Die deutsche U21-Nationalmannschaft steht im Halbfinale der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino. Der Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz reichte ein 1:1 (1:1) im letzten Gruppenspiel gegen Österreich. Der Einzug ins Halbfinale ist gleichbedeutend mit der Qualifikation für das olympische Fußballturnier in Tokyo 2020.
"Wir haben es aus eigener Kraft geschafft. Es war ein Schritt nach vorne - ein kleiner, aber der war wahnsinnig schwer", sagte Kuntz nach der Partie. Die deutsche U21 tat sich bisweilen sehr schwer gegen die physisch starken Österreicher. DFB-Torhüter Alexander Nübel rettete seiner Mannschaft im zweiten Durchgang den Punkt.
"Österreich ist eine starke Mannschaft, der heute nur nicht so viel gelungen ist", sagte DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff, der im Stadio Friuli in Udine auf der Tribüne saß. Er konnte der durchwachsenen Leistung des deutschen Teams aber auch etwas Positives abgewinnen: "Solche Spiele sind enorm wichtig für so ein Turnier. Sie zeigen, dass es kein Selbstläufer ist. Es besteht immer die Gefahr, dass man innerlich ein bisschen runterfährt, wenn es so gut läuft. Das darf bei so einem Turnier nicht passieren. Aber die Mannschaft hat sich gut gewehrt. Solche Spiele trotzdem erfolgreich zu gestalten, ist ein gutes Zeichen."
Österreich gegen Deutschland: Die Reaktionen der Trainer
Werner Gregoritsch (Trainer Österreich): "Es war für mich ganz wichtig, dass wir heute Charakter zeigen. Das ist uns gelungen. Ich glaube, dass es ein rassiges Spiel war. Schlussendlich muss man sagen, dass das Unentschieden verdient ist. Wir haben gezeigt, dass wir da auch dagegenhalten können, haben auch unsere Möglichkeiten gehabt. Am Ende waren es 20 Minuten gegen Dänemark, wo wir nicht gut gespielt haben. Daher ist es sehr bitter."
Stefan Kuntz (Trainer Deutschland): "Österreich hat klasse gespielt. Wir konnten unser Spiel nicht so durchziehen wie in den vergangenen Partien. Im Spiel nach vorne haben wir in den vergangenen Spielen besser abgeschlossen. Für uns war es erstmal verwunderlich, dass es Elfmeter gibt. Das war heute schon eine Klasseleistung. Man sieht auch, dass die Jungs, die in der Bundesliga spielen, Klasse haben."
Österreich gegen Deutschland: Die Analyse des Spiels
Die deutsche Elf begann sehr geduldig, aber spielbestimmend. Österreich setzte die deutsche Abwehr beim Aufbau bisweilen gut unter Druck, wurde selbst jedoch nur selten gefährlich. Kalajdzic verpasste Balics flache Hereingabe und damit die österreichische Führung aber nur knapp (13.).
Im Gegenzug sorgte eine sensationelle Einzelaktion für das 1:0 der DFB-Auswahl. Waldschmidt zog aus rund 25 Metern aus dem Stand einfach mal ab - der Ball schlug im rechten, oberen Winkel ein (14.).
Österreich glich zehn Minuten später durch Danso vom Elfmeterpunkt aus. Nübel hatte zuvor Kalajdzic im Luftduell gefoult. Das Spiel kippte nun etwas, die ÖFB-Kicker spielten mit den lautstarken Fans im Rücken selbstbewusster und zielstrebiger nach vorn. Nübel bewahrte das DFB-Team mit einer Weltklasse-Parade gegen Kalajdzic vor dem Rückstand (34.). Kurz vor der Pause scheiterte Kalajdzic am Pfosten.
Die deutsche Elf konnte das Spiel nach dem Seitenwechsel wieder etwas beruhigen, kam jedoch selbst kaum in Abschlusssituationen. Stattdessen parierte Nübel erneut stark gegen Balic (57.). Nach der Hereinnahme von Amiri und Serdar für die unauffälligen Neuhaus und Richter stabilisierte sich Deutschland, erspielte sich aber keine zwingenden Chancen mehr. Das lag in erster Linie an den unglücklichen Entscheidungen im letzten Angriffsdrittel.
Durch das Remis zieht Deutschland als Gruppenerster (7 Punkte) vor Dänemark (6 Punkte) ins Halbfinale ein. Auf wen die Kuntz-Truppe dort am 27. Juni trifft, steht noch nicht fest.
Die Daten des Spiels Österreich gegen Deutschland
Tore: 0:1 Waldschmidt (14.), 1:1 Danso (24./FE)
- Alle drei Vorrundenspiele hat Deutschland noch bei keiner U21-EM gewonnen.
Elf Mal traf die deutsche U21 bislang auf Österreich. Zum ersten Mal seit 1983 kam Deutschland nicht über ein Unentschieden hinaus. Die anderen Duelle gewann das DFB-Team allesamt.
Levin Öztunali absolvierte sein 28. Länderspiel für die deutschen Junioren und zog damit an Andreas Beck vorbei. Vor ihm liegt im Ranking der U21-Rekordnationalspieler nur noch Fabian Ernst, der 31 Spiele absolviert hat. Öztunali könnte Ernst aber auch bei einem Finaleinzug nicht mehr erreichen.
Österreich erzielte drei der vier Turniertore nach Standards (einmal nach Ecke, ein direktes Freistoßtor, ein Elfmeter), alle vier Gegentore fielen aus dem Spiel heraus.
Der Star des Spiels: Marco Friedl (Österreich)
Nahm den zuletzt so starken Richter komplett aus dem Spiel, gewann zwei Drittel seiner Zweikämpfe und eroberte neun Mal den Ball - bei nur einem Ballverlust. Offensiv setzte der Bremer immer wieder Nadelstiche und bereitete drei Torschüsse vor - darunter Kalajdzics Kopfball an den Pfosten. Dazu mit einer herausragenden Passquote von über 97,1 Prozent.
Der Flop des Spiels: Marco Richter (Deutschland)
Startete immer wieder in die Tiefe, bekam jedoch weniger Bälle als noch in den vergangenen Spielen und blieb somit wirkungslos. Der Augsburger kam vor seiner Auswechslung in der 56. Minute auf lediglich 20 Ballaktionen und gab nur einen Torschuss ab.
Der Schiedsrichter: Andris Treimanis (Lettland)
Ließ von Beginn an vieles laufen und bestrafte kleinere, taktische Fouls nicht sofort mit einer Gelben Karte. Zog nach 23 Minuten den Fokus auf sich, als er auf Foulelfmeter gegen Nübel entschied. Der deutsche Keeper erwischte Österreichs Kalajdzic im Luftduell mit seinem Schutzknie am Kopf, kurz bevor er den Ball fing. Die Entscheidung wurde vom VAR bestätigt und war absolut vertretbar. Verlor in einer sehr körperlich geführten Partie teilweise den Überblick und leistete sich einige Fehlentscheidungen.