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Christian Guinin

Seit jeher ist Deutschland eine Motorsportnation. Wirft man einen Blick zurück in die Vergangenheit und im Speziellen auf die Geschichte der Formel 1, so kommt man recht schnell zu der Erkenntnis, dass deutsche Fahrer die Königsklasse so nachhaltig prägten, wie nur ganz wenige Piloten anderer Nationen sonst.<script type="application/json" data-placement="fcplayer-semantic">{"type":"fcplayer-semantic","data":{"embedCode":"//cdn.fcp.codes/embed-code-template/embed-code-template.js#SEMANTIC_6b4625c8-6923-44f4-b005-b304878a3898"}}</script>

Keine Investitionen, keine Rennen - und bald keine Fahrer? Dem deutschen Standort in der Formel 1 steht eine düstere Zukunft bevor

Allen voran definiert sich das selbstverständlich über den Erfolg. Michael Schumacher (7), Sebastian Vettel (4) und Nico Rosberg (1) trugen mit ihren zwölf Weltmeisterschaften dazu bei, dass Deutschland in nun 75 Jahren Formel 1 die Nummer zwei im ewigen Nationen-Ranking ist. Einzig Großbritannien muss man mit insgesamt 20 Fahrer-Titeln den Vortritt lassen.Und selbst, wenn man nicht nur ins ganz oberste Regal greift, sondern sich auch eine Etage darunter ein wenig genauer umsieht, so findet man alleine in den letzten 25 Jahren zuhauf Piloten aus der Bundesrepublik, die der F1 ihren Stempel aufdrückten. Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld und Timo Glock sind nur einige Namen, die man nennen könnte. Zu letzterer Kategorie darf man mit Sicherheit auch Nico Hülkenberg zählen. 2010 feierte der Emmericher sein Debüt in der Königsklasse, zweifelsfrei gehört er auch 15 Jahre später noch zur Riege der besten Piloten im Feld.Und dennoch – trotz all berechtigter Lobhudelei um Hülkenberg und seine Leistungen – taucht auch in diesem Jahr wieder ein Problem auf, das nun schon längere Zeit wie ein Damoklesschwert über der deutschen F1-Szene schwebt: Bereits die dritte Saison in Folge ist er nämlich der einzige Fahrer, der im 20-köpfigen Feld die deutsche Fahne hochhält. Die Zeiten, als mitunter sieben deutsche Piloten gleichzeitig an den Start gingen, man um Siege, Podestplätze oder gar Titel kämpfte, sie sind vorbei.

Deutsche Zukunft in der Formel 1: Die fetten Jahre sind vorbei

Wie oben bereits angemerkt: Hülkenberg ist ein ausgezeichneter Pilot, der sich – entgegen der Erwartung vieler Experten – nach seiner knapp dreijährigen Auszeit zwischen 2020 und 2023 über gute Leistungen als Ersatzpilot von Aston Martin wieder zurück in die Formel 1 kämpfte und dort, nicht nur im vergangenen Jahr, Wochenende für Wochenende ausgezeichnete Ergebnisse einfuhr. Gleichzeitig spricht es nicht gerade für die deutsche Szene, wenn ein mittlerweile 37-jähriger Routinier für eine ganze Nation die Kohlen aus dem Feuer holen muss. Vor allem unter den Voraussetzungen, die 2025 vorherrschen.Mit seinem Wechsel vom US-amerikanischen Privatteam Haas in den Audi-Kosmos zu Sauber <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/hat-nico-huelkenberg-auf-das-falsche-pferd-gesetzt-das-f1-projekt-von-audi-ist-schon-vor-dem-einstieg-zum-scheitern-verurteilt-ftr/6807377" target="_blank">hat sich Hülkenberg fürs Erste zumindest nämlich keinen Gefallen getan</a>. Wer dachte, dass mit einem einfachen Switch zu einem angehenden Werksteam das Hinterherfahren plötzlich vorbei sein würde, der wurde spätestens bei den Testfahrten in Bahrain vor knapp zwei Wochen auf den bitteren Boden der Tatsachen zurückgeholt.Dort konnte man erahnen, was sich schon über das vergangene Jahr hinweg angedeutet hatte: Sauber, das 2025 noch unter dem Namen des Schweizer Traditionsrennstalls an den Start geht und erst zur kommenden Saison vollständig von Audi als Werksteam geschluckt wird, war auf dem Sachir International Circuit – sowohl in Sachen Rundenzeit als auch im Longrun – das mit Abstand langsamste aller Autos. Hülkenbergs Engagement ist freilich bewusst auf zwei Jahre angelegt, womit er 2026, wenn ein neues Motorenreglement das Feld gehörig durcheinanderwirbeln könnte, möglicherweise bessere Karten haben könnte, für die anstehende Saison wird ihn das aber kaum trösten. Zudem darf man bei allem Optimismus nicht vergessen, dass der Emmericher in seinem Alter nicht mehr zu den großen Zukunftshoffnungen zählt.Selbst wenn die kommenden beiden Jahre, entgegen der Erwartungen, positiv verlaufen, wird man Hülkenberg Ende 2026 keinen Vertrag mehr mit fünf Jahren Laufzeit auf den Tisch legen. Fraglos können auch Fahrer jenseits der 40 noch zu den Besten der Besten gehören, Fernando Alonso oder Lewis Hamilton machen es mitunter gerade vor, allerdings ist das ist eher Ausnahme als die Regel.

