Lange Zeit konnte David Alaba dem FC Bayern München nichts abgewinnen - nun ist er das größte Talent des Rekordmeisters. Mehmet Scholl ist angetan, Hermann Gerland völlig begeistert, die Mitspieler schwärmen. Der 17-Jährige bleibt dennoch auf dem Boden, weil er "intelligent, selbstkritisch und selbstbewusst" ist.
Seit gut einem Monat ist David ein echter Alaba. Die Alabas nämlich sind immer irgendwie Erster. Papa George zum Beispiel: Der gebürtige Nigerianer war der erste dunkelhäutige Gardesoldat in der Geschichte des österreichischen Bundesheeres. Mama Gina ist ebenfalls eine Nummer eins. Bei der Wahl zur "Miss Philippines" landete sie in den 80er Jahren ganz vorne.
Nun ist also auch der Filius Erster. Mit 17 Jahren und 112 Tagen hat David den Rekord als jüngster österreichischer Nationalspieler aller Zeiten inne - ein Einsatz gegen Frankreich Mitte Oktober verhalf ihm auf den imaginären Thron.
In Österreich ist er spätestens seitdem einer der großen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. In Deutschland ist Alaba das auch - auf einen besseren FC Bayern München.
Lob von Scholl, Schwarz und Gerland
"Er ist ein großes Talent und hat sehr gute Voraussetzungen", sagt Mehmet Scholl, Alabas Coach bei Bayerns zweiter Mannschaft, gegenüber SPOX. "Ihm stehen alle Türen offen. Ich habe selten einen jungen Kerl gesehen, der schon so weit ist", ergänzt Mitspieler Danny Schwarz. Und Schwarz hat schon viele gesehen, in 122 Bundesliga- und 185 Zweitligaspielen.
"Er hat letzte Saison ein paar Mal bei uns mittrainiert. Da bin ich jedes Mal nach Hause gekommen und hatte gute Laune. Das ist eine Augenweide, ein Genuss, genau mein Fall", schwärmt Scholls Vorgänger Hermann Gerland.
Auch der Tiger muss es wissen: Er hat Größen wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Piotr Trochowski, Zvjezdan Misimovic oder Paolo Guerrero hervorgebracht. Bei den Bayern jedenfalls ist man sich einig: David Alaba ist ein Ausnahme-Talent.
Am liebsten im zentralen Mittelfeld
Doch nur Talent zu sein reicht ihm nicht. "Er will es hier mit aller Macht schaffen", sagt Schwarz. Dazu schiebt Alaba regelmäßig Sonderschichten. "Er ist ein Spieler, der mich nach dem Training fragt: 'Trainer, kann ich noch Freistöße schießen, kann ich noch flanken?' Das sind beste Voraussetzungen, dass jemand klar im Kopf ist und ein Ziel vor Augen hat", sagt Scholl.
"Ich muss mich in allen Belangen verbessern", ist einer der Sätze, den man Alaba häufig sagen hört. Darum hat er kein Problem damit, wenn ihn Österreichs Nationalcoach Dietmar Constantini als Linksverteidiger aufstellt oder Scholl ihn im linken Mittelfeld einsetzt. Auch wenn er am liebsten im Zentrum spielt. Das alles bringe ihn weiter, sagt Alaba.
"Er ist ein echter Instinkt-Fußballer. Zentral hinter den Spitzen kommt er am besten zur Geltung. Das ist, meiner Meinung nach, seine Ideal-Position. Er ist so torgefährlich, dass er aus dem Zentrum am meisten bewirken kann", sagt Ralf Muhr, Nachwuchsleiter von Alabas Ex-Klub Austria Wien.
Alaba: "Ich habe die Bayern gehasst"
Von dort war der damals 16-Jährige im Sommer 2008 ins Jugendhaus des deutschen Rekordmeisters nach München gewechselt. Dabei "habe ich die Bayern gehasst", sagt Alaba ganz offen. "Die sind immer mit dem feinsten Trainingszwirn und dem schönsten Bus zu den Nachwuchsturnieren gekommen und haben sich feiern lassen."
Alaba mag es lieber normal. In Wien wächst er im Stadtteil Aspern auf. Der Vater verdient sein Geld als Musiker, die Mutter ist Krankenschwester. David tritt mit neun Jahren dem Sportverein im 22. Wiener Bezirk bei. Schnell erkennt man seine außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Die Wiener Austria schnappt sich das Talent und verschafft ihm einen Platz in der Jugendakademie des Vereins. Mit 14 Jahren spielt Alaba bereits für Austrias U 17, mit 15 bei den Unter-19-Jährigen, noch im selben Jahr im Profi-Kader der Austria. Dann holen ihn die Bayern.
Bescheiden und bodenständig
Raus aus der fußballerischen Provinz der Austria, rein in den Vorhof des Glamours. Alaba bleibt dennoch auf dem Boden. "Er kann das schon ganz gut einordnen. Er neigt nicht dazu, überheblich zu werden. Er ist ein bodenständiger, lässiger Typ", sagt Muhr.
Für sein Alter wirkt Alaba schon recht reif. Der österreichische Journalist Martin Blumenau beschreibt es so: "Er ist 17 und verwendet in Interviews Worte, die Constantini erst nachschlagen muss und die bei Pacult sofortige Hautausschläge aufpoppen lassen. Er ist intelligent, selbstkritisch und selbstbewusst."
Und er ist einer, der über den eigenen Tellerrand hinausschaut. In München trainiert er an der Seite von Andreas Wölkhammer die U 11 der Bayern und engagiert sich als Betreuer an einer Behindertenschule. Er hat sich gut eingelebt in der fremden Stadt.
Und trotzdem bleibt ihm der enge Kontakt nach Hause ungemein wichtig. Wenn die Zeit es erlaubt, besucht er seine Familie in Wien und geht mit den Freunden von früher Billard spielen. "Das tut mir gut. Da komme ich immer gestärkt zurück", sagt er.
Herzog: Traue ihm den Durchbruch zu
In München will er nun den ganz großen Durchbruch schaffen. "Vom Potenzial traue ich ihm den auf jeden Fall zu", sagt Andreas Herzog im Gespräch mit SPOX.
"Er muss sich aber in allen Belangen weiterentwickeln. Für ihn wird es wichtig sein, dass er sich darauf vorbereitet, sein Leben lang gejagt zu werden und dass sich die Gegner auf ihn stürzen werden. Da muss er vom Körper, aber auch vom Kopf her robust werden."
Fabregas als Vorbild
Inspirieren lässt sich Alaba dabei vom FC Arsenal und Cesc Fabregas: "Mir taugt die Philosophie. Die Art, wie sie Fußball spielen, ist wunderbar. Fabregas ist mein Vorbild. Er kann technisch alles und strahlt Ruhe aus."
Eines Tages, hat Alaba mal gesagt, würde er auch gerne für die Gunners kicken. Derzeit fühlt er sich allerdings beim FC Bayern sehr wohl .
Ab Januar soll er regelmäßig bei den Profis mittrainieren und dort natürlich auch irgendwann spielen. Vielleicht sogar vor dem 16. März 2010. Dann wäre Toni Kroos seinen Rekord los - und ein Alaba mal wieder ganz oben. Als jüngster Bayern-Spieler in der Bundesliga aller Zeiten.
User-Blog über David Alaba: Österreichs Wundertalent