Vor die Hunde gegangen: Ümit Özat ist ein lieber Kerl. Obwohl er den permanenten Türsteher-Blick drauf hat, ist der Familienvater ein äußerst sentimentaler Zeitgenosse. Özat weinte, als er von 50.000 Fenerbahce-Fans Richtung Köln verabschiedet wurde. Er weinte mit Faryd "Jesus" Mondragon ein Tränenmeer, als er mit dem 1. FC Köln den Bundesliga-Aufstieg schaffte. Und wir weinten mit ihm, als er wegen Herzproblemen seine Karriere beenden musste. Inzwischen hat der liebe Özat eine Trainerkarriere eingeschlagen - bei seinem Heimatverein Ankaragücü...
Sentimental geht's da allerdings eher nicht zu. Die fanatischen Fans und den Trainer verbindet eine tiefe Abneigung. Kassiert Ankaragücü ein Tor, muss der Trainer weg. Schießt Ankaragücü ein Tor, muss der Trainer weg. "Die Typen machen kein Unterschied, ob wir 4:0 gewinnen oder 3:1 verlieren", schimpft Özat. Am Wochenende gab's den Höhepunkt der Liebesaffäre: Nach einem Tor für Ankaragücü stürmte ein Fan auf den Platz, um den Trainer anzugreifen, weil dieser angeblich Richtung Tribüne nette Worte über die Mütter der Fans verloren haben soll. Özats Reaktion auf den Fan-Angriff? Eine ordentliche Rechte, die sogar den Klitschko-Bro's gefallen würde. (Guckst du!)
Der Ausmaß des Gefechts, das am Boden weiterging, war gewaltig. Filmreif die Replik zwischen einem Fan und Özat nach dem Spiel:
- "Trainer, du trittst jemanden, der schon am Boden ist - das geht gar nicht!"
- "Schickt mir nicht eure Hunde, dann passiert auch nichts!"
Spätestens zum Saisonende ist die Ehe Özat-Ankaragücü beendet. Wenn sich bis dahin keiner verletzt.
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Rize welcomes you: Die letzten Transfertage in der Süper Lig beeindruckten durch herrliche Langeweile. Keine Millionentransfers, kein Flughafendemolieren. Da macht die Bank Asya 1. Lig nicht mit - so heißt die 2. Liga der Türkei und die hat am Montag einen prominenten Neuzugang gewonnen: Freddy Adu spielt ab sofort für Caykur Rizespor. Der US-Boy war zuletzt bei Ingolstadt im Probetraining, spielt aber jetzt lieber 2. türkische Liga als 2. deutsche Liga. Der Klub war so begeistert vom Neuzugang, dass die Pressemitteilung auf der Webseite in Schriftgröße 26 präsentiert wurde.
Bei der Ankunft gab's erst einmal eine Sightseeingtour in der Stadt, eine Tingel-Tangel-Bootsfahrt, tolles Essen und am Ende die Unterschrift unter den Vertrag, der erst einmal bis zum Saisonende geht. Ob Adu heute immer noch Bock auf Rize hat, ist nicht übermittelt. Die Zweifel sind berechtigt. Denn das Türkei-Vorstellprogramm fand in Istanbul und nicht in Rize statt. Zum Vergleich: Istanbul hat 17 Millionen Einwohner, ein pralles Nachtleben, viele Sehenswürdigkeiten - Rize hat wenig bis fast kein Nachtleben, wenig Sehenswürdigkeiten und 319.637 Einwohner.
Wer könnte es Adu verdenken, wenn er sich mit folgenden Worten verabschieden würde. "Leute, danke für das Essen, aber ich habe mehr Twitter-Follower als ihr Einwohner!" Falls ihm langwelig wird, kann er ja bei seinem besten Kumpel Jozy Altidore vorbeischauen. Der spielt ab sofort für Bursaspor...
Sprachexperte Bernardo: Ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass Bernd Schuster Trainer von Besiktas ist. Es ist ja schon allemal ein Achtungserfolg, dass er es so lange auf der Bank geschafft hat, ohne entlassen zu werden, denn Besiktas-Boss Yildirim Demirören hat durchaus ein Faible dafür. Bernd Schuster hat er bislang verschont: Der ist beliebt, bekommt neue Stars und darf sein eigenes Real aufbauen. Nur mit den Menschen außerhalb des Klubs wird er nicht so richtig warm.
Erst hat es die Presse auf ihn abgesehen, dann der eine oder andere Gegner und jetzt sind die Schiedsrichter dran. Beim 1:2 gegen Büyüksehir wurde Bernd Schuster auf die Tribüne verbannt, weil er den vierten Offiziellen, Koray Gencerler, offenbar beleidigt haben soll.
Schuster verteidigt sich: "Ich kann doch überhaupt kein Türkisch." Auch Vorstandmitglied Mete Düren stellt sich hinter seinem Trainer: "Wir werden prüfen, ob Gencerler Deutsch oder Spanisch kann. Schuster kann jedenfalls kein Türkisch." Inzwischen kommt Licht ins Dunkel: Schuster soll wenig missverständlich "F... you" geschrien haben. Dafür muss man wahrlich kein Spanisch oder Deutsch können - und Englisch eigentlich auch nicht, oder?
Hakan Sükür, komm' zurück: Vor fast genau einem Jahr feierten die Galatasaray-Fans. Nachdem schon im Sommer Keita, Elano und Co. verpflichtet wurden, legte der Vorstand nach und holte in der Winterpause Lucas Neill, Giovanni Dos Santos und Jo. Sämtliche Stars sind mittlerweile wieder weg und die Gala-Fans müssen mit den eher weniger bekannten Zeitgenossen Stancu, Culio oder Zapata Vorlieb nehmen.
Weil aber Gala ja eigentlich doch ein großer Klub ist und es ohne Stars irgendwie auch nicht geht, hat Yilmaz Toköz, Ehrenratsmitglied und Dauer-Präsidentschaftskandidat bei Gala, einen brillanten Vorschlag.
"Ich bin seit 60 Jahren Galatasaray-Fan und ich habe noch nie erlebt, dass Gala keinen gescheiten Stürmer hat. Ich schlage vor, dass der Vorstand Hakan Sükür reaktivieren sollte. Ich denke, sie sollten ihn überreden, das zu tun. Drei Monate sollte er noch spielen können."
Super Vorschlag, Herr Toköz. Auf dessen Wunschliste stehen unbestätigten Meldungen zu Folge auch Carlos Valderrama, Vinnie Jones, Yordan Letschkow und Toni Polster. Rene Higuita hat eine neue Handynummer und war nicht zu erreichen...