rettungsversuch das eigene Tor. Gaziantep übte in den ersten zehn Minuten ungemein viel Druck aus, setzte die beweglichen Angreifer Popov und Sosa gut ein. Aber Trabzon fand spätestens nach einer Viertelstunde Anschluss und gewann dank des starken Burak Yilmaz immer mehr an Fahrt.

Der Außenbahnspieler drehte dann auch vor der Pause das Spiel: Erst nach 30 Minuten nach guter Einzelleistung, dann in der 40. Minute per Foulelfmeter. Dem 2:1 ging ein Foul von Serdar Kurtulus im Strafraum gegen Umut Bulut voraus. Dafür gab's die Rote Karte, weil Serdar letzter Mann war. Nach der Pause hatte Trabzon das Spiel fest im Griff und Jaja machte mit seinem schönen 3:1 alles klar.

Star des Spiels: Nur 57 Minuten spielte Burak Yilmaz in Gaziantep. Absolut ausreichend, um ihn zum Star zu küren. Im Alleingang drehte er das 0:1, nicht nur mit seinen Toren, sondern auch seinem nimmermüden Offensivdrang über die rechte Außenbahn. Wieso er früh rausmusste, bleibt ein Geheimnis von Senol Günes.

Lehren des Spiels: "Ein Unentschieden reicht mir", sagte Senol Günes vor dem Auswärtsspiel bei Gaziantepspor. Doch am Ende wurden es drei Zähler und sie waren hochverdient. Trabzonspor ist auf dem besten Wege zur Herbstmeisterschaft in der Süper Lig. Die Mannschaft findet auf jegliche Spielsituation eine Antwort, weiß, wann sie Tempo machen muss, wann sie zurückschaltet. Die Belohnung ist die Tabellenführung. Die Verfolger Bursaspor und Kayserispor werden sich am Montag die Punkte gegenseitig wegnehmen. Jetzt schon eine perfekte Woche für Trabzonspor.

Der 14. Spieltag in der Süper Lig im Überblick