Die ersten waren um halb fünf Uhr in der Früh gekommen. Viele mussten einigermaßen frustriert umdrehen als sie feststellten: Karten gibt's nur für Mitglieder. Zwischenzeitlich brach auch der Online-Server zusammen. Das "Städtische Stadion an der Grünwalder Straße" bietet eben nur noch 12.500 Besuchern Platz, und für das erste Heimspiel einer 1. Mannschaft des TSV München von 1860 seit zwölf Jahren an diesem traditionsreichen Ort waren die Restkarten wenig überraschend in einer Stunde weg.
"Das ist der Wahnsinn, was hier los ist", sagte der Kapitän der Löwen. Der heißt übrigens Felix Weber, ist 22 Jahre alt, stammt aus Jugend der Sechz'ger und hat bereits in der vergangenen Saison im "Grünwalder" gespielt - damals mit der 2. Mannschaft, die nun die 1. Mannschaft ist. Nur die Liga ist die selbe: Regionalliga Bayern. Nach dem 4:1 vergangenen Woche beim FC Memmingen trifft der TSV 1860 nun am Freitag (19.00 Uhr) auf Wacker Burghausen. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln.
Grünwalder Stadion: Bayern nur Untermieter
Tatsächlich aber ist es noch gar nicht so lange her, dass die Löwen auf Giesings Höhen spielten. Ehe sie mit Bayern München in die Allianz Arena zogen, absolvierten sie nach dem Abstieg aus der Bundesliga in der folgenden Zweitliga-Saison 2004/2005 immerhin elf Heimspiele in "ihrem" alten Stadion. Damals fanden dort noch um die 20.000 Zuschauer Platz - der Rekord datiert aus dem Jahre 1948 mit 58.200 Besuchern.
Die Löwen haben im Grünwalder 1966 ihre einzige deutsche Meisterschaft gefeiert. Der FC Bayern, jahrelang Untermieter des Lokalrivalen, spielte dort von 1925 bis 1972, seine 2. Mannschaft trägt dort noch immer ihre Heimspiele aus. Am 22. Oktober kommt es zum Spitzenspiel. TSV 1860 I gegen FC Bayern II.
Sechz'ger: Ungeeignet für großen Fußball
Für viele Anhänger der Sechz'ger ist die Rückkehr an den geradezu heiligen Ort die Endstation ihrer Sehnsüchte. Endlich kein Olympiastadion mehr, endlich keine Allianz Arena mehr. Aber: So ganz ohne Probleme geht es nicht, mal abgesehen davon, dass ein Großteil der Anhänger außen vor und ihm nur der Livestream bei Sport1 bleibt. Tatsächlich sind Stadion und Infrastruktur doch eher ungeeignet für großen Fußball. Das Grünwalder, zuletzt 2013 ein bisschen aufgepäppelt, ist eher eine Ruine, dennoch wird es wohl die ganze Saison über ausverkauft sein.
Umgewöhnen müssen sich die VIPs, die in der Allianz Arena, in die der TSV 1860 nicht zurückkehren darf, Logen nutzen konnten. Für die Betuchten haben die Löwen eine Almhütte aufgebaut - auf dem Vereinsgelände an der Grünwalder Straße 114.
Von dort soll es einen Shuttle-Service ins Stadion an der Grünwalder Straße 2 - 4 geben. Die VIPs könnten die 1,3 Kilometer auch laufen. Oder mit der Tram fahren: Es sind nur zwei Stationen, das gilt als Kurzstrecke und kostet mit einer Streifenkarte 1,35 Euro.