Deutsche Zukunft in der Formel 1: Ist ein 37-Jähriger wirklich der Heilsbringer?

Beim Blick über den Tellerrand hinaus fällt einem sofort Mick Schumacher ein, der sowohl den passenden Namen als auch das richtige Alter für eine große Karriere in der Königsklasse mitbrächte. Doch der <a href="https://www.spox.com/formel-1/listen/williams-entscheidet-sich-lieber-fuer-franco-colapinto-niemand-in-der-f1-moechte-mick-schumacher-haben/6817949" target="_blank">Stern des Sohnes von Rekordweltmeister Michael ist möglicherweise schon untergegangen, bevor er erst richtig aufging</a>. Nach seinen beiden leistungstechnisch überschaubaren, wenngleich nicht unbedingt schlechten Jahren bei Haas, wo er letzten Endes ausgerechnet von Hülkenberg ersetzt wurde, suchte der 25-Jährige händeringend nach einer neuen Festanstellung in der Formel 1. Mehr als ein Job als Test- und Entwicklungsfahrer bei Mercedes sprang allerdings nicht heraus.Schlimmer noch: Trotz vieler Lobpreisungen von mächtigen Funktionären wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff oder dem ehemaligen Alpine-Boss Bruno Famin bekam Schumacher nie mehr die Chance, sich in erster Reihe zu beweisen. Weder seine Tätigkeit bei den Silberpfeilen, noch seine Rolle als Langstreckenpilot für Alpine in der WEC ließen ihn genügend Pluspunkte sammeln, um ein Team zu einer Verpflichtung zu bewegen.Nach nun mittlerweile drei Jahren ohne F1-Stammcockpit muss man der Realität ins Auge sehen und konstatieren, dass ein Comeback Schumachers in der Königsklasse so gut wie ausgeschlossen ist, selbst wenn der 25-Jährige jüngst erneut betont, seinen Kampf noch nicht aufgegeben zu haben: "Zu diesem Zeitpunkt ist alles eine Option. Wie ich auch schon in verschiedenen Interviews gesagt habe, habe ich das Gefühl, dass ich auch das Zeug für die Formel 1 habe. Das Jahr ist noch lang und das Ziel ist, schon 2026 zurückzukehren. Was genau passiert, muss man noch schauen", erklärte er im Interview mit speedweek.com.

Deutsche Zukunft in der Formel 1: Mick Schumachers Zeit ist schon jetzt vorbei

Darüber hinaus wird die Suche nach dem nächsten deutschen F1-Weltmeister noch schwieriger. Lange Zeit galt Ralfs Sohn David Schumacher als vielversprechende Nachwuchshoffnung, der heute 23-Jährige konnte sich aber während seiner Zeit in der unterklassigen Formel 3 (2020-2021) nicht nachdrücklich empfehlen. Seit 2022 fährt er in der DTM, ein Weg von dort zurück in den erfolgreichen Formel-Sport gelang nur wenigen Piloten.Schraubt man die Altersklasse noch ein paar Jahre weiter nach unten, so stößt man auf die beiden erst 20-jährigen Oliver Goethe und Tim Tramnitz. Ersterer stieg als Teil seines Überganges bereits für die letzten vier Rennen der Saison 2024 in der Formel 2 ein, in diesem Jahr geht er dort als Stammpilot beim niederländischen Team MP Motorsport an den Start. Tramnitz hingegen fährt aktuell noch eine klasse tiefer in der Formel 3, ihm wird allerdings, ähnlich wie auch Goethe, der langfristige Sprung in die Königsklasse zugetraut.Ein Pluspunkt: Beide sind im Juniorprogramm von Red Bull aktiv, haben dort dementsprechend Zugang zu schier unendlichen Ressourcen sowie einen direkten Draht in die F1. Ob beide die nötige Qualität mitbringen, um in der Formel 1 zu bestehen, wird sich allerdings erst zeigen müssen. Gerade bei Red Bull ist es nicht unüblich, dass nicht funktionierende Fahrer, unabhängig ihres möglichen Talents, eiskalt fallen gelassen werden, wenn die Leistungen nicht stimmen. Der Weg beider in die Königsklasse, sofern sie ihn denn bestreiten wollen, wäre weit und steinig.

