FC Bayern - FC Sevilla: Die Analyse
Der Gegenüber aus Sevilla ging sein erstes Pflichtspiel seit dem 3:2-Sieg im Europa-League-Finale gegen Inter in seiner gewohnten 4-3-3-Formation an. Neu ins Team rückten für die abgewanderten Reguilon (Tottenham) und Banega (Al-Shabab) die beiden Ex-Schalker Escudero und Rakitic.
Ebenjener Rakitic war es auch, der dem Underdog zur frühen Führung verhalf. Nach Flanke von Suso und Kopfballvorlage von de Jong brachte Alaba den Kroaten im Sechzehner zu Fall, den fälligen Elfmeter verwandelte Ocampos sicher ins linke untere Eck (13).
Sevilla erwies sich als der erwartet unangenehme Gegner, der das Spiel der Münchner durch gute Staffelung im Spiel gegen den Ball und mutige Pressingphasen nie zur vollen Entfaltung kommen ließ. Trainer Lopetegui trieb die Seinen aus der Coaching Zone immer wieder lautstark an, rief häufig "falta" (Foul), wenn der Rekordmeister die erste Pressinglinie (de Jong, Ocampos und Suso) überspielte.
Sevilla mit viel Kampf und Disziplin
Auffällig in Durchgang eins: Die auf dem Papier als Außenstürmer aufgebotenen Ocampos und Suso rückten bei Ballbesitz Bayern sehr weit ein, um das Zentrum dicht zu machen. Die Flick-Elf hatte dadurch besonders in der ersten halben Stunde Schwierigkeiten, Tiefe in ihr Spiel zu bekommen. Die Tempovorteile von Gnabry und Sane wurden somit fast neutralisiert. Die wenigen Großchancen, die sich den Bayern boten, nutzten sie zudem nicht.
Erst ein Außenristchipball von Müller in den Sechzehner, den Lewandowski überragend für Goretzka in den Rücken der Sevilla-Abwehr legte, führte zum Erfolg (34.). Sevilla ließ sich von dem Ausgleich jedoch nicht beeindrucken und verdiente sich das Remis zur Pause.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Partie umkämpft, die Bayern erspielten sich aber mehr Tormöglichkeiten. Zwei Treffer bekamen die Münchner auf teilweise umstrittene Art und Weise aberkannt (51., 62.), Sevilla begann zu wanken, fiel aber nicht.
Bayern mit Neuer und Martinez
Am Ende hatte sogar der spieldominante Champions-League-Sieger Glück, sich in die Verlängerung zu retten, als der eingewechselte En-Nesyri nach einem Alaba-Fehler und Konter im Eins-gegen-Eins mit Neuer scheiterte (87.). Der Schlagabtausch ging munter weiter, bis der nach 99 Minuten für Goretzka ins Spiel gekommene Martinez kurz vor der Halbzeit der Verlängerung nach einem abgewehrten Alaba-Schuss per Kopf zuschlug (104.).
Die Bayern brachten den Sieg über die Zeit - und feierten ihren Matchwinner.
FC Bayern München - FC Sevilla: Die Aufstellungen
FC Bayern: Neuer (C) - Pavard, Süle, Alaba (112. Boateng), Hernandez (99. Davies) - Kimmich, Goretzka (99. Martinez) - Gnabry, Müller, Sane (70. Tolisso) - Lewandowski
FC Sevilla: Bounou - Navas (C), Diego Carlos, Kounde, Escudero - Jordan (94. Vazquez), Fernando, Rakitic (56. O. Torres) - Suso (73. Gudelj), De Jong (56. En-Nesyri), Ocampos
FC Bayern München - FC Sevilla: Die Daten des Spiels
Tore: 0:1 Ocampos (13.), 1:1 Goretzka (34.), 2:1 Martinez (104.)
- Der FC Bayern gewinnt die Trophäe nach 2013 zum zweiten Mal ist nun der 10. Verein, der den europäischen Supercup mehrfach gewonnen hat.
- Sevilla ist bei der sechsten Teilnahme im UEFA Supercup zum fünften Mal der Verlierer - kein anderes Team hat diesen Wettbewerb so oft verloren.
- Vor Martinez war es nur einem Mittelfeldspieler gelungen, in zwei verschiedenen Supercups zu treffen, nämlich der verstorbenen Sevilla-Ikone Jose Antonio Reyes (2010 mit Atletico und 2015 mit Sevilla).
- Für Neuer war es das 120. Spiel in UEFA-Wettbewerben - der Torhüter des FCB war damit der international erfahrenste Spieler auf dem Platz.
- Sevilla-Rückkehrer Rakitic bestritt sein 150. Pflichtspiel für die Andalusier, das erste seit Mai 2014.
Der Star des Spiels: Manuel Neuer (FC Bayern)
Beim Elfmeter machtlos, nach der Pause gegen de Jong dafür bärenstark im kurzen Eck zur Stelle. Rettete die Bayern kurz vor Schluss im Eins-gegen-eins mit En-Nesyri in die Verlängerung, auch dort der Retter. Mal wieder ein absolutes Weltklasse-Spiel des Nationaltorhüters.
Der Flop des Spiels: Niklas Süle (FC Bayern)
Ließ sich vor dem Elfmeter zum 0:1 von de Jong im Luftduell viel zu leicht abkochen, eine Flanke rutschte ihm anschließend durch die Beine. Auch nach der Pause einen Schritt zu spät bei de Jong und dessen Chance zum 1:2 und in der Verlängerung mit dem nächsten Aussetzer, den er jedoch selbst noch ausbügeln konnte. Dennoch: kein guter Auftritt des Nationalspielers, der nach seiner langen Verletzung körperlich noch nicht auf der Höhe zu sein scheint.
Der Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)
Es war zwar kein Muss-Elfmeter für Sevilla in der 13. Minute nach Alabas Foul an Rakitic, weil der Österreicher seinen Gegenspieler nicht aktiv abräumte, die Entscheidung des 41-jährigen Engländers ging aber als vertretbar durch und war somit kein Fall für den Videoassistenten. Taylor legte insgesamt aber keinen souveränen Auftritt hin. Das aberkannte Abseitstor durch Lewandowski in der 51. Minute ging in Ordnung, allerdings nahm der Unparteiische elf Minuten später einen Treffer durch Sane zurück, weil er ein Stürmerfoul von Lewandowski an Escudero gesehen hatte, das keines war. Der VAR intervenierte nicht - Glück für Sevilla.