Die deutsche U21-Nationalmannschaft hat den EM-Triumph verpasst. Trotzdem geht Deutschland als Sieger aus dem Turnier. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Stefan Zieglmayer.
Spanien zeigte, wie gut die deutsche Mannschaft wirklich ist. Die DFB-Junioren standen nur im Finale, weil die Gegner zuvor zu schwach waren. Mit den anderen Top-Nationen kann Deutschlands Nachwuchsarbeit nicht mithalten. Alles Quatsch.
Die deutsche U21-Nationalmannschaft spielte eine starke EM, entwickelte sich individuell und als Team weiter und fliegt trotz der Finalniederlage als Sieger zurück nach Frankfurt.
Der DFB hat die richtigen Schlüsse gezogen
Die U21-EM ist der Beweis, dass der DFB die richtigen Schlüsse für den Nachwuchsbereich gezogen hat. Über allem steht die stets gepredigte Bolzplatz-Mentalität. Kreativität und Individualität sollen wieder mehr gefördert werden. Dank dieser Freiheiten und des Vertrauens in die Entscheidungsfindung der Spieler haben einige während dieser vier Wochen bei der U21 einen riesigen Entwicklungsschritt gemacht.
Hauptverantwortlich dafür sind drei Trainertypen: Der Typ Erfahrung (Stefan Kuntz), der Typ Innovation (Daniel Niedzkowski) und der Typ Altersspezialist (Antonio Di Salvo). Seit drei Jahren arbeitet das Trio so nun schon zusammen. Seit drei Jahren lebt es die neue Philosophie des DFB vor, bevor diese überhaupt so kommuniziert wurde. Nach dem frühen WM-Aus 2018 und der darauffolgenden Diskussion über mögliche Versäumnisse in der Jugendarbeit wurden die Lehren aus dieser Zusammenarbeit ausformuliert und sollen nun für alle U-Mannschaften Vorbild sein.
gettyDer Erfolg der U21 ist Werbung für die Bundesliga
Die Abschlussklasse 2019 ist groß. Für 19 Spieler des 23-Mann-Kaders war das Finale das letzte Spiel für eine deutsche U-Nationalmannschaft. Vor der Zukunft braucht sich der DFB trotz der jüngsten Misserfolge der U17 (Aus in der EM-Gruppenphase) und U19 (verpasste EM-Quali) aber nicht zu fürchten. Zumindest wäre es verfrüht, die jüngeren Jahrgänge abzuschreiben.
Viele Spieler der diesjährigen Abschlussklasse haben erst im Übergang zum Seniorenbereich den entscheidenden Sprung gemacht. Sie waren im U18- oder U19-Bereich noch nicht so weit. Der Erfolg dieser U21-Mannschaft ist daher sicherlich auch eine zusätzliche Werbung für die Talentförderung der Bundesliga.
Der Erfolg zeigt auch, dass es sich für die "kleineren" Bundesligisten auf jeden Fall lohnt, auf junge, deutsche Talente zu setzen - aus sportlicher und natürlich wirtschaftlicher Sicht.
Joachim Löw kann den Umbruch weiter vorantreiben
Auch für Joachim Löw ist diese EM ein voller Erfolg. Neben Jonathan Tah, Lukas Klostermann, Benjamin Henrichs und Maximilian Eggestein, die allesamt schon bei der A-Nationalmannschaft dabei waren, haben sich einige Spieler für höhere Aufgaben empfohlen. Allen voran Luca Waldschmidt, aber auch Mahmoud Dahoud, Marco Richter oder Alexander Nübel.
Löw muss sich beim Umbruch im DFB-Team in den kommenden Jahren keine Sorgen um den direkten Unterbau machen. Schließlich schaffte es die U21 mit einer 1B-Elf ins Finale - ohne die spielberechtigten Kai Havertz, Timo Werner, Julian Brandt, Thilo Kehrer und Leroy Sane.
gettyDie U21 hat die DFB-Fans ein Stück weiter zurückgeholt
Diese 1B-Mannschaft spielte erfolgreichen, frischen, unterhaltsamen Offensivfußball und transportierte den starken Teamgeist nach außen. Die Resonanz aus Deutschland ist positiv, die Fans rückten wieder ein kleines Stück näher an die Nationalmannschaft heran.
Das Bild, das die U21 in Italien abgab, passt zum erkennbaren Aufwärtstrend der Nationalmannschaft. Die EM war trotz der Niederlage im Finale ein voller Erfolg.