Der zuständige Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) in Berlin eröffnete ein Sportstrafverfahren und ließ sich die Berichte der Sicherheitsaufsicht sowie des Schiedsrichters zuschicken. Laut NOFV drohen im Fall unsportlichen Verhaltens der Fans harte Sanktionen wie Punktabzüge, Platzssperren und Geldstrafen von bis zu 20.000 Euro.
Trainer Scholz übernahm nach dem schwachen sportlichen Auftritt seiner Spieler Verantwortung für die chaotischen Zustände. "Das Verhalten der Randalierer ist unentschuldbar, aber wenn wir besser spielen, passiert das alles nicht", sagte der frühere Bundesliga-Profi der Leipziger Volkszeitung.
Randalierende Leipziger Fans hatten in der 75. Minute beim Stande von 0:2 den Platz gestürmt und so einen Spielabbruch provoziert. Lok hätte mit einem Sieg in Erfurt Platz drei und damit noch die Regionalliga-Relegation erreichen können.
Die Zukunft ist offen
"Die Mannschaft war dem Druck nicht gewachsen", sagte Scholz über seine Elf, die nun weiter in der Oberliga spielen wird. Der Coach ließ seine Zukunft offen. "Die Euphorie im Verein ist auf einen Schlag weg, da macht man sich natürlich Gedanken."
Ein Rückzug von Scholz würde den Klub schwer treffen. Der frühere Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen und Werder Bremen hat viel Arbeit in den Klub gesteckt und für die neue Saison bereits eine neue Mannschaft geformt. Sieben neue Spieler hatte der 49-Jährige zu Lok gelotst.
Zuvor hatte bereits Basler seinen Verbleib in Frage gestellt. "So etwas, dass auch Verantwortliche und Spieler angegangen wurden, das habe ich so noch nie erlebt. Ich muss mir Gedanken machen, ob es in dieser Form noch Sinn für mich macht, hier weiter zu arbeiten", sagte der Ex-Nationalspieler, der selbst tätlich angegangen worden sein soll.
Stafen werden folgen
Besonders bitter für den Verein: 2200 Fans hatten den Klub nach Erfurt begleitet. Der größte Teil verhielt sich friedlich, lediglich ein paar Dutzend Krawallmacher brachten den Verein in Verruf. "Die "Vollidioten", so Basler, stürmten das Feld, riefen "Sieg oder Spielabbruch", lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen mit Steinen und Flaschen und zündeten Pyrotechnik. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, es gab 31 Verletzte, acht von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
"Das ist das Schlimmste, was uns passieren konnte", sagte Lok-Vorstandsmitglied René Gruschka am Tag danach dem SID. Der Klub rechnet mit einer saftigen Geldstraße, zudem sei die Arbeit der letzten zweieinhalb Jahren mit einem Schlag zerstört worden. Lok wollte mit den Ex-Profis Basler und Scholz im Schatten des Zweitligisten RB sportlich Schritt für Schritt nach oben und zur echten Alternative in Leipzig werden.
Am Montagabend traf sich das Präsidium des Klubs zu einer Krisensitzung. Dabei sollten die Täter anhand von Foto- und Videomaterial ermittelt und für den Schaden haftbar gemacht werden. Im Gegensatz zu Scholz und Basler denkt das Präsidium nicht ans Aufhören. Gruschka: "Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre völlig verkehrt."
Heiko Scholz im Steckbrief