Deutsche Zukunft in der Formel 1: Oliver Goethe und Tim Tramnitz sind die einzige Hoffnung

Insgesamt befindet sich der Formel-1-Standort Deutschland auf einem absteigenden Ast. Nicht nur kommen immer weniger starke und vielversprechende Talente nach, was einerseits an der fehlenden Förderung im eigenen Land, andererseits aber auch an der guten Arbeit vieler "kleinerer" Staaten in der jüngeren Vergangenheit liegt. Auch bei den Herstellern selbst lässt sich eine gewisse Müdigkeit beim Thema Formel 1 feststellen.So ließ VW aufgrund der vielschichtigen Probleme beim Mutterkonzern einen eigentlich schon geplanten Einstieg in die Königsklasse als Motorenlieferant von Red Bull im letzten Moment platzen, auch die Sauber-Übernahme Audis stand lange auf der Kippe. Schon jetzt, bevor die Ingolstädter überhaupt offizieller Teil der Formel 1 sind, regt sich Widerstand beim deutschen Hersteller. Konzern-interne Gegner betrachten den Einstieg als Werksteam als großen Fehler, den man lieber früher als später wieder korrigieren sollte.Und dann wäre da natürlich noch das leidige Thema mit einem Grand Prix in Deutschland. Seit nunmehr fünf Jahren wurde kein offizielles Rennen mehr ausgetragen, lediglich 2020 kam man im Zuge der Corona-Pandemie an den Nürburgring und trug dort einmalig den Großen Preis der Eiffel aus. Glaubt man den Worten von Nürburgringsprecher Alexander Gerhard, dann wäre das generelle Interesse durchaus da, die hohen Hürden machen eine zeitnahe Rückkehr aber unwahrscheinlich: "Wir wären bereit, wir haben großes Interesse an der Formel 1. Aber wir sind nunmal ein mittelständisches Unternehmen mit 200 Angestellten und können es uns nicht leisten, mit einem Rennwochenende das Wirtschaftsergebnis eines gesamten Jahres aufs Spiel zu setzen. Wir sind in Gesprächen, auch gemeinsam mit dem Hockheimring über einen jährlich alternierenden Grand Prix in Deutschland. Aber im Moment gehen die Vorstellungen über die Austragung eines Rennens zu weit auseinander."Auch von offizieller Formel-1-Seite aus würde man ein Rennen in Deutschland begrüßen, dafür müssten die Veranstalter aber risikofreudiger werden. Dass es keine staatlichen Subventionen gibt, will man hier nicht gelten lassen. "Es kann aber auch anders funktionieren. Nicht allzu weit von Deutschland entfernt liegt Zandvoort", nennt F1-Boss Stefano Domenicali ein sehr erfolgreiches Projekt in den vergangenen Jahren. Auch in den Niederlanden gebe es "einen privaten Organisator, der auf drei Jahre im Voraus Tickets verkauft hat - natürlich dank Max Verstappen. Wenn ich in Deutschland etwas zu sagen hätte, würde ich in Fahrer investieren", so Domenicali weiter.

Deutsche Zukunft in der Formel 1: Seit fünf Jahren kein Grand Prix mehr

Auch der Ex-Teamchef von Mick Schumacher, Günther Steiner, sieht den deutschen F1-Markt in einer schwierigen Lage. Vom großen Königsklassen-Boom in den USA, Afrika und Asien ist man meilenweit entfernt, leitet man keine Gegenmaßnahmen ein, so droht eine düstere Zukunft: "Ich glaube, es bräuchte ein bisschen Unterstützung der Industrie, der Automobilindustrie, in diese jungen Fahrer, um jemanden reinzubringen wieder. Im Moment, genauso wie es schwierig ist für Deutschland, einen Grand Prix zu veranstalten, ist es schwierig für einen Fahrer, die Unterstützung für die Formel 1 zu bekommen."Auch, dass es in den kommenden Jahren dazu kommen könnte, dass die Formel 1 gänzlich ohne deutschen Fahrer auskommen muss, hält Steiner für keineswegs unrealistisch: "Nico Hülkenberg ist auch nicht mehr der Jüngste. Er ist noch fit, er kann sicher noch paar Jahre fahren. Aber irgendwann muss man schon sehen, dass jemand nachkommt – und nach ihm, glaube ich, ist im Moment nicht viel los."

Deutsche Zukunft in der Formel 1: Günther Steiner sieht schwierige Lage

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Mit Nico Hülkenberg fährt auch 2025 nur ein deutscher Pilot in der Formel 1. Dunkle Wolken schweben über der Zukunft, die Prognosen sind düster.

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