Erst ein Fehlstart, dann ein Patzer von Torhüter Alexander Nübel: Die deutsche U21-Nationalmannschaft ist im EM-Finale mit 1:2 (0:1) an Spanien gescheitert. Für die Iberer, die mit 2:0 führten und erst in der Schlussphase das einzige Gegentor kassierten, ist es der fünfte U21-EM-Titel - geteilter Rekord mit Italien.
Mit hängenden Köpfen schlichen die deutschen Spieler nach dem geplatzten Titeltraum zur Siegerehrung, die neuen Europameister aus Spanien standen Spalier und klatschten Beifall.
Stefan Kuntz versammelte seine Jungs noch auf dem Rasen zum Kreis und spendete Trost. "Wir können insgesamt sagen, dass es eine tolle U21 ist", sagte der Trainer in der ARD: "Es gibt so viele Spieler, die so viele Schritte gemacht haben. Klar, es ist leider ein Abschluss."
"Wir konnten trotzdem viel mitnehmen, obwohl wir nicht gewonnen haben. Aber die Enttäuschung ist natürlich sehr groß", sagte Kapitän Jonathan Tah: "Vielleicht haben wir uns in den ersten Minuten ein bisschen verunsichern lassen. Aber wir haben trotzdem bis zum Ende alles gegeben."
Spanien gegen Deutschland: Die Reaktionen der Trainer
Luis de la Fuente (Trainer Spanien): "Meine Spieler sind so talentiert, dass sie nicht nur 'normale' Fußballspieler sind - sie sind so viel mehr als das. Sie haben alles, was sie brauchen, um auf höchstem Niveau zu siegen, sowohl in ihren Vereinen als auch in der Nationalmannschaft."
Stefan Kuntz (Trainer Deutschland): "Wir haben gezeigt, dass wir mit ihnen konkurrieren können. Wir nehmen uns ein wenig Zeit, gehen nach Hause, verbringen jetzt Zeit mit Familie und Freunden."
Spanien gegen Deutschland: Die Analyse des Spiels
Die Furia Roja wurde ihrem Namen vor allem in den Anfangsminuten gerecht. Spanien presste hoch und provozierte einfache Ballverluste der DFB-Junioren. Erst nach rund 15 Minuten wurde Deutschland sicherer und dämmte die Angriffswellen der Spanier durch sicheres Passspiel ein.
Zuvor hatte Napoli-Star Ruiz die Spanier aber schon in Führung gebracht (7.). Beispielhaft ging dem Fernschuss eine flache Steil-Klatsch-Kombination mit Oyarzabal voraus. So versuchte Spanien immer wieder die deutsche Abwehrreihe auseinanderzureißen und die entstandenen Räume zu bespielen.
Das DFB-Team kam jedoch immer besser in die Zweikämpfe und spielte fortan selbst nach vorn. Ab der 30. Minute dominierte Deutschland das Spiel, kam jedoch kaum zu zwingenden Chancen. Von 13 Torschüssen kamen nur drei aufs Tor von Sivera.
Spanien beschränkte sich auf das Konterspiel - mit Erfolg. Nach einem Patzer von Nübel, der Ruiz' Fernschuss nach vorn abklatschen ließ, erhöhte Olmo auf 2:0. Kuntz brachte mit Neuhaus, Richter und Nmecha drei frische Offensivkräfte, Deutschland blieb im Angriffsdrittel aber zu harmlos. Stattdessen drängte Spanien auf das 3:0. Amiri verkürzte - bezeichnend für das Spiel - per Fernschuss. Der Anschlusstreffer kam jedoch zu spät.
Die Daten des Spiels Spanien gegen Deutschland
Tore: 1:0 Ruiz (7.), 2:0 Olmo (69.), 2:1 Amiri (88.)
- Für die deutsche U21 ist es die erste Niederlage seit 16 Spielen (13 Siege, drei Remis). Zuletzt verlor das Team von Stefan Kuntz mit 1:3 gegen Norwegen im Oktober 2017.
- Spanien ist zum fünften Mal U21-Europameister und ist damit neben Italien Rekordsieger des Turniers.
- Die Spanier erreichten bei vier der letzten fünf U 21-Europameisterschaften das Finale. 2015 waren die Iberer nicht qualifiziert, sodass sie bei jeder ihrer letzten vier Endrundenteilnahmen im EM-Finale standen.
- Die DFB-Junioren bauten ihre Torserie auf 13 Spiele in Folge mit mindestens einem Treffer aus. Zuletzt torlos blieb die deutsche Mannschaft beim 0:0 in Kosovo am 27. März 2018.
Der Star des Spiels: Fabian Ruiz (Spanien)
Nicht nur aufgrund seines Treffers der überragende Mann. Gestaltete gemeinsam mit Ceballos das Spiel des Europameisters und sorgte immer wieder für Überraschungsmomente. Trotz einiger Risikopässe enorm sicher und im Zweikampf nur schwer vom Ball zu trennen.
Der Flop des Spiels: Mahmoud Dahoud (Deutschland)
Nach zuletzt starken Auftritten hatte Dahoud gegen Spanien seine Probleme. Der technisch starke Mittelfeldmann des BVB traf wiederholt falsche Entscheidungen und machte vor allem durch Ballverluste auf sich aufmerksam. Bezeichnend sein verheerendes Zuspiel kurz nach der Pause.
Der Schiedsrichter: Srdjan Jovanovic (Serbien)
Leistete sich von Beginn an immer wieder klare Fehlentscheidungen. Ließ generell viel laufen, zeigte etwa beim Gerangel zwischen Amiri und Ruiz (28.) keine Karte, sondern suchte das Gespräch mit den Spielern. Die erste Gelbe Karte sah Vallejo (34.) nach seinem üblen Einsteigen gegen Waldschmidt - Glück für Vallejo, der auch Rot hätte sehen